Das Sternenprogramm
und die Ausbeutung der Asteroiden zu
unterstützen. Und wenn ich ›linker
Flügel‹ sage, dann meine ich sozialistisch, militant.
Ich brauche euch wohl nicht extra zu erklären, dass jeder
ernsthafte Versuch, aus dieser Scheiße herauszukommen,
bedeutet, den Staat anzugreifen, und das heißt heutzutage
Weltraumverteidigung.«
Stone runzelte die Stirn, verwirrt von der Kühnheit der
kleinen Organisation, als deren Sprecher Logan auftrat.
»Soll das heißen«, sagte er, »du
arbeitest bei der Weltraumbewegung mit, um sie
in…«
»Die Weltraum- und Freiheitspartei zu
verwandeln!«, sagte Kohn fröhlich.
Er wusste, was da ablief. Die Partei (die wahre Partei, der
harte Kern, die Internationale) hatte stets zwei Seiten. Die
eine, das wusste Kohn noch aus den Zeiten der Republik her, war
öffentlich, einsehbar: die wehende Fahne, die offene Partei,
die aufstachelnde Zeitung. Wenn es darum ging, schlechte Zeiten
durchzustehen, wurden ihre Mitglieder zu namenlosen Gesichtern in
der Menge, die sich nur untereinander kannten.
Genau wie bei der Sternenfraktion, dachte Moh.
»Also«, sagte er, als er und Stone sich
schließlich widerstrebend zum Gehen anschickten,
»wenn du mich anwerben willst, kannst du das vergessen. Ich
lasse mir nicht vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen
habe.« Logan wollte eine Bemerkung machen.
»Erzähl mir nicht, es wäre nicht so. Aber –
ich bin ein zahlendes, mit Chipkarte ausgestattetes Mitglied der
Gewerkschaft und der Sternenbewegung, und wenn ich etwas für
dich tun kann… dann frag mich einfach.«
»Ist gut«, meinte Logan. »Okay. Gute Nacht,
Genossen.«
Gute Jahre, Jahre ohne Bedrohung, bloß voller Gefahren;
keine Probleme, bloß Schwierigkeiten. Der Aufbau der
Gewerkschaft und die Errichtung der Hochhäuser von Norlonto
vermischten sich in seiner Vorstellung zu einer einzigen
Konstruktionsaufgabe, zu einer Frage der Organisation und der
Koordination von Arbeit. Während er sich weiterbildete, neue
Maschinen zu bedienen lernte (hauptsächlich Spin-offs der
Weltraumplattformen, welche die Arbeit auf der Baustelle weniger
wie einen Grabenkrieg gegen die Naturgewalten erscheinen
ließen), übernahm er auch mehr Aufgaben für die
Gewerkschaft. Nach einer Weile setzte ihn die Gewerkschaft unter
Druck, sich voll und ganz der Organisationsarbeit zu widmen,
während das Firmenmanagement ihm anbot, Vorarbeiter zu
werden. Er nahm den Gewerkschaftsjob an, begann sich nach einem
Jahr zu langweilen, stellte aber fest, dass es nicht leicht war,
wieder eine Anstellung bei der Firma zu finden. Er und Stone
gründeten eine Kooperative und wurden Subunternehmer –
Kapitalisten. Auf diese Weise hatten sie genug zu tun, hielten
sich aber nach wie vor strikt an den Gewerkschaftscodex und
blieben auch eingeschriebene Mitglieder.
Hin und wieder hörte er von Logan oder begegnete ihm in
den Bars rund um den Raumhafen. Logan hatte eine ähnliche
Lösung für seine Arbeitsprobleme gefunden. Er bat Moh
nie um einen Gefallen für die Partei, ließ aber
bisweilen durchblicken, gewisse interne Auseinandersetzungen in
der Weltraumbewegung seien nicht unbedingt zufällig.
Als sie sich eines Sommermorgens mit ihrem Laster einer
Baustelleneinfahrt in der Nähe von Alexandra Port
näherten, wurde diese von Leuten mit Plakaten blockiert. Ein
paar Bauarbeiter diskutierten mit den Streikposten.
»Verdammter Mist«, sagte Stone. »Ein Streik.
Also, das war’s dann.« Er langte nach dem
Zündschlüssel.
Kohn runzelte die Stirn. »Warte mal. Ich sehe gar keine
Arbeiter unter den Streikposten.«
Er sprang aus dem Wagen und ging zu einem ihm bekannten
Vorarbeiter hinüber.
»Hallo, Mike. Was ist hier los? Von einem Streik
hätte ich eigentlich wissen müssen.«
Mike schnitt eine Grimasse. »Das ist kein Streik, Moh,
das ist ’ne Scheißdemo. Grüne. Die mögen
nicht, was wir da bauen.«
»Zum Teufel mit denen.« Er musterte die kleine
Schar. Lumpenproletarier und Kleinbürger, daran bestand kein
Zweifel. Kein einziger aufrechter Proletarier weit und breit. Auf
den Plakaten standen Parolen wie: SCHLUSS MIT DEN TODESSTRAHLEN.
»Was soll der Mist? Das ist doch wohl…« Er
hörte auf zu denken. »Hat man uns vielleicht
beschissen, Mike? Die haben uns doch nicht etwa ohne unser Wissen
an einer Militäranlage bauen lassen, was meinst
du?«
»Nein«, sagte Mike. »Das ist alles rechtens.
Ein Forschungslabor, gefördert von der
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