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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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gerade eine Erkenntnis gehabt. »Ich war immer der Ansicht,
wir sollten besser danach streben, hier auf Erden eine bessere
Gesellschaft zu errichten, und zwar zunächst einmal in
Britannien. Der Weltraum – ja, klar –, aber warum ihn
zum Ein und Alles erheben? Ich mag diesen Planeten,
verdammt noch mal! Ich habe mich gerne mit den Grünen gegen
die Leute verbündet, die ihn zerstören, auch wenn sie
schuld daran sind, dass ein paar Tausend mehr von uns ins Gras
beißen müssen.« Sie lächelte in sich
hinein. »Ich bin nicht nur ein Party-, sondern auch ein
Parteientier.«
    Sie sprang auf, ging zur Musikanlage und legte eine CD ein. Es
ertönte die folkhafte, rauchige Melodie eines alten Hits
einer Gruppe namens Whittling Driftwood. Catherin wirbelte herum
und streckte die Hand nach ihm aus.
    »Na los, du Satanspriester«, sagte sie.
»Tanz mit mir!«
    Jordan hatte noch nie getanzt. Er erhob sich, und Catherin
trat vor ihn hin, mit erhobenen Händen und gespreizten
Fingern. Er hob die Hände auf die gleiche Weise, und sie
verschränkten die Finger. Er vermutete, es kam darauf an,
die Füße ein wenig im Takt der Musik zu bewegen und
gleichzeitig die Hüften in einem anderen, aber auf
geheimnisvolle Weise auch wieder verwandten, langsameren oder
mehrfach schnelleren Rhythmus, und sich mit wiederum anderer
Periodizität dem Partner zu nähern und sich von ihm zu
entfernen.
    Ja, und den Augenkontakt nicht vergessen. Er schaute von
seinen und ihren Füßen hoch.
    Nach ein paar Stücken veränderte sich die Musik,
wurde langsamer, und es fehlte irgendwie der Grund, sich
voneinander zu entfernen. Er drückte ihre Arme hinunter,
ließ ihre Finger los, langte um sie herum, die Ellbogen an
ihrer Hüfte, und sie tat das Gleiche. Sie drehten sich
langsam im Kreis, setzten die Füße nun vorsichtiger.
Das Stück endete. Er blieb stehen und küsste sie. Ihre
Zunge schlängelte sich in seinen Mund wie ein fremdartiges
Tier, eine blindwütige Erkundung, und dann zog sie seine
Zunge mit sich heraus, ein verblüfftes
Entführungsopfer. Ihr Mund schmeckte nach Whisky und Wasser
und nach etwas Geilerem, Fleischfresserhaftem. Sie schwankten
eine Weile auf der Stelle, dann schnappten sie beide nach
Luft.
    »Catherin«, sagte er. »Der weltliche Engel. Cat.« Er streichelte über ihre Flanke und ihre
Hüfte, spürte ihre Wärme und Gestalt durch die
verschiedenen Stoffschichten hindurch. Er fand eine Knopfleiste
und öffnete sie, dann wandte er sich der nächsten zu.
Catherin steckte ihm forsch die Hand hinten in die Jeans. Eine
kühle Fingerspitze streichelte über sein
Steißbein, erkundete sein unteres Rückgrat. Dann nahm
sie die Hand heraus und fasste ihn bei den Armen.
    »Wenn man oben anfängt, geht es leichter«,
sagte sie.
    »Dann lass uns nach oben gehen.«
    »Ja.«

 
17
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Der gute Magier
     
     
    »Entspannt euch, hat der Mann gesagt.« Moh kickte
einen Kiesel vom Ufer ins unbewegte Wasser des Meeresarms. Es
wunderte Janis nicht, dass er mehrmals abprallte, bevor er
versank. »Das ist schlimmer, als darauf zu warten, dass ein
US/UN-Ultimatum verstreicht.«
    Janis fasste ihn bei der Hand. »Gehen wir«, sagte
sie.
    Sie folgten weiter dem Ufer, das in einer schmalen Landspitze
auslief, die zu einer etwa vierhundert Meter langen und
dreißig bis vierzig Meter hohen Halbinsel
hinüberführte. Der speziellen gälischen Logik
folgend wurde sie von Einheimischen The Island genannt, die
Insel. Janis blinzelte in die tiefstehende Morgensonne hinein,
die den Tau trocknete und den Nachtnebel zerstreute; es versprach
ein schöner Tag zu werden.
    Moh, der noch immer angespannt und bedrückt gestimmt war,
sah mittlerweile wieder viel besser aus als am Vortag nach der
Begegnung mit der AI. Dafür mussten sie sich wahrscheinlich
bei MacLennan bedanken. Mit der geradezu mütterlichen
Ermahnung »Stärken Sie sich erst mal!«, hatte
sie der ANR-Kader in einem Dorfhotel zu geräuchertem Lachs
gefolgt von Wildbret genötigt.
    Janis hatte MacLennan charmant gefunden. Er sah aus wie ein
Bauer, agierte und sprach aber wie ein Offizier und Gentleman und
hatte faszinierende Geschichten aus den Jahren der Republik und
des Kampfes zu erzählen. Jeden Versuch, auf die Ereignisse
des Nachmittags und deren Folgen zu sprechen zu kommen, erstickte
er hingegen schon im Keim.
    Das Hotel lag oberhalb eines Golfplatzes, der so tief angelegt
war, dass der Rasen mit Klumpen getrockneten

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