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Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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die Gegenwart zurückzufinden.
    Luke sagte – nicht ganz angemessen:
    «Sagen Sie – Sie – es ist doch alles in Ordnung, nicht?»
    Es dauerte eine Weile, bevor sie antwortete – als sei sie noch immer nicht ganz aus jener fernen Welt zurückgekehrt, die sie festgehalten hatte. Luke spürte, dass seine Worte eine weite Strecke zurücklegen mussten, ehe sie sie erreichten.
    Dann sagte sie:
    «Natürlich ist alles in Ordnung. Warum denn nicht?»
    Und nun klang ihre Stimme scharf und feindselig. Luke grinste.
    «Hol mich der Teufel, wenn ich das weiß. Ich habe plötzlich Angst um Sie bekommen.»
    «Warum?»
    «Hauptsächlich, glaube ich, aufgrund der melodramatischen Atmosphäre, in der ich gegenwärtig lebe. Sie lässt mich die Dinge nicht in der richtigen Relation sehen. Wenn ich Sie ein oder zwei Stunden aus den Augen verliere, nehme ich als natürlich an, dass ich demnächst Ihren blutigen Leichnam in einem Graben finden werde. In einem Stück oder Buch wäre es so.»
    «Die Heldinnen werden nie umgebracht», spottete Bridget. «Nein, aber…»
    Luke hielt inne – gerade noch zur rechten Zeit.
    «Was wollten Sie sagen?»
    «Nichts.»
    Gott sei Dank hatte er sich noch rechtzeitig gebremst. Man konnte doch einer anziehenden jungen Dame nicht gut sagen: «Aber Sie sind nicht die Heldin.»
    Bridget fuhr fort:
    «Sie wurden entführt, gefangengenommen, um in Kellern ertränkt oder von giftigen Gasen erstickt zu werden – sie sind immer in Gefahr, aber sterben tun sie nie.»
    «Nicht einmal entschwinden», meinte Luke.
    Dann fuhr er fort:
    «Das also ist die Hexenwiese?»
    «Ja.»
    Er sah auf sie nieder.
    «Sie brauchen nur noch einen Besenstiel», meinte er freundlich.
    «Danke. Mr Ellsworthy hat ungefähr dasselbe gesagt.»
    «Ich bin ihm eben begegnet.»
    «Haben Sie mit ihm gesprochen?»
    «Ja. Ich glaube, er versuchte mich zu ärgern.»
    «Gelang es ihm?»
    «Seine Methoden waren etwas kindisch.» Er schwieg einen Augenblick und sagte dann unvermittelt. «Er ist ein seltsamer Kerl. Einen Moment denkt man, er ist einfach ein Wirrkopf – und dann fragt man sich plötzlich, ob nicht doch etwas dahintersteckt.»
    Bridget blickte zu ihm auf.
    «Sie haben das auch gefühlt?»
    «Sie stimmen mir also zu?»
    «Ja.»
    Luke wartete.
    Bridget fuhr fort:
    «Es ist etwas Sonderbares um ihn. Ich habe nachgedacht, wissen Sie… bin heute die ganze Nacht wachgelegen und habe mir den Kopf zerbrochen. Über die ganze Sache. Es schien mir, dass, wenn hier ein – ein Mörder umginge, ich doch wissen sollte, wer es sei! Ich meine, da ich doch hier lebe und so. Ich dachte und dachte, und alles lief darauf hinaus: Wenn es einen Mörder gibt, muss der Mann entschieden verrückt sein.»
    Sich an Dr. Thomas’ Ausspruch erinnernd, fragte Luke:
    «Sie glauben nicht, dass ein Mörder ebenso gesund sein kann wie Sie oder ich?»
    «Nicht diese Art Mörder. Wie ich es betrachte, muss dieser Mörder verrückt sein. Und das, sehen Sie, brachte mich direkt auf Ellsworthy. Von allen Leuten hier ist er der einzige, der ausgesprochen sonderbar ist. Er ist sonderbar, das lässt sich nicht abstreiten!»
    Luke sagte zweifelnd:
    «Es gibt aber eine Menge Typen dieser Art, Dilettanten, Poseure – gewöhnlich ganz harmlose Menschen.»
    «Ja. Aber ich denke, es ist ein bisschen mehr als das. Er hat so abscheuliche Hände.»
    «Das haben Sie bemerkt? Komisch, ich auch!»
    «Sie sind nicht einfach weiß – sie sind grün.»
    «Sie machen diesen Eindruck. Trotzdem kann man einen Mann nicht als Mörder verurteilen wegen der Färbung seines Fleisches.»
    «Ja, gewiss. Was wir brauchen, sind Beweise.»
    «Beweise!» knurrte Luke. «Gerade das, was uns gänzlich fehlt. Der Mann war zu vorsichtig. Ein vorsichtiger Mörder! Ein vorsichtiger Wahnsinniger!»
    «Ich habe versucht zu helfen.»
    «Mit Ellsworthy, meinen Sie?»
    «Ja. Ich dachte, ich könnte ihn wahrscheinlich besser angehen als Sie. Ich habe den Anfang gemacht.»
    «Erzählen Sie!»
    «Nun, es sieht so aus, als ob es da eine kleine Gruppe gibt – eine Bande abscheulicher Freunde. Sie kommen von Zeit zu Zeit hierher und feiern.»
    «Meinen Sie das, was man ‹namenlose Orgien› nennt?»
    «Ob ‹namenlos›, weiß ich nicht, aber Orgien gewiss. Tatsächlich klingt alles sehr albern und kindisch.»
    «Ich vermute, sie beten den Teufel an und vollführen obszöne Tänze.»
    «Etwas Derartiges. Scheinbar macht ihnen das Spaß.»
    «Zu dieser Geschichte kann ich auch etwas beitragen», erklärte

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