Das Sternenprogramm
bekräftigte die Zugehörigkeit
zur alten Republik, und es gab Orte, wo man dafür erschossen
wurde.
»Gens una summus«, erwiderte er. Er hatte
einen trockenen Mund, seine Stimme klang belegt. »Wir sind
ein Volk.« Dies zog eine schärfere Trennlinie, als
sämtliche zusammengeschusterten Teilbereiche des
Königreichs es vermochten, und platzierte den Sprecher auf
die eine Seite.
»Was soll das alles?«, setzte er an.
Und dann auf einmal wurde es ihm klar: die Fragmente
fügten sich zusammen – in einem ganz wörtlichen
Sinn.
»Fallschirme!«, sagte er triumphierend.
»Mikrolites, Hängegleiter…«
Valery kniff die Augen zusammen. »Ausgezeichnet«,
sagte sie. »Wie sind Sie darauf gekommen?«
Kohn hob die Schultern. »Indem ich nachgedacht
habe.«
Sie musterte ihn verwundert, schien ihm aber zu glauben.
»Okay, Kohn. Sie wissen, dass Cat hier ist?«
Er nickte. »Sie haben sich einen hübschen Umweg
ausgedacht, um mich davon zu informieren.«
»Ja«, sagte Valery. »Dafür gab es einen
triftigen Grund. Aus demselben Grund hält sich die ANR so
weit wie möglich vom Netz fern: sie ist von der Sicherheit
der Systeme nicht mehr überzeugt.«
»Wie das?«
»Ich weiß nicht«, erwiderte Valery
ungeduldig. »Ich weiß bloß so viel: wir haben
über bestimmte… Kanäle eine Nachricht erhalten,
worin man uns drängte, Catherin Duvalier dazu zu
überreden, zu uns zu kommen und hier zu bleiben, und Sie
herzuholen. Donovan sei hinter Ihnen her, und nicht bloß
wegen dieser dummen Lösegeldgeschichte. Nein, ich weiß
nicht, was das alles bedeutet, aber ich soll Ihnen sagen, dass
Donovan Ihren Aufenthaltsort kennt, und das gilt auch für
die Stasis. Die arbeiten jetzt zusammen. Donovans Kampfansage war
ein Versuch, Sie ins Krankenhaus zu locken und dort zu ergreifen
– zum Glück haben wir Catherin rechtzeitig
fortgeschafft. Wir haben ein Mädchen losgeschickt, doch es
ist ihm nicht gelungen, einen sicheren Kontakt
herzustellen.«
»Ah! Sie meinen, im Brent Cross Einkaufszentrum?«,
schnaubte Kohn. »Die hat mich bloß paranoid
gemacht.«
»Sie war unerfahren, und wir waren
übervorsichtig«, räumte Valery ein.
»Jedenfalls sind Sie jetzt hier, und wir können die
Lösegeldgeschichte regeln. Das wird Donovan nicht aufhalten,
doch zumindest wird er den Aufruf zu Ihrer Ergreifung widerrufen
müssen.«
»Ist das machbar, ohne dass er meinen Aufenthaltsort
erfährt?«
»Selbstverständlich«, antwortete Valery
lächelnd. »Und zwar über die Körperbank,
erinnern Sie sich? Wir benötigen bloß Ihre und
Catherins digitale Signatur. Unsere Kassiererin wird den Vorgang
beglaubigen, dann ist die Sache geregelt.«
»Sie haben eben gesagt, Sie würden den Netzen nicht
mehr trauen.«
»Wir sprechen hier von unterschiedlichen Ebenen«,
meinte Valery vage, vielleicht aber auch absichtsvoll
unbestimmt.
»Okay. Uns was dann?«
Valery musterte ihn streng. »Die ANR«, sagte sie
mit Nachdruck, »möchte unbedingt, dass Sie sich
unverzüglich in eine kontrollierte Zone begeben. Mehr
weiß ich nicht.«
»Das hat bereits jemand anders vorgeschlagen«,
sagte Kohn. »Ich erzähle Ihnen später davon. In
Anbetracht der Tatsache, dass die ANR den Hannoveranern eine
Heidenangst macht, dürfte das schwierig sein.«
»Wir können sicheres Geleit verbürgen«,
sagte Valery. »Ich erzähle Ihnen später mehr.
Nehmen wir uns erst einmal dieses Schlamassels an, was meinen
Sie?«
Kohn erklärte sich beinahe geistesabwesend damit
einverstanden, denn er war noch immer damit beschäftigt, die
neuen Informationen zu verarbeiten. Valery klappte ein
Schreibtischterminal hoch – es ähnelte einem
Schminkspiegel –, und Moh schloss seinen Rechner an und
übermittelte seine digitale Signatur an das bereits
vorliegende Dokument. Valery kontaktierte Cat, und kurz darauf
lag auch ihre Signatur vor. Kohn beobachtete, wie die
Körperbank die Transaktion bestätigte. Das Bündnis
für Leben auf Kohlenstoffbasis schuldete ihm nun
fünfhundert Mark, die er wahrscheinlich niemals einfordern
würde.
Der Deal verbreitete sich in den Datenbanken, und kaum eine
Minute später wurde Catherins Name gelöscht, und
Donovans Anschuldigungen gegen Kohn wurden fallengelassen.
Sogleich tauchten nörgelige, enttäuschte Anfragen in
den zwielichtigen Newsgroups auf. Kohn schüttelte den Kopf
und ertappte Valery bei der gleichen Reaktion. Sie lächelten
einander ernüchtert an.
Valery machte
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