Das Steinbett
hat oft von ihm gesprochen.«
Beatrice meinte hinterher, ein Immobilienfritze, der gleichzeitig so redegewandt war, wenn es um menschliche Beziehungen ging, sei doch einmal etwas ganz Neues.
»Sie hat alle verloren, die ihr lieb und teuer waren«, sagte Lindell, als sie und Beatrice die Aussagen über Gabriella Mark durchgingen. »Ihr Mann ist genauso gestorben wie ihre Eltern, und dann ist die Sache mit Cederén passiert.«
»Kein Wunder, daß sie Beruhigungsmittel genommen hat«, warf Beatrice ein.
»Sie haßte Ungerechtigkeiten?« sprach Lindell nachdenklich weiter.
Gabriella Mark war ihr sympathisch. Schade, daß wir uns nicht öfter unterhalten durften, dachte sie.
»Sie hätte eine gute Polizistin abgegeben«, meinte Beatrice.
»Ja, wir sind eben auch eine Art Projektleiter«, erwiderte Lindell. »Beim Projekt Gerechtigkeit.«
Der Arzt, der Gabriella Mark das Medikament verschrieben hatte, konnte ihnen nicht viel Neues berichten. Sie hatte ihn nur sporadisch aufgesucht. Offenbar hatte sie ihm nichts Persönliches anvertraut, sondern den Arzt nur benutzt, um an Beruhigungsmittel und Schlaftabletten zu kommen.
Finanziell ging es ihr gut. Das Haus war abbezahlt. Sie hatte einiges von ihren Eltern geerbt, so daß man sie finanziell unabhängig nennen konnte, obwohl sie so lange krankgeschrieben war. Ihr Bankguthaben belief sich auf fast achthunderttausend Kronen. Sie bezahlte in eine private Altersvorsorge ein und hatte, soweit sich dies ermitteln ließ, keine Schulden.
»Jedenfalls hat sie sich nicht wegen des Geldes mit Cederén eingelassen«, sagte Beatrice. »Geld hatte sie selber genug. Ich frage mich, ob sie von dem Geschäft in der Dominikanischen Republik gewußt hat. Wußte sie, daß Cederén dort Land gekauft hat? Vielleicht hatten sie gemeinsame Pläne.«
»Das glaube ich nicht«, erwiderte Lindell. »Oder vielleicht doch. Erinnerst du dich an den Brief, den wir gefunden haben? Dieser Piñeda, der geschrieben hat, daß sie in Not seien. Könnte dieser Brief aus der Dominikanischen Republik stammen? Bei Gabriella Marks Sinn für Gerechtigkeit kann man sich gut vorstellen, daß sie die Dinge wieder in Ordnung bringen wollte.«
In einer Viertelstunde sollte die Besprechung stattfinden. Die Ermittlungen im Fall Cederén waren in ein ganz anderes Licht gerückt. Lindell schloß die Augen und versuchte, all die losen Fäden logisch miteinander zu verknüpfen. Welche Rolle spielte Piñedas Brief? Der Anschlag der Tierschützer auf TV4? Was wußte Gabriella Mark? Was war so gefährlich, daß sie deshalb aus dem Weg geschafft werden mußte?
Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie, daß Beatrice sie mit einem Gesichtsausdruck beobachtete, der sowohl Sorge als auch Neugierde verriet. Was sieht sie, dachte Lindell. Für einen Moment begegneten sich ihre Blicke. Die beiden Kolleginnen standen sich nicht sehr nah, obwohl sie die einzigen Frauen im Kommissariat waren und deshalb so etwas wie Zusammengehörigkeit hätten empfinden sollen.
»Der Typ, der sich bei dem Überfall auf TV4 an der Treppe verletzt hat, ist jedenfalls wieder in Ordnung. Seine Beine sind nicht gelähmt«, sagte Beatrice.
»Gott sei Dank«, erwiderte Lindell, »aber unsere Lähmung nimmt dafür zu.«
»War es ein Mann?« fragte Beatrice. Lindell nickte.
»Bestimmt.«
»Er hat sie gekannt.«
»Ich denke schon. Es war bestimmt kein Verrückter, der aus dem Wald spaziert kam und sie aus purem Vergnügen erwürgte. Er kannte sie und wollte sie zum Schweigen bringen.«
Lindell wurde schlecht, und sie stand auf. Es ärgerte sie, daß sie sich so schlecht konzentrieren konnte. Wie lange war einem übel?
»Wenn wir davon ausgehen, daß Gabriella Marks Theorie zutrifft und Cederén aus dem Weg geschafft wurde, welchen Grund könnte es dann dafür geben?« spekulierte Beatrice weiter.
»Finanzielle Motive«, antwortete Lindell. Es war ihr mit Mühe gelungen, den Brechreiz zu unterdrücken, und sie drehte sich wieder um.
»Möglich«, erwiderte Beatrice zweifelnd. »Obwohl es MedForsk doch gut geht. Ausnahmslos hervorragende Geschäftszahlen und neue medizinische Erfolge. Die Firma stand kurz vor einer kräftigen Expansion.«
»Wenn es aufwärtsgeht, ist die Verzweiflung am größten, falls es etwas gibt, das nicht ins Bild paßt. Vielleicht paßte Cederén nicht mehr ins Bild.«
Lindell war plötzlich den Tränen nah. Erneut mußte sie ihrer Kollegin den Rücken zukehren.
»Was ist los?« fragte Beatrice. »Du siehst so traurig
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