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Das Sterneninferno

Das Sterneninferno

Titel: Das Sterneninferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der sich inzwischen noch stärker zum Boden neigte. Die Bombe war in der Halterung verrutscht, und mit ein wenig mehr Schlagseite würde das ganze Gebilde umkippen. »Wie lange hält das Ding noch durch?« fragte Charity besorgt. »Keine Ahnung«, sagte Harris. »Wenn Sie den Schlitten meinen. Der TACCOM ist ziemlich robust.« »Ich entspreche der Schutzklasse zwei entsprechend der internationalen Norm …« »Ausgabe unterbrechen«, rief Charity. »Wie Sie wünschen«, antwortete der Würfel verstimmt. Sie ignorierte ihn und warf einen letzten sorgenvollen Blick auf den Schlitten, der sie stark an ein kenterndes Schiff erinnerte. Er schien an Höhe verloren zu haben, denn die vordere linke Kante hing nur noch zwanzig Zentimeter über dem Boden. Vermutlich war auch der Energiespeicher getroffen worden. »Gehen wir«, sagte sie noch einmal. »Vielleicht finden wir ja eine Mitfahrgelegenheit für unseren kubischen Freund hier.« Skudder lachte grimmig. »Oder noch eine Bombe.«
     
    *
     
    Das Schiffswrack schimmerte im Sonnenlicht wie eine deformierte Perle. Jede Schramme, jeder tiefe Riß der mattglänzenden Panzerung warf scharfe Lichtreflexe, und die winzigen Scherben der Panzerglaskuppeln glitzerten und tanzten bei jedem Blickwechsel. Gelegentlich sah es so aus, als wären Tausende von Sternen aus dem dunklen Himmel auf die Mondoberfläche herabgefallen. Die diskusförmigen Gleiter duckten sich in einer Ringanordnung um das Schiff herum, und ein Teil ihrer Bordkanonen war auf das Wrack gerichtet, als könnte von dem Haufen zerschundenen, geborstenen Metalls noch irgendeine Bedrohung ausgehen. Die Moroni hatten in ihren Fahrzeugen abgewartet, bis die Sonne Kälte und Dunkelheit vertrieben und den Schauplatz in intensives, grelles Licht getaucht hatte, und dabei aufmerksam auf jedes Anzeichen von Bewegung geachtet. Nun setzte jeder der acht gelandeten Gleiter zehn Krieger aus, die sich vorsichtig von allen Seiten dem Wrack näherten. Aus der Entfernung sahen sie aus wie eine Schar Ameisen, die auf die Schale eines toten Käfers zukrabbelten. Die Krieger trugen keine Druckanzüge, nur enganliegende Atemmasken, die auch die Augen schützten und deren Tanks sie auf dem Rücken trugen. Die Chitin-Panzerung war hart und widerstandsfähig genug, um ihnen einen kurzen Aufenthalt im Vakuum zu gestatten, und alles andere hatte keine Bedeutung für die, die diesen Trupp ausgerüstet hatten. Das Sonnenlicht gab ihnen genug Wärme, um sie vor der tödlichen Kälte zu schützen. Keiner von ihnen konnte jedoch hoffen, diese Mission zu überleben. Sie erreichten das Wrack und näherten sich mit erhobenen Waffen den Löchern, die in der Hülle klafften. Einige von ihnen gingen hinter Felsen und Trümmerstücken in Deckung, während andere weitermarschierten. Es gab keine Absprachen und keine Handzeichen, jeder von ihnen dachte und handelte gleich, und die Entscheidung, wer in Deckung ging und wer nicht, ergab sich logisch aus der Anordnung der Trümmer und dem Weg, dem sie alle folgten. Dann verschwanden die ersten Ameisen im Schatten und betraten das Wrack, und die, die am weitesten entfernt in Deckung gegangen waren, erhoben sich und folgten ihnen langsam. Im Inneren des Wracks war die Temperatur erträglich, und statt des blendenden Sonnenlichts erwartete sie Dunkelheit, die angenehme Erinnerungen weckte. Sie benutzten Suchgeräte, denn ihre empfindlichen Fühler hätten die wenigen Minuten ungemildertes Sonnenlicht nicht aushalten können, aber im Inneren gab es keine Spur von Leben. Langsam verteilten sie sich und begannen damit, das Wrack systematisch zu durchsuchen. Es dauerte nicht lange, dann entdeckten sie den ersten Toten. Er lag halb unter Maschinenteilen begraben und trug einen roten Druckanzug. Es war ein Mensch, und obwohl ihre Anweisungen sie darauf vorbereitet hatten, breitete sich Unruhe unter den Moroni-Kriegern aus. Das Lastschiff konnte nur aus den Beständen der Schwarzen Festung stammen, und es in Menschenhand zu wissen war ein deutliches Zeichen dafür, wie der Krieg auf der Erde verlaufen war. Sie begannen damit, diesen und die beiden anderen Toten freizulegen. Die Verstrebungen und Kabel konnten ihren Zangen wenig Widerstand entgegensetzen, aber für die Maschinenteile mußten sie Werkzeug benutzten. Diejenigen Krieger, die auf der Erde ausgebrütet worden waren, empfanden vage Verwunderung bei der Erkenntnis, daß sich die Menschen der Moroni-Technologie bedient hatten. Es war beinahe

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