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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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waren am Straßenrand die
Willkommenstrupps der Drogendealer, Prostituierten, Sektenleute,
Atheisten, Deprogrammierer, Nachrichtenhändler
aufgereiht… Etwa zwanzig Krieger achteten vor allem auf
den hereinkommenden Verkehr, der sich auf Grund ihrer
Bemühungen auf beiden Straßen bis über den
Hügel staute.
    Einer der Krieger öffnete die Fahrertür und beugte
sich herein. Schwarze Uniform, das Helmvisier heruntergeklappt,
Wülste und Schnallen. Er besah sich den Pass des
Fahrers.
    »Von einem Beifahrer steht da nichts«, sagte
er.
    »Tut mir Leid, Officer, aber im letzten
Moment…«
    Der Krieger deutete auf den Rucksack.
    »Zeigen Sie mal her.«
    Jordan streckte die Hand danach aus, da fühlte er sich am
Handgelenk gepackt. »Nicht anfassen, Kumpel. Das ist
vertrauliches Firmenmaterial.« Er wandte sich an den
Krieger. »Wenn Sie den Rucksack öffnen, müssen
Sie sich vor meinem Boss verantworten. Und vor seinem.« Er
hielt den Laptop hoch. »Die Formulare sind irgendwo da
drin, sollte nicht länger als, weiß auch nicht, zehn
Minuten dauern, um sie rauszuholen, vielleicht auch
fünfzehn, wenn Sie das Ding mitnehmen.«
    Der Wachposten zögerte.
    »Geht schon in Ordnung«, meinte der Fahrer.
»Wir haben keine Eile.«
    Jordan fiel auf, wie kalt sich der Schweiß beim Trocknen
anfühlte.
    »Ach, zum Teufel mit Ihnen«, murmelte der Posten.
Er zog sich zurück.
    Der Motor startete mit einem Winseln.
    »Danke«, sagte Jordan.
    »Schon gut. Mit denen kenne ich mich aus.« Der
Fahrer grinste Jordan an. »Zum Glück bin ich ein
besserer Lügner als du. Was hast du eigentlich da
drin?«
    »Oh.« Jordan wurde wieder warm. »Einen
Haufen unchristlicher Bücher, um ehrlich zu sein.«
    »Brav von dir.« Jordan dachte: Was?
»Verkloppe sie, wo sie keinen Schaden anrichten
können, knöpf den Schweinen ruhig ein bisschen Geld ab.
Von den Ältesten und der Polizei kann man nicht erwarten,
dass sie’s auch so sehen.« An der Gabelung bremste er
ab. »Du willst bestimmt die andere Straße nehmen, die
in die Stadt und nicht zum Raumhafen führt. Bis dann
mal.«
    Jordan hätte sich gern bedankt, dem Burschen die Hand
geschüttelt, ihm etwas Geld gegeben, doch der Fahrer sah ihn
kaum an, sondern konzentrierte sich auf den Verkehr. Deshalb
sagte er bloß: »Alles Gute!« und sprang
hinaus.
    Er ging an den Wagen vorbei und näherte sich einer
gelangweilt wirkenden jungen Frau mit einem Gewehr, die von jedem
Fahrer ein Stück Plastik einsammelte. In den meisten
Fällen reichte sie es wieder zurück. Sie wandte sich
ihm zu. Ein staubiges, sommersprossiges Gesicht unter einem
schwarzen verknoteten Stirnband mit einem blauen Emaillestern.
Die Miliz der Weltraumbewegung.
    »Haste ’ne Quittung?«
    Jordan schüttelte den Kopf.
    »Haste Geld?«
    Jordan holte vorsichtig einen Teil seines Vermögens
hervor. Sie blätterte den Packen durch.
    »Das dürfte reichen«, meinte sie. Er hatte
geglaubt, sie würde es behalten, doch sie reichte es ihm
zurück. »Davon kannst du leben, bis du Arbeit findest,
falls du eine suchst. Aber du musst mir einen Hunderter geben,
wenn du rein willst.«
    Sie händigte ihm eine Quittung aus, eine dünne
Plastikkarte. »Pass gut drauf auf, dann brauchst du nicht
noch einmal zu zahlen, ganz gleich, wie oft du zurückkommst
oder wie lange du bleibst. Für Service musst du extra
zahlen, aber das liegt an dir.«
    »Service?«
    Sie schwenkte ungeduldig die Hände. »Schutz.
Straßenbenutzung. Halt so was.«
    Jordan steckte die Quittung in die Tasche. »Wofür
ist das?«
    »Für den Raum, den du in Anspruch nimmst«,
antwortete sie. »Und für die Luft, die du
atmest.«
    Jordan stapfte langsam hügelan. Die Luft schmeckte nach
Freiheit.

 
6
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Die Weltraum- und Freiheitspartei
     
     
    Alles fing mit der Weltraumbewegung an.
    In der Republik hatten die Libertarier – deren Haltung
zur Republik noch ablehnender und konfliktträchtiger war als
die der Sozialisten – damit begonnen, so über den Weltraum zu sprechen, wie einige Sozialisten vom Frieden. Zu ihrer eigenen Überraschung hatte sich
dies für sie ebenfalls ausgezahlt und ihnen die extreme und
unpopuläre Minderheitshegemonie über eine
Massenbewegung eingebracht. Als die Republik stürzte,
verfügte die Weltraumbewegung über zu viele Waffen, zu
viel Geld und zu viel Zulauf, als dass man sie zu einem
erträglichen Preis hätte unterdrücken
können.
    Daher musste man sie wie andere

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