Das Sterben in Wychwood
rasch:
«Bestimmt nicht. Wenn das Mädchen beschlossen hätte, sich umzubringen, hätte sie wahrscheinlich etwas dafür gekauft. Das hier war eine alte Flasche, die sie seit Jahren gehabt haben muss. Und überhaupt war sie, wie ich schon sagte, nicht so eine Art Mädchen.»
«Also denken Sie – was?» fragte Luke geradeheraus.
«Ich denke, dass es ein großes Malheur war.»
Sie schloss die Lippen und sah ihn ernst an.
Als Luke eben fühlte, dass er unbedingt versuchen müsse, etwas zu sagen, was von ihm erwartet wurde, kam eine Ablenkung; es wurde an der Tür gekratzt, und ein klägliches Miau ertönte.
Miss Waynflete sprang auf und öffnete die Tür, woraufhin ein prachtvoller orangefarbener Angorakater hereinspazierte. Er hielt inne, sah den Besuch missbilligend an und sprang auf die Lehne von Miss Waynfletes Stuhl.
Sie sprach zärtlich zu ihm.
«Ja, Wonky Pooh – wo war denn mein Wonky Pooh den ganzen Morgen?»
Der Name weckte eine Erinnerung in Luke; wo hatte er nur von einem Angorakater gehört, der Wonky Pooh hieß? Er sagte:
«Das ist aber ein besonders schöner Kater. Haben Sie ihn schon lange?»
Miss Waynflete schüttelte den Kopf.
«O nein, er gehörte einer alten Freundin von mir, Miss Pinkerton. Sie wurde von einem dieser schrecklichen Autos überfahren, und ich konnte Wonky Pooh natürlich nicht Fremden überlassen, das hätte Lavinia fürchterlich gekränkt; sie hatte ihn geradezu angebetet – er ist aber wirklich sehr schön, nicht?»
Luke beeilte sich, seiner Bewunderung nochmals Ausdruck zu verleihen.
Miss Waynflete sagte: «Geben Sie acht auf seine Ohren, damit hat er in letzter Zeit Probleme.»
Luke streichelte das Tier vorsichtig.
Bridget erhob sich.
«Wir müssen gehen.»
Miss Waynflete schüttelte Luke die Hand.
«Vielleicht», sagte sie, «werde ich Sie schon bald Wiedersehen.»
Luke meinte freundlich: «Ja, gewiss, ich hoffe es.»
Er fand, dass sie verwirrt und ein wenig enttäuscht aussah. Ihr Blick flog zu Bridget – ein rascher Blick mit der Andeutung einer Frage. Luke fühlte, dass zwischen den beiden Frauen ein Einverständnis herrschte, von dem er ausgeschlossen war. Es ärgerte ihn, und er nahm sich vor, der Sache bald auf den Grund zu kommen.
Miss Waynflete ging mit ihnen hinaus. Luke blieb einen Augenblick auf der obersten Stufe stehen und betrachtete beifällig Dorfplatz und Ententeich.
«Wunderbar unverdorben, dieser Ort», sagte er.
Miss Waynfletes Gesicht erhellte sich.
«Ja, wirklich», sagte sie. «Es ist hier noch gerade so, wie in meiner Kindheit. Wir lebten hier im Herrenhaus, in Wych Hall, wissen Sie. Doch als es an meinen Bruder fiel, hatte er keine Lust, da zu wohnen – konnte es sich auch nicht leisten, und es wurde zum Verkauf angeboten. Zum Glück erwarb Lord Whitfield den Besitz und rettete ihn so vor irgendwelchen Spekulanten. Er machte das Haus zu einer Bibliothek und einem Museum – es ist so gut wie unberührt geblieben. Ich arbeite dort zweimal in der Woche als Bibliothekarin – natürlich unbezahlt –, und ich kann Ihnen gar nicht sagen, welche Freude es mir bereitet, in dem alten Haus zu sein und zu wissen, dass es nicht zerstört wird. Und es bildet wirklich einen passenden Rahmen – Sie müssen unser kleines Museum einmal besuchen, Mr Fitzwilliam. Es enthält einige ganz interessante Ausstellungsstücke.»
«Ich werde es bestimmt nicht versäumen, Miss Waynflete.»
«Lord Whitfield ist ein großer Wohltäter für Wychwood», sagte Miss Waynflete. «Doch leider gibt es auch Leute, die undankbar sind.»
Sie presste die Lippen aufeinander. Luke stellte diskret keine weiteren Fragen und verabschiedete sich nochmals.
Als sie vor der Gartentür waren, sagte Bridget:
«Wollen Sie weitere Forschungen betreiben, oder sollen wir den Fluss entlang nach Hause gehen? Es ist ein hübscher Spaziergang.»
Luke antwortete prompt. Er hatte keine Lust auf weitere Nachforschungen, wenn Bridget Conway danebenstand und zuhörte. Er sagte:
«Auf zum Fluss.»
Sie gingen die Hauptstraße entlang. Eines der letzten Häuser trug ein Schild, auf dem in Altgold-Buchstaben das Wort «Antiquitäten» zu lesen war. Luke blieb stehen und schaute durch eines der Fenster in die kühle Tiefe des Ladens.
«Da ist eine hübsche alte Porzellanschüssel drin», bemerkte er. «Das wäre etwas für eine meiner Tanten. Was man wohl dafür verlangt?»
«Sollen wir hineingehen und fragen?»
«Wenn Sie nichts dagegen haben? Ich stöbere so gern in
Weitere Kostenlose Bücher