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Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Mitgefühl von den Ärzten! Ärzte sind gefühllose Bestien. Sie verstehen nur kruden körperlichen Schmerz; etwas Außergewöhnliches geht über ihren Horizont. Humbleby zum Beispiel, den hielt jeder für einen guten Arzt.»
    «Sie nicht?»
    «Der Mann war ein vollkommener Ignorant. Wusste nichts von modernen Erkenntnissen. Ich bezweifle, dass er überhaupt je von einer Neurose gehört hatte! Er verstand vermutlich etwas von Masern und Mumps und gebrochenen Knochen, aber sonst nichts. Zum Schluss hatte ich Krach mit ihm. Er verstand Lydias Fall gar nicht. Ich sagte es ihm geradeheraus, und das schluckte er nicht. Er war beleidigt und schnauzte, ich solle mir doch einen anderen Doktor nehmen. Danach hatten wir Thomas.»
    «Der war Ihnen lieber?»
    «War überhaupt ein viel geschickterer Arzt. Wenn irgendeiner sie hätte durchbringen können, so wäre es Thomas gewesen. Tatsächlich ging es ihr vorübergehend besser, aber dann hatte sie einen plötzlichen Rückfall.»
    «War es schmerzhaft?»
    «Hm, ja. Gastritis, heftiger Schmerz – Übelkeiten – alles zusammen. Wie die arme Frau litt! Sie war eine Märtyrerin, wenn es je eine gab. Und zwei Pflegerinnen im Haus, die ungefähr soviel Mitgefühl hatten wie zwei Stöcke!» Der Major schüttelte den Kopf und leerte sein Glas. «Ich kann Pflegerinnen nicht ausstehen! So was von selbstzufrieden! Lydia behauptete steif und fest, dass sie sie vergifteten. Das war natürlich nicht wahr – eine richtige krankhafte Einbildung –, eine Menge Leute haben so was, sagte Thomas, aber eins war wahr, diese Frauenzimmer mochten sie nicht. Das ist das Schlimme bei den Frauen, können einfach nicht mit ihresgleichen.»
    «Ich vermute», sagte Luke, der meinte, sich ungeschickt auszudrücken, es aber nicht besser sagen konnte, «dass Mrs Horton eine Menge ergebener Freunde in Wychwood hatte?»
    «Die Leute waren sehr freundlich», erwiderte der Major etwas ausweichend. «Whitfield schickte Trauben und Pfirsiche aus seinem Gewächshaus, und die alten Katzen kamen und leisteten ihr Gesellschaft, Honoria Waynflete und Lavinia Pinkerton.»
    «Miss Pinkerton kam oft, nicht wahr?»
    «Ja. Eine richtige alte Jungfer – aber ein gutes Geschöpf! Sehr besorgt war sie um Lydia, pflegte sich nach der Diät und den Medikamenten zu erkundigen. Alles gut gemeint, wissen Sie, aber ein schreckliches Getue nenne ich’s.»
    Luke nickte verständnisvoll.
    «Getue kann ich nicht vertragen», sagte der Major. «In dem Ort sind überhaupt zuviel Frauenzimmer! Es ist schwer, anständige Golfspieler zu finden.»
    «Wie ist denn der junge Mensch vom Antiquitätenladen?» fragte Luke.
    Der Major schnaubte verächtlich:
    «Der spielt nicht Golf.»
    «Ist er schon lange in Wychwood?»
    «Ungefähr zwei Jahre. Ein unangenehmer Kerl! Ich hasse diese langhaarigen, sanftmäuligen Burschen. Komischerweise konnte Lydia ihn gut leiden. Dem Urteil von Frauen über Männer ist nicht zu trauen; sie mögen oft ganz unmögliche Typen. Sie bestand sogar darauf, eins von seinen Quacksalber-Tränklein zu nehmen, ein Zeug in einem purpurroten Glasgefäß, auf dem die Zeichen des Tierkreises standen! Gewisse Kräuter, beim Schein des Vollmonds gepflückt. Lauter Narreteien, aber die Frauen schlucken das – schlucken es sogar buchstäblich – haha!»
    Luke wechselte jäh das Thema, doch war er sich bewusst, dass es dem Major nicht auffallen würde:
    «Was ist das für ein Mensch, der hiesige Rechtsanwalt, Mr Abbot? Kennt er sich im Gesetz gut aus? Ich brauche nämlich einen einschlägigen Rat und dachte, ich könnte zu ihm gehen.»
    «Man sagt, er sei recht klug», berichtete Major Horton objektiv. «Ich weiß es nicht. Tatsächlich habe ich mit ihm einen Krach gehabt und ihn nicht gesehen, seit er hier war, um Lydias Testament kurz vor ihrem Tod aufzusetzen. Meiner Ansicht nach ist der Mann unmöglich. Aber», setzte er fair hinzu, «das berührt natürlich nicht seine Fähigkeiten als Rechtskundiger.»
    «Nein, natürlich nicht», bestätigte Luke. «Er scheint übrigens ein streitsüchtiger Mensch zu sein, denn nach allem, was ich höre, hat er sich mit einer Menge Leute zerstritten.»
    «Das Schlimme bei ihm ist, dass er so verdammt empfindlich ist», sagte Major Horton. «Er scheint zu glauben, dass er der liebe Gott ist und dass jeder, der nicht seine Meinung teilt, Majestätsbeleidigung begeht. Haben Sie von seinem Streit mit Humbleby gehört?»
    «Sie hatten Streit, so?»
    «Einen Mordskrach! Nicht dass mich das

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