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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Fenster gesprungen, klirr, und rannte, wieder ein erwachsener Mann, aber ohne
Gewehr.
     
    der Teletrooper trat geduckt durch die Tür die
geschützten Linsen scannten der Waffenarm hob sich
     
    zwei Jugendliche in Trainingsanzügen und mit
Halstüchern folgten ihm in die Wohnung die
M-16-Maschinengewehre wirkten neben seiner Bewaffnung wie
Spielzeugpistolen und die beiden jungen Männer wie Knaben
blondiertes Haar und spärlicher Zweitagebart
     
    verfluchte verräterische Kommunistenfotze
     
    HEY MANN, DAS KANNST DU DOCH NICHT MACHEN
     
    die blaue Scheibe auf der Stirn der Kopfwölbung der
weiße Lorbeerkranz die von Linien segmentierte
Weltkugel
     
    OKAY, JETZT KANNST DU SIE DIR VORNEHMEN
     
    tot sein heißt nicht überlebt zu haben
     
    Er rannte japsend über den stickigen Flur in Coyoacan und
platzte in das Arbeitszimmer des Alten Mannes. Der Schreibtisch
war verlassen. Staubkörnchen tanzten in dem gelben
Sonnenstrahl, der durchs Fenster fiel. Er streckte die Hand nach
den Papieren auf dem Schreibtisch aus. Sie zerkrümelten, als
er sie berührte, und als er sich im Zimmer umsah, bemerkte
er, dass sich die Regale leerten und die Bücher zerfielen
und verrotteten: einen Moment lang war da der erstickende Geruch
von schimmelndem Papier.
     
    Jemand hinter seiner Schulter
    Jacson mit erhobenem Eispickel, ausholend und zuschlagend
    Aber das ist mein Gehirn
    Der Eispickel krachte in den Schreibtisch die
zerbröselnden Papiere die vergilbten Pamphlete
    Todesqualen Aufgaben Übergangsprogramm
    Er rannte
    Grüngürtelstraßen grünes Gras
    und überall Sonnenschein
     
    dann wieder Dunkelheit
     
    Er sah sie als Teletrooper, eine endlose, stetig
größer werdende Armee von marschierendem Metall, das
in alle Systeme eindrang, in sämtliche Hard- und Software;
die neuralen Netzwerke ausgebrannt, die Programme zersetzt und
degeneriert.
    Während sie in sein Gedächtnis, seinen Intellekt,
sein Gefühl und sein Bewusstsein spähten, alles
auseinander nahmen und zerlegten, wurde er immer weiter
zurückgetrieben; bis die letzte Scherbe seines
zersplitterten Geistes kleiner war als das Spiegelungsquant und
er starb.
     
    Ein einziges Mal schrie er auf, und sein Kopf krachte
vornüber aufs Databoard. Janis stürzte zu ihm, gleich
darauf war auch Van bei ihr. Sie richteten ihn im Drehstuhl auf.
Janis blickte in seine starr geöffneten Augen und tastete am
Hals nach seinem Puls. Spürten nichts.
    Van half ihr, ihn auf den Boden zu legen, dann schnappte er
sich ein Telefon. Kaum hatte er den Hörer wieder aufgelegt,
klingelte es. Er hörte zu und gab nur knappe Antworten, dann
wandte er sich zu Janis um, die sich bemühte, Moh zu
reanimieren. Minutenlang wechselten sie sich bei der
Mund-zu-Mund-Beatmung ab, hämmerten gegen sein Brustbein.
Eine Vollbremsung; Fußgetrappel auf der Treppe. Janis hielt
inne, richtete sich auf, atmete tief durch. Zwei Sanitäter
befestigten Elektroden an seinem Kopf, injizierten ihm etwas ins
Herz, pumpten ihm Sauerstoff in den Mund, verabreichten ihm
Elektroschocks.
    Sie blickten einander an, dann Janis und Van,
schließlich traten sie zurück.
    »Es tut mir Leid«, sagte einer der beiden.
»Wir können nichts mehr für
ihn…«
    »Gar nichts mehr?«, flüsterte sie.
    »Nein. Kein Reflex, nichts. Die Nerven leiten die
Stromstöße nicht einmal mehr weiter.« Er
zögerte, als sei er selbst erschrocken über seine
Bemerkung. »Was ist mit ihm geschehen?«
    »Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht, ich
weiß nicht!«
    Janis warf sich schluchzend über den Leichnam.

 
18
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Die Amerikaner streiken
     
     
    Als man ihr sagte, sie solle das Zimmer verlassen, weigerte
sie sich. Als man ihr sagte, der Schwarze Plan sei gescheitert
und die Offensive habe Schwung und Richtung verloren, nickte sie.
Man sagte ihr, die Revolution stünde vor einer Niederlage,
das Regime werde sich stabilisieren und jeden Moment
zurückschlagen, und sie war damit einverstanden.
    Sie wollte nicht fortgehen.
    Van und die Sanitäter brachen auf und nahmen Mohs Leiche
mit. Van wirkte geradezu beschämt, murmelte etwas von
›praktischen Erwägungen‹ und nestelte an einem
höchst irrelevanten Organspendeausweis herum. Janis wusste,
dass sie keine Körperteile an ihre schlimmsten Gegner
weitergeben würden. Sie würden ihn mittels
Fernsteuerung in einem abgeschlossenen Raum sezieren, und wenn
sie genug Informationen aus seinen zerstörten Nerven
herausgeholt hatten,

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