Das Steinbett
ihr schwer, sich einen Reim auf diesen Plauderton zu machen.
»Ich selber sorge immer dafür, daß ich im Winter schwanger bin«, fuhr Beatrice fort. »Was macht Ihr Mann?«
»Er arbeitet an der Landwirtschaftlichen Fakultät in Ultuna«, sagte Teresia Wall.
»Ist er auch Wissenschaftler?«
»Er ist Veterinär.«
Lindell verließ den Raum und ging in ihr Büro.
Es klopfte, und Lindell rief »Herein«. Sie wußte, daß es Ottosson war. Alle anderen im Kommissariat traten nach einem kurzen Klopfen sofort ein. Der Kommissariatsleiter wartete hingegen stets ihre Aufforderung ab.
»Wir haben ein Fax von unserem spanischen Freund bekommen«, begann Ottosson und schwenkte ein Blatt. »Aber mein Englisch ist so schlecht, daß ich nicht viel kapiere.«
Lindell überflog das Fax. Jaime Urbano war immer noch nicht gefunden worden. Die Suche nach ihm wurde fortgesetzt, teilte Moya ihnen mit. Bei der Durchsicht der Buchhaltungsunterlagen und der Korrespondenz von UNA Medico war man dagegen auf etwas gestoßen, das Moya interessant erschien. Im Herbst 1999 war ein Wissenschaftler des Unternehmens dreimal in die Dominikanische Republik gereist. Insgesamt drei Wochen hatte er dort verbracht. Moya hatte die Daten notiert.
Ottosson zupfte an seinem Bart und machte ein nachdenkliches Gesicht. »Haben diese Idioten nicht jeden Kontakt mit der Dominikanischen Republik abgestritten?« fragte er.
»Ja sicher, de Soto hat erklärt, er habe dort nur Urlaub gemacht«, erwiderte Lindell. »Wir bitten Haver, die Zeiträume zu überprüfen. Vielleicht war Cederén zur gleichen Zeit da. Ich habe doch gewußt, daß da drüben irgend etwas im Gange ist, aber was?«
»Tierversuche«, schlug Ottosson vor.
»Wahrscheinlich.«
Lindell dachte an das Dokument, von dem Adrian Mård gesprochen hatte, die Beschreibung von Versuchen und die Notiz. War es Cederén gewesen, der diese Notiz hinzugefügt und von einer Fortsetzung der Versuche abgeraten hatte?
»Julio Piñeda«, sagte sie, »der Name ist auch in Mårds Dokument aufgetaucht. Er konnte sich an den Namen erinnern, als ich ihn erwähnte. Ich gehe jede Wette ein, daß er drüben in der Karibik für die Firma tätig ist.«
»Aber wie erklärt sich dann sein Brief? Er deutete doch darauf hin, daß jemand in Not war, oder wie er sich ausgedrückt hat.«
»Piñeda könnte ein Mann sein, der nicht nur an sich denkt«, spekulierte sie. »Vielleicht hat er versucht, für sich selber oder andere Vergünstigungen zu erreichen.«
Ottosson war skeptisch. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Dann hätte er sich bestimmt anders ausgedrückt. Stell dir vor, du wärst der örtliche Vertreter eines europäischen Unternehmens, dann willst du denen doch zeigen, wer du bist, und nicht als ein Nörgler dastehen.«
Lindell schwieg. Etwas, das sie vor kurzem erst gehört hatte, lenkte sie ab. Hatten Mortensen oder Teresia Wall etwas Besonderes gesagt?
»Schon möglich«, meinte sie, »wir müssen uns jedenfalls weiter mit diesem mystischen Julio beschäftigen. Haben die Nachforschungen in der Dominikanischen Republik etwas ergeben?«
»Wir haben noch keine Antwort erhalten«, erwiderte Ottosson. »Da drüben mahlen die Mühlen anscheinend ein wenig langsamer.«
Es fiel Lindell schwer, sich vorzustellen, wie die Kollegen auf der anderen Seite des Atlantiks arbeiteten. Immer Sonne und Sommer, Horden von Touristen.
»Vielleicht halten sie den größten Teil des Tages Siesta«, fuhr Ottosson fort, führte jedoch seine Analyse der Karibik nicht weiter aus, als er Lindells nachdenkliche Miene sah. »Was meinst du, bringt unsere Drohtaktik etwas?« wechselte er das Thema.
»Das wird sich zeigen«, meinte Lindell. »Ich glaube, bei Mortensen beißt man auf Granit. Einige der Wissenschaftler schienen mir auffällig nervös zu sein. Ich war übrigens in der Firma und habe mir die Mäuse angesehen, die sie dort halten. Ist bestimmt nicht toll, mit einer Kanüle im Rücken in einem Käfig zu hocken. Ich denke schon, daß diese Forscher die Notwendigkeit von Tierversuchen sich selbst gegenüber rechtfertigen können, aber sie sind sich bestimmt auch der öffentlichen Meinung zu diesem Thema bewußt.«
»Affen hast du nicht gesehen?«
»Nein, nur Mäuse und Ratten.«
Ottosson stemmte sich aus dem Sessel. Lindell sah ihm an, daß er noch etwas auf dem Herzen hatte, und ahnte, daß es um ihren Zustand ging. Sie tat nichts, um ihm zu helfen, sondern schlug eine freie Seite in ihrem Notizblock auf, so als wollte
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