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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Forschungseinrichtung zu verklagen.
Wegen Vertragsbruch, Duldung von
Einschüchterungsmaßnahmen, was auch immer. Denkt euch
was aus. Mit dem Straßenbesitzer, der diese so genannte
Demo zugelassen hat, soll er ebenso verfahren. Für die
anderen ist Feierabend. Bezahlen werden sie uns trotzdem.«
Er klang selbstsicherer, als er sich fühlte.
    »Und was ist mit dir?«, fragte Stone.
    »Ich treffe mich mit dem Establishment«, sagte
Kohn.
    Wilde war nicht unbedingt das Establishment – er
beschäftigte bloß hin und wieder ein paar
Rechercheassistenten. Die einzige Position, die er innehatte, war
eine Dozentur an der Universität von Northlondon City, die
er allerdings nur dem Namen nach ausübte. Mittlerweile in
den Siebzigern, war er jahrzehntelang eine einflussreiche
Persönlichkeit gewesen, ein Vertreter des linken
Flügels der Weltraumbewegung, ein libertaristischer
Weltraumverrückter der Linken. Er hatte einige der ersten
Manifeste der Bewegung verfasst (Schluss mit den Erdbeben, Die
Erde ist eine spröde Geliebte), außerdem
zahlreiche Pamphlete, Artikel und Bücher über die
Gegenverschwörungstheorie der Geschichte, wie er es nannte,
worin er behauptete, zahlreiche ansonsten unverständliche
historische Ereignisse ließen sich dadurch erklären,
dass man die von den Protagonisten vertretenen
Verschwörungstheorien lüftete. Er hatte eine
erstaunliche Vielzahl von Fällen von prominenten Politikern
und Vertretern des Militärs und der Justiz aufgedeckt, die
(offen oder insgeheim) Verschwörungstheorien angehangen
hatten. Im Laufe der Recherchen, mit denen er seine These
untermauerte, hatte er sich vielfältige und auch
gegensätzliche Kontakte und Informationsquellen erschlossen.
Er galt als die graue Eminenz der Bewegung, eine Vermutung, die
durch seinen offensichtlichen Mangel an Macht, Geld oder Prestige
nur noch weiter bekräftigt wurde. Angeblich war er für
alle Maßnahmen verantwortlich gewesen, die nötig
gewesen waren, um dem zuständigen Ausschuss der
Restaurationsregierung die Zustimmung zur Gründung von
Norlonto abzuringen – darunter Erpressung,
Währungsspekulation und die Drohung mit einem
Atomschlag.
    Moh hatte in Kentish Town eine Wohnung gemietet. Dort zog er
seinen neuesten, elegantesten Anzug an und wählte Wildes
Nummer. Er bekam lediglich eine Tonverbindung und stellte sich
vor: er sagte, er sei von der Beleuchtungsfirma, wobei er sich
dumm und täppisch vorkam.
    »Kommen Sie her«, erwiderte Wilde. »Sie
wissen ja, wo Sie mich finden können.«
    Eine Stunde später klopfte Kohn an die Tür von
Wildes Büro.
    »Herein.«
    Das Büro war klein und hell, das Fenster bot Aussicht auf
den Trent Park: Rasen, Bäume, landende Segelflieger. Es roch
nach Papier und Zement. Wilde saß an einem schlichten
Schreibtisch hinter einem Terminal. Er speicherte eine Datei und
erhob sich. Hager, nahezu kahlköpfig, sonnengebräunt,
Hakennase. Der Rücken so gerade wie der eines alten
Soldaten. Fester Händedruck.
    »Willkommen, Genosse«, sagte er und bedeutete
Kohn, auf einem von zwei universitätsüblichen
Stühlen aus Kiefernholz, Leinenbezug, Gummibändern und
Polyurethan Platz zu nehmen. »Was kann ich für Sie
tun?«
    Genosse? Kohn fragte sich, ob das zuvorkommend oder ironisch
gemeint war, und revanchierte sich mit einem schmallippigen
Lächeln, bevor er die Ereignisse des Vormittags
schilderte.
    »Hm«, machte Wilde. »Ich tippe darauf, dass
die Weltraumverteidigung Druck macht.«
    Kohns Mund ging auf und wieder zu. »Was haben die denn mit den Grünen zu tun?«
    »Mehr als Sie meinen«, antwortete Wilde.
»Ach, das ist keine Verschwörung, die zu enttarnen ich
ja berüchtigt bin. Ich bin sicher, dieses üble
Ungeziefer hätte auf jeden Fall gegen das Projekt opponiert.
Aber das Verteidigungsministerium setzt die höheren Gremien
der Weltraumbewegung unter Druck, die wiederum der Forschungs-
und Entwicklungsabteilung Druck machen, die der Gewerkschaft und
der Miliz sagt, sie sollten das Vorhaben abschreiben.« Er
lächelte. »Höhere Gewalt.«
    Kohn breitete die Hände aus. »Aber
warum?«
    »Was könnte man mit einem äußerst
starken, zielgenauen, bodenstationierten Laser denn sonst noch
anfangen?«, fragte Wilde wie ein Dozent, der einem
Studenten ein Problem vorlegt. »Angenommen, er ließe
sich tatsächlich entwickeln?« Er blickte an seinem
Zeigefinger entlang und schwenkte ihn langsam nach oben.
    Auf einmal hatte Kohn

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