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Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Titel: Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Hasler
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und anderen Kunstgegenständen. Seine private Sammlung gilt als eine der wertvollsten der Monarchie. Pirnowsky stand unserem Kaiser Franz Joseph sehr nah und hat auch zur Eröffnung des Kunsthistorischen Museums vor nunmehr 14 Jahren einige besondere Stücke gestiftet, die sich im Laufe der Zeit als alte Geschenke des Hauses Habsburg an die Familie des Freiherrn herausstellten. Pirnowsky weigerte sich zu Lebzeiten, mit Teilen seiner Besitztümer die ungeheuren Schulden seiner Familie zu tilgen. Dies sollte nun also gestern im Palais der Familie geschehen. Nachdem die Provenienz des auffälligen Gemäldes nicht geklärt werden konnte, wurde das Bild in die Restaurationswerkstätten des Kunsthistorischen Museums überführt, wo untersucht werden muss, ob Freiherr von Pirnowsky eine überaus geniale Fälschung besaß. Es muss ebenfalls gesichert werden, ob dieses Bild möglicherweise ein bis dahin unbekannter Rubens ist. Nach Jan Groukoults Expertenmeinung hängt ein absolut identisches Doppel dieses Bildes im Kunsthistorischen Museum. Dies sei verwunderlich, da bereits im Museum von Antwerpen ein ganz ähnliches Bild existiert und die Kunstwelt bislang nichts von einem derartigen Duplikat in Wien weiß. In den nächsten Tagen soll nun geklärt werden, ob es sich bei dem Gemälde um einen echten Rubens handelt. Die Erben Pirnowskys wurden gebeten, die Korrespondenz des Verstorbenen nach Vermerken dazu zu durchsuchen.
    Der Direktor des momentan für die Öffentlichkeit unzugänglichen Kunsthistorischen Museums, Dr. Gustav Kinsky, wurde zu dem Vorfall befragt, war jedoch nicht zu einem Kommentar bereit.

    „Das kann ich mir denken …“, murmelte Julius fassungslos und ließ die Zeitung sinken.
    „Was ist denn?“, fragte Lischka.
    Julius fand, dass es nun an der Zeit war, dem Inspektor von seinem Verdacht zu berichten.
    „Ich habe genug damit zu tun, einen Kunstmörder zu fassen“, sagte dieser müde. „Das sind ziemlich ungeheuerliche Verdächtigungen. Bist du sicher, dass du in den paar Wochen, die du da gearbeitet hast, so viel Einblick in das Museum bekommen hast, dass du das wirklich beurteilen kannst?“
    „Red nicht so daher, Rudolph“, fuhr Julius ihn an. „Du handelst sicher auch oft aus dem Instinkt heraus, oder etwa nicht?“
    „Sicher tu ich das. Aber ist dieses doppelte Bild wirklich Verdacht genug?“
    „Keine Ahnung. Aber langsam frage ich mich, ob mein Vater mir genau aus diesem Grund die Lupe geschickt hat. Was sonst kann man damit entdecken als irgendwelche … Fehler bei den Gemälden?“
    „Julius, ich bin wahrhaftig kein Kunstexperte und kann die Sache natürlich nicht beurteilen“, warf Lischka bedächtig ein, „ aber wie kommt dein Vater auf die Idee, du könntest anhand einer Lupe Kunstfälschungen entdecken? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so einfach ist.“
    „Er muss mir in seinem echten Abschiedsbrief dazu etwas verraten haben“, sagte Julius. „Doch dieser Abschiedsbrief wurde wahrscheinlich vernichtet und an seiner Stelle ein harmloser geschrieben, der keinerlei derartige Informationen enthalten hat. Das Begleitschreiben für diese Lupe hatte eine ganz andere Schrift.“
    „Wie kam es überhaupt, dass dich Abschiedsbrief und Lupe getrennt erreichten?“, fragte Lischka. „Wenn die Lupe erst nach dem Tod deines Vaters an dich geliefert wurde – wer hat sie dann geschickt?
    Julius zuckte mit den Schultern. Dieser Umstand war ihm ein Rätsel.
    „Wenn du mich nach meinen Motiven fragst …“, sagte er nachdenklich, „ich kenne sie selbst nicht. Eigentlich ist es mir gleichgültig, was mein Vater getrieben hat und was ihn beschäftigt hat. Es ging mich schon lange nichts mehr an. Aber jetzt, wo ich selbst meine Fühler danach ausstrecke, ich weiß nicht … seitdem bin ich hungrig nach einer Antwort. Er ist, als würde er mich leiten …“
    In diesem Augenblick beugte Lischka sich über den Tisch und sagte: „Aber vielleicht hast du recht, Julius. Soviel ich weiß, haben sich die Ermittlungen der Polizei bislang gar nicht so sehr auf das Kunsthistorische Museum bezogen, sondern eher auf das Umfeld der Opfer. Und dein Arbeitgeber war mir schon immer suspekt. Es gibt jetzt schon drei seltsame Geschichten, in die er verwickelt ist. Ich denke, das genügt, um noch einmal ein intensives Gespräch mit Kinsky zu führen. Aber erst morgen. Zuerst muss ich mir einen Überblick verschaffen, ob es Akten zu Alois Lanz gibt.“
    ***
    Der renommierte Kunsthändler hatte seinen

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