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Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Titel: Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Hasler
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zufrieden zu sein. Er musterte Kinsky mit kaum verhohlenem Misstrauen.
    „Sie meinen also, dass Herr Pawalet vielleicht wusste, dass seine Leiche unter ungewöhnlichen Umständen gefunden würde und dass er den Brief deswegen versteckt hat? Bevor ihn vielleicht … die Polizei findet und liest? Wenn ein Mann weiß, dass er an Magenkrebs sterben wird, dann stellt er sich doch darauf ein, das in einem Hospital zu tun und nicht elend und einsam im eigenen Bett, nicht wahr? Dr. Kinsky, Sie müssen zugeben, dass das alles sehr eigenartig, wenn nicht sogar haarsträubend klingt.“
    „Aber so war es!“, rief dieser. „Herr Inspektor, ich bin aber auch wirklich ein Dummkopf!“ Er schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn, so dass ein paar Hautschuppen auf seinen Kragen rieselten, wie abgeklopfter Staub, der sein Denken überzogen hatte. „Das ist ja nun vielleicht doch ein Hinweis darauf, dass er sich umgebracht hat. Natürlich! Nur Selbstmörder schreiben Abschiedsbriefe. Ich hätte es merken müssen, als er mir von dem Brief erzählt hat! Oh Gott, ich hätte Verdacht schöpfen müssen. Ich hätte es verhindern können!“
    Lischka sah Kinsky an wie einen alten Mann, der das plötzliche Hinscheiden seiner Gattin beweint und gleichzeitig eine junge, hübsche Dame im Arm hat. Hinter seiner Stirn arbeitete es. Er straffte sich und atmete einmal tief aus.
    „Ich will diesen Brief sehen!“
    „Ich habe ihn in einen Abfalleimer geworfen“, sagte Pawalet.
    Lischka seufzte. „Das trifft sich natürlich gut, nicht wahr, Dr. Kinsky?“
    „Herr Inspektor, Sie beleidigen mich … wirklich! Ich war Pawalets bester Freund. Mich zu verdächtigen, dass ich an seinem Tod auch nur den geringsten Anteil, ja, dass ich auch nur die geringste Kenntnis davon hatte, ist … ist einfach infam.“
    „Ja, ich gebe zu, die Umstände sind in der Tat nicht ganz koscher, Herr Direktor. Aber das macht nichts. Wenn es so ist, wie Sie sagen, wird man das auch nachweisen können. Wir wissen ja alle, dass in unserer schönen Monarchie alles seinen Sinn und Zweck hat und alles den rechten Gang geht, nicht wahr? Es wäre doch bedauerlich, wenn einem kleinen Museumsangestellten nicht das gleiche Recht geschähe wie allen anderen auch, und sei es nur post mortem.“
    ***
    Julius Pawalet sah dem glattrasierten Inspektor in dem steifen braunen Zweireiher hinterher, bis dessen harte Schritte hinter der Tür verklungen waren.
    Nur die leise Ironie seiner letzten Worte blieb in dem Zimmer zurück wie giftiger Staub in der Luft.
    Kinsky seufzte. „Ach, diese Polizei! Man fühlt sich ganz beengt, wenn einer von denen da ist.“ Er sank zurück in seinen Sessel, als könnte er sich keine Sekunde länger auf den Beinen halten.
    „Also, was auch immer dieser Inspektor Lischka an dem Brief Ihres Vaters seltsam oder verdächtig findet …“, er lachte einmal kurz ungläubig auf, „alles, was darin steht, gilt selbstverständlich. Sie sind eingestellt, Pawalet junior.“
    Seltsamerweise fühlte Julius keinerlei Freude in sich aufsteigen. Seine Kiefer begannen zu mahlen, ohne dass er es recht merkte.
    „Freuen Sie sich denn gar nicht?“, polterte Kinsky.
    Julius hob den Kopf und blinzelte. „Ist es sehr unhöflich zu fragen, warum Sie das tun? Er war ein Trinker. Ich bin ein Herumtreiber. Bezahlt der Kaiser Sie dafür, dass Sie so jemanden einstellen?“
    Der Museumsdirektor riss die Augen auf. „Wie reden Sie denn über Ihren armen Vater, Julius? Der Mann hat schreckliche Dinge erlebt, und die Menschen greifen oft zu Flaschengeistern, wenn sie nicht mehr weiterwissen.“
    „Warum haben Sie ihn aber eingestellt?“
    „Ach, das ist so lange her, dass ich es schon gar nicht mehr weiß.“ Er fuchtelte mit den Händen in der Luft herum, als wollte er das Thema verscheuchen. „Ihr Vater hatte sich eine Jahreskarte für unser Haus gekauft, das muss wohl so … hm … 1896 gewesen sein. Er war jeden Tag hier. Und ich habe erkannt, in was für einer Misere er steckte, und zugleich, wie viel Potenzial er hatte. Er stand damals vor einem Rubens und hat irgendetwas sehr Philosophisches, sehr Kluges gesagt. Dabei hat er gestunken wie ein Müllsammler und ausgesehen wie ein Griasler, der im Kanal übernachtet.“ Kinskys Augen schweiften in die Ferne.
    Julius schüttelte den Kopf. „Und da haben Sie ihn in die Badewanne gesteckt und ihm eine Anstellung als seltsames Maskottchen gegeben.“ Er fand es immer noch skurril, dass ausgerechnet sein unzuverlässiger

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