Das Steinbett
wollte?
Sie wählte Havers Nummer und bat ihn zu sich.
»Spanien«, sagte Lindell, sobald er das Zimmer betreten hatte.
»Wie bitte?«
»Wir fahren zusammen«, erklärte sie. »Du kannst heute abend packen. Es ist sicher heiß da unten.«
Ola Haver war perplex, schluckte und machte Anstalten, etwas zu sagen. Lindell kam ihm zuvor: »Wir müssen zu zweit sein. Es steht noch nicht endgültig fest, aber ich habe dich vorgeschlagen.«
»Ich weiß nicht recht, es ist zu Hause gerade etwas stressig.«
»Es geht nur um ein paar Tage. Nun komm schon. Ich will nicht als einzige von unserem Kommissariat fahren.«
»Ehrlich gesagt glaube ich, daß Rebecka nicht sehr erfreut sein wird.«
»Sie wird dir doch wohl ein paar Tage in der Sonne gönnen.«
Haver stand auf. Er war sehr verlegen. »Gönnen und gönnen«, sagte er und trat ans Fenster. »Das Problem ist eher, daß ausgerechnet wir beide fahren.«
»Wie bitte?«
»Rebecka ist ein wenig eifersüchtig.«
»Auf mich?«
»Auf alle«, versuchte Haver abzuschwächen, als er Lindells bestürzte Miene sah.
»Du meinst …«
»Ich meine, daß wir beide uns gut verstehen und ziemlich viel Zeit miteinander verbringen. Du siehst ganz okay aus, und das weiß Rebecka und so weiter …«
»Danke, Ola, aber wir haben doch nie …«
»Nein, aber das weiß sie nicht.«
»Beklagt sie sich?«
»Beklagen tut sie sich nicht, aber sie macht kleine Anspielungen.«
»Dann rede erst einmal mit ihr«, forderte Lindell ihn auf, und Haver ging zurück in sein Büro.
Die Bekenntnisse ihres Kollegen über sein Familienleben und ihren Einfluß darauf verwirrten Lindell. Nie im Leben wäre sie auf die Idee gekommen, mit Ola ein Verhältnis anzufangen. Er sah gut aus und war nett, aber das war auch alles.
Sie lächelte. Du siehst ganz okay aus, hatte er gesagt, näher würde man einem richtigen Kompliment in diesem Kommissariat wohl niemals kommen.
Sie beschloß, Edvard anzurufen. Jetzt hatte sie eine gute Ausrede für den Fall, daß er sich mit ihr verabreden wollte. Der Anschluß war besetzt.
Eilig schrieb sie die Notizen zu ihrem Besuch bei Holger Johansson ins reine. Die Aussicht auf eine Reise nach Malaga hatte neue Kräfte in ihr freigesetzt. Plötzlich war sie wieder voller Tatkraft, sie wußte, daß es jetzt darauf ankam, am Ball zu bleiben.
Lindell suchte die Nummer des Maschinenverleihers heraus, der Mortensen den Bagger vermietet hatte. Der Mann kam sofort an den Apparat. Der Lärm im Hintergrund machte es aber unmöglich zu verstehen, was er sagte, bis er schließlich die Maschine abstellte.
»Da muß ich in meinem Kalender im Auto nachsehen. Ein Tag ist verdammt noch mal wie der andere. Warum wollen Sie das überhaupt wissen?«
»Reine Routine«, antwortete Lindell.
»Ja, hier«, sagte der Baggerführer. »Das war vielleicht ein lahmarschiger Typ. Genau wie seine Mutter. Sie hat dauernd gemeckert, wie gefährlich das wäre, und wollte nicht, daß ihr Sohn selber baggert. Am Ende habe ich ihr gesagt, sie soll gefälligst das Maul halten. Ich wollte noch weiter und hatte keine Zeit, da blöd rumzustehn und zu labern. Dem Mortensen fiel vielleicht die Kinnlade runter.«
»Und was hat seine Mutter gesagt?«
»Ist ohne ein Wort gegangen.«
»Danke für die Auskunft«, sagte Lindell freundlich. »Eine Frage noch: Wann haben Sie den Bagger wieder abgeholt?«
»Halb sieben am nächsten Morgen. Er war nicht gerade ein As im Baggern, aber er war ja auch Anfänger.«
Sie bedankte sich nochmals und legte auf.
23
Lindell schaute aus dem Flugzeugfenster. Kein Wald, war ihr erster Gedanke. Das Ackerland war in kleine Parzellen unterteilt, die alle rötlich leuchteten. Manche Felder bestanden aus grünen Punkten in schnurgeraden Reihen. Lindell vermutete, daß es sich um Sträucher oder kleine Bäume handelte.
Von oben betrachtet sind alle Länder schön, dachte sie, während das Flugzeug in geringer Höhe über Wohnhäuser und Gewerbegebiete glitt. Sie flog nicht sehr oft und hatte sich deshalb etwas angespannt auf ihrem Platz niedergelassen. Bei ihr saß Haver, auf der anderen Seite des Ganges Bosse Wanning vom Kommissariat für Wirtschaftskriminalität, neben ihm ein spanischsprechender Computerexperte, der in letzter Minute aufgetrieben worden war.
Als sie ihr Gepäck bekommen hatten und zum Ausgang strebten, erblickten sie einen jungen Mann mit einem Schild, auf dem ihre Namen standen.
»Herzlich willkommen in Malaga«, begrüßte er sie auf englisch. Er war in
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