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Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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Ermittlungen anpackte. Wenn sie nach Spanien fuhr, vergeudete sie nur Zeit.
    Vielleicht kann ich ja ein paar Tage länger in Malaga bleiben und dort abtreiben lassen, schoß es ihr durch den Kopf, dann würde keiner etwas merken; aber noch während sie den Gedanken durchspielte, wurde sie so wütend auf sich selbst, daß sie rot anlief.
    »Ich schlage vor, daß ein anderer fährt«, sagte sie, ohne daß ihre Stimme besonders überzeugend geklungen hätte. Die Kollegen nahmen deshalb an, daß sie fahren wollte, sich aber aus Bescheidenheit zierte.
    »Ich habe schon mit dem Chef gesprochen, und er ist einverstanden«, sagte Ottosson.
    Sammy Nilsson grinste. Ihm lag eine weitere scherzhafte Bemerkung auf den Lippen, aber er verkniff sie sich, als Ottosson ihn mahnend ansah.
    »Weiter geht’s«, fuhr Ottosson fort, »Malmö hat sich gemeldet. Sie haben den Cousin ausfindig gemacht. Lennart Mark. Er war zum Wandern in Italien, ist aber gestürzt, hat sich ein Bein gebrochen und liegt da unten im Krankenhaus. Als er eine seiner Schwestern anrief, erfuhr er von Gabriella Marks Tod. Die Kollegen wollen uns die Telefonnummer des Krankenhauses in Bolzano besorgen.«
    »Gips ist eine Spezialität der Italiener«, bemerkte Sammy Nilsson.
     
    Sie gingen in ihre Büros. Lindell blieb zurück, um für einen Moment unter vier Augen mit Ottosson reden zu können. Er ordnete seine Papiere, sah sie an und bemerkte ihre bekümmerte Miene.
    »Ab nach Hause zum Kofferpacken«, sagte er freundlich.
    »Ich habe Anki gebeten, daß sie sich um die Flugverbindungen kümmert. Du kannst bestimmt morgen schon fliegen. Wir wollen die Spanier nur noch vorwarnen.«
    »Ich kann wirklich nicht fahren«, erwiderte Lindell. »Aus persönlichen Gründen.«
    »Hat es etwas mit einem bestimmten Herrn auf Gräsö zu tun?«
    Lindell schüttelte den Kopf.
    »Ist was mit deinen Eltern?«
    »Nein, das auch nicht.«
    Weiter reichte Ottossons Phantasie offensichtlich nicht, denn er betrachtete sie schweigend. Die Wahrheit lag ihr auf der Zunge, aber er kam ihr zuvor.
    »Bist du schwanger?«
    »Sieht man mir das an?«
    »Nein, und es hat auch keiner irgendwelche Andeutungen gemacht, aber ich habe dir angesehen, daß dir etwas große Sorgen bereitet.«
    Er verstaute seine Papiere in der Aktentasche und wich ihrem Blick aus.
    »Und …«
    »Nun ja, und dann komme ich zu der einfachen Schlußfolgerung, daß eine Frau, die sich solche Sorgen macht, schwanger ist, vermutlich gegen ihren Willen.« Er hatte mit leiser Stimme gesprochen.
    Lindell starrte ihn an, ohne ein Wort herauszubringen.
    »Habe ich jetzt zuviel gesagt?«
    »Nein, du hast mich nur überrumpelt.«
    Ottossons Worte rührten sie. Vielleicht lag es daran, daß sie zum ersten Mal über ihren Zustand reden konnte. Vielleicht ging ihr aber auch die Schlichtheit seiner Worte zu Herzen.
    »Du weißt nicht, was du tun sollst?«
    »Nein.«
    »Fahr nach Malaga, rede mit unseren Kollegen, überprüfe MedForsks spanische Kompagnons und laß dir etwas Zeit zum Nachdenken. Ruh dich aus, leg dich in die Sonne und laß es dir gutgehen.«
    »Wenn ich schon fahre, möchte ich nicht allein sein.«
    »Bosse Wanning von der Wikri fährt mit, das steht bereits fest. Sie haben einige interessante Dinge ausgegraben, aber die müssen da unten überprüft werden. Vielleicht können uns die Spanier dabei behilflich sein. Ich glaube, es geht um EU-Gelder, eine Art Entwicklungssubvention.«
    »Ich meinte jemanden von unseren Leuten«, erwiderte Lindell.
     
    »Ach so«, sagte Ottosson, machte jedoch ein skeptisches Gesicht. »Du weißt, wie wenig Geld wir haben.« Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er mit Vergnügen das ganze Kommissariat für ein oder zwei Wochen nach Spanien geschickt.
    »Man ist aber doch immer zu zweit«, beharrte Lindell.
    »Wie gesagt, ihr seid zu zweit.«
    »Aber Wanning wird sich durch die Geschäftsunterlagen wühlen.«
    »Na gut, ich werde sehen, was sich machen läßt«, beendete Ottosson das Gespräch.
     
    Lindell ging auf direktem Weg in ihr Büro. Sie hatte Ottosson nicht gebeten, über ihren Zustand zu schweigen; sie wußte, daß er es für sich behalten würde. Im Grunde war es enttäuschend, daß ausgerechnet ein Mann die Wahrheit herausgefunden hatte, aber was wußte sie schon, vielleicht ahnten Beatrice und andere ebenfalls, wie es um sie stand.
    Malaga wurde oft im Wetterbericht genannt, das war alles, was sie über die Stadt wußte. Südspanien. Bestimmt 40 Grad. Ob Ola mitkommen

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