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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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wollte uns auf eine falsche Fährte locken. Damit kennt
sie sich aus.«
    »Und weshalb hat sie Moh erwähnt?«
    Jordan blieb stehen. Diese Frage beschäftigte ihn
ebenfalls. Wie kam es, dass sie ihn mit Moh in Verbindung
brachte? Dann wurde es ihm auf einmal klar.
    »Sie hat nicht Moh gesagt, sondern Kohn. Vielleicht hat
sie Josh Kohn gemeint, schließlich ist sie alt genug, um
über ihn und den Plan Bescheid zu wissen, außerdem
weiß sie, dass ich mit dem Schwarzen Plan zu tun
hatte.«
    »Ja, sie genießt einen gewissen Ruf«, meinte
Cat. »Aber woher wusste sie, wer ich bin?«
    Jordan grinste. Auf Grund seiner Streifzüge im Netz war
ihm die Antwort klar. »Du genießt auch einen gewissen
Ruf!«
    Jordan stieg die Treppe rückwärts hinunter, hielt
sich mit der einen Hand am Geländer fest und streckte die
andere zu Cat aus.
    »Dieses Zeug taugt nicht fürs Kriegsspiel«,
meinte sie.
    Sie trat wieder auf den Absatz, steckte beide Daumen hinter
den Bund und drückte den Rock kräftig nach unten. Mit
dem Geräusch zerreißenden Stoffs löste er sich
vom Mieder. Sie trat aus dem zusammenfallenden Gebilde
heraus.
    »Klettverschlüsse«, erklärte sie.
»Gib mir die Jacke.«
    Jordan nahm sie aus der Tasche und verspürte auf einmal
ebenfalls den Drang, sich frei zu machen. Er riss sich den Anzug
vom Leib und zog die Jeans an, während Cat irgendwas mit dem
Krinolinenrahmen anstellte und ihn mittels Falten und
Zusammenschieben in flache Viertelkreise zerlegte, worauf er
zusammen mit den Röcken in der Tasche verschwand. (Woher
haben sie das?, überlegte er. Wo haben sie das gelernt? Und welche militärische Verwendung
gibt es dafür?)
    Einen Moment lang ließ er ihre Erscheinung auf sich
wirken, die hohen Stiefel, die kurzläufigen Gewehre, die
enge Jeans und das Mieder unter der großen Jacke, das sie
sich wie ein ausgefallenes T-Shirt hinter den Bund gestopft
hatte. Sie stellte eine Hüfte aus und stützte die Faust
darauf.
    »Calamity Jane ist wieder unterwegs«, sagte
sie.
    »Da wäre noch eine Kleinigkeit«, meinte
Jordan, die Treppe hinunterblickend. »Der Aufpasser. Es sei
denn, du hast es auf den Showdown mit Butch und Sundance
angelegt.«
    »Ach was«, erwiderte sie lächelnd. Sie
reichte ihm eine der Waffen und bedeutete ihm, ihr die Treppe
hinunter zu folgen. Am Fuß der Treppe angelangt, schlichen
sie zum Eingang und drückten sich flach gegen die Wand. Cat
streckte die Hand aus, drehte ganz langsam den Knauf und zog die
Tür zentimeterweise auf, dann ließ sie sie nach innen
schwingen.
    Plötzlich ertönte Stimmenlärm. Cat wartete
einen Moment, dann riskierte sie einen Blick am Türrahmen
vorbei. Sie lachte und trat in den Eingang. Der Krieger war
verschwunden, und auf der Straße…
    »Ein Menschenauflauf«, sagte Jordan.
     
    Bleibtreu-Fèvre hatte unter den zahlreichen Monitoren
auch ein altes Röhrengerät gefunden. Beim
Herumexperimentieren hatte er entdeckt, dass es sich um einen
Fernseher handelte. Das Gerät empfing lediglich vier
Kanäle, auf denen Ballett und Marschkapellen zu sehen waren.
Das alte staatliche Fernsehen reagierte auf die Staatskrise nach
altem Muster. Er schaltete zwischen Les Sylphides und der
Edinburgh Military Tattoo Band von 2039 hin und her.
    Er fühlte sich erschöpft, ausgebrannt von den
Muntermachern, fatalistisch. Sie waren zum Untergang verdammt. Er
hatte mit Donovan die ganze Nacht durchgearbeitet und dem alten
Spinner nach Kräften geholfen, während der seine
Killerviren modifiziert und verbessert und sie wiederholt voller
Hoffnung ausgesandt hatte, bloß um mit ansehen zu
müssen, wie sie von Melody Lawsons diabolisch effektiven
Gegenmaßnahmen ausradiert wurden.
    Mit Donovans Insiderwissen und seiner Hackererfahrung war es
ihnen möglich gewesen, die Kommunikation zwischen Stasis und
Weltraumverteidigung abzuhören. Das meiste hatten sie nicht
entschlüsseln können, doch aus dem Rest ging hervor,
dass die WV kurz davor stand, den Notstand auszurufen und die
Sicherungen und Zweifach-Schlüssel abzuarbeiten, bis zu der
unvermeidbaren, schicksalhaften und fatalen Schlussfolgerung, die
Datensphäre sei menschlicher Kontrolle entglitten und
müsse um jeden Preis zerstört werden.
    Er überlegte, ob er sich direkt an die WV oder die Stasis
wenden und ihnen erklären solle, was da vorging, damit sie
diese dumme, dickköpfige Christenfrau zwangen, ihre
Gegenmaßnahmen einzustellen, was Donovan in die Lage

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