Das Sternenprogramm
mit denen sein überaktives
Gehirn ihn konfrontierte. Bei der Vorstellung, dem BLK oder,
schlimmer noch, der Stasis in die Hände zu fallen, wurde
seine Haut ganz kalt, und der Raum verdunkelte sich.
»Sie wollen es tatsächlich tun?«, fragte
Valery.
»Ja, ich tu’s.«
»Sie müssen es sagen«, meinte Valery sanft.
»Sagen Sie es ihr. Für die Akten.«
Moh holte tief Luft. »Als Bürger der Vereinten
Republik beanspruche ich den Schutz ihrer bewaffneten
Streitkräfte und gelobe bei meiner Ehre, sämtliche
damit einhergehenden Rechte und Pflichten einschließlich
des Wahlrechts und der Zivilverteidigung auszuüben, wenn die
rechtmäßige Autorität des Armeerates der Armee
der Neuen Republik mich dazu auffordert. Richtig so?«
»Im Wesentlichen ja«, sagte Valery. »Und
nun, Cat, schlage ich vor, dass du die Waffe niederlegst, es sei
denn, du möchtest dich mit der ANR anlegen.«
Cat starrte beide an. »Ist das hier ein Stützpunkt
der ANR?«
»Ja«, antwortete Valery.
Cats Schultern sackten herab. Sie senkte die Pistole.
»Du stehst immer noch in meiner Schuld, Moh.«
»Später«, knurrte Moh. Er beruhigte sich
wieder, lächelte. »Du siehst wirklich gut aus«,
sagte er – als würde das reichen, etwas ändern,
alles andere ungeschehen machen – und stürzte ins
Freie. Er rannte über den Rasen, übersprang Blumenbeete
und Büsche, wich Menschen aus. Es wunderte ihn nicht, dass
Valery Sharp mit ihm Schritt hielt. Unter dem Kleid, das gar
nicht so unpraktisch war, wie es aussah, hatte sie straffe
Muskeln, die sie sich wohl mit Aerobic antrainiert hatte.
»Tut mir Leid«, keuchte Valery. »Damit haben
wir nicht gerechnet…«
»Schon gut. Ich auch nicht.«
Sie verharrten im kühlen Halbdunkel des Eingangs. Der
Laster wurde gerade mit Kisten beladen. Nur noch ein paar standen
auf der Straße.
»Also, was wollten Sie mir sagen?«
»Nehmen Sie den Laster«, sagte Valery.
»Wohin?«
»Möglichst weit nach Norden, dann zu einer
kontrollierten Zone. Wir haben Zollpapiere für
sämtliche Grenzen und Steuern in Naturalien geladen,
aber… sollte sich jemand näher für die Fracht
interessieren, müssen Sie ihn unter allen Umständen
davon fernhalten. Notfalls verbrennen Sie die Container.«
Sie schaute ihn an. »Werden Sie das tun?«
»Ja. Bitte rufen Sie bei meiner Co-op an, verlangen sie
Jordan und sagen Sie ihm: Die Suche ist vorbei, kümmere dich
um deinen eigenen Kram.«
»Mach ich. Und ich werde Cat eine Weile von Donovan
fernhalten.«
»Okay. Ich hoffe, wir sehen uns mal wieder.«
Valery versetzte ihm lächelnd einen Schubs.
»Los!«
Er rannte zum Heck des Lasters, packte die letzte Kiste und
wuchtete sie hoch, sprang auf die Ladefläche, zog die
Heckklappe zu und sprang im letzten Moment wieder hinaus. Ein
Mann hantierte am Schloss. Kohn wartete quälend lange
Sekunden, bis er fertig war, dann rannte er zum Führerhaus
und stürzte sich geradezu hinein. Er blickte in den Lauf
seines Gewehrs. Janis hockte unter dem Lenkrad, zielte auf die
Tür und versuchte gleichzeitig, ein Magazin einzusetzen. Der
peitschenartige Sensorfortsatz bemühte sich, auf einer
Höhe mit der Windschutzscheibe zu bleiben.
»Runter!«, zischte sie.
Kohn warf sich keuchend auf den Beifahrersitz. Janis reichte
ihm das Gewehr, als sei sie froh, es loszuwerden.
»Es redet«, sagte sie.
»Ja, ja, das hast du doch gewusst.« Kohn
wälzte sich auf den Rücken und setzte das Magazin und
den Rechner ein. »Was hat es denn gesagt?«
»Spinner. Sie haben es auf uns abgesehen. Das Gewehr hat
Signale aufgefangen…«
»Helm.« Er schwenkte vor Janis die Hand, bis er
den Helm darin spürte. Er hob den Oberkörper an,
streifte den Helm über, klappte das Visier herunter, steckte
das Kabel ins Gewehr und legte die Wiedergabe vom Monitor auf den
Helm um. Die beiden Gewehransichten – die Zielansicht und
das von der Peitschenoptik übermittelte Bild –
überlagerten sich vor Mohs Augen wie Spiegelungen in einem
Fenster. So stark verschieden waren sie noch nie gewesen.
»Was liegt an, Gewehr?«
Eine kurze Pause, als der Rechner den noch kleineren Speicher
der Basissoftware befragte.
»Ein öffentlicher Telefonanruf, BLK-typische
Verschlüsselung, ansonsten liegen keine Daten vor. Das
fragliche Fahrzeug nähert sich dem Parkplatz
aus…«
Und da war es auf einmal, mit blinkendem Rot umrandet: ein
schwarzer Transporter mit dunklen Fenstern, der soeben um die
Ecke bog.
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