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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Weltraumbewegung.
Alles vertraglich festgelegt.«
    Vertrag hin oder her, dachte Moh. Dicke Wände,
kilometerlange Kabel, teure Elektronik. Fundamente für
Laserprojektoren – ›Verdampfer‹, wie sie im
Volksmund hießen: leg dein Päckchen auf einen
Wassertank, ziel mit einem Laser drauf und koch den ganzen
Mist in den Orbit hoch.
    »Dann sind das also keine Streikposten, oder? Weshalb
fahren wir dann nicht einfach…«
    Er bemerkte, dass Mike mit dem Kinn geruckt hatte, wandte sich
um und musterte die umstehenden Grünen. Große, harte
Burschen. Härter als Bauarbeiter. Gekleidet waren sie wie
Farmer, Reisende, Fahrradfahrer. Und sie waren gut
ausgerüstet: mit Universalschraubenschlüsseln und sehr
dünnen Stöcken, an denen die Plakate befestigt waren.
Aus den Taschen ragten schwere Taschenlampen hervor. Farmer mit
Taschenlampen?
    »Wo steckt eigentlich die Miliz?«
    Mike zuckte die Achseln. »Nie da, wenn man sie
braucht.«
    Kohn blickte ihn verdutzt an. Das sah der Miliz gar nicht
ähnlich. Bevor er etwas erwidern konnte, baute sich ein
langhaariger, langbärtiger Mann mit selbstgewebter Hose und
schmutziger Jacke vor ihnen auf und sagte: »Ja, die
Raumkadetten kommen nicht, also zieht Leine.«
    Kohn hatte sich bereits ein Bild von den
Kräfteverhältnissen gemacht: es war eine kleine
Baustelle; selbst wenn alle da waren, zählten die
Arbeitskräfte höchstens ein Dutzend Köpfe. Daher
sagte er einfach bloß: »Okay« und wandte sich
ab. Zu Mike sagte er: »Hol die Jungs und Mädels her,
lad sie auf den Truck. Red mit der Gewerkschaft drüber.
Okay, kein Problem.«
    Mike nickte und beeilte sich, seine Leute herauszuholen, bevor
die Wellen der Erregung höher schlugen. Kohn winkte Stone,
der am Laster stand und aufpasste, dass die Arbeiter auch alle
aufstiegen, beruhigend zu.
    »Beweg deinen Arsch, Krautkiller!«, rief der
große Typ, der mit ihm gesprochen hatte, hinter seinem
Rücken.
    Kohn drehte sich um, eher verwundert als erbost über den
rassistischen Spruch. Hätte nie gedacht, dass
ich… , bis bis bis… Er fixierte den Mann
voller Verachtung.
    »›Wir stehen am Rande der
Dunkelheit‹«, zitierte er einen geläufigen
grünen Slogan. Der Mann schaute verdutzt drein. Kohn
wartete, bis alle auf der Ladefläche waren und der Laster
sich in Bewegung gesetzt hatte, dann beugte er sich aus dem
Fenster und rief im Vorbeifahren: »Und ihr seid die
Dunkelheit!«
    Es erfüllte ihn mit Genugtuung, dass der Mann gegen die
Karosserie hämmerte. Am Gewerkschaftsbüro, das in einem
alten Ladengebäude untergebracht war, verflüchtigte
sich sein Erinnerungslächeln. Ihr Problem stieß bei
den Gewerkschaftsvertretern auf Desinteresse. Die Mannschaft von
der Laborbaustelle stand um die zerkratzten Plastiktische bei den
Getränkeautomaten herum und trank Kaffee, während Mike
herumtelefonierte – mit der Miliz, mit dem Auftraggeber,
mit dem Sicherheitsdienst der Gewerkschaft –, ohne
weiterzukommen.
    »Okay«, sagte Kohn. »Jetzt ist Schluss mit
lustig.«
    Er stellte eine Verbindung zu seinem Computer her und rief
Logans öffentlichen Schlüssel ab, dann tippte er Logans
zwanzigstellige Telefonnummer und seinen eigenen Schlüssel
ein. Die Prozessoren hatten nicht mehr viel Kapazität
für klanggetreue Wiedergabe übrig, als sie Primzahlen
verarbeiteten, welche das Alter des Universums in Sekunden
vergleichsweise wie Kleingeld erscheinen ließen. Allerdings
würde es ebenso lange dauern, die Verschlüsselung zu
knacken.
    »Ich hoffe, es ist wirklich dringend, Moh. Ich bin
gerade am Vakuumschweißen.«
    »Okay. Grüne blockieren die Baustelle, und niemand
will was davon wissen. Weder die Gewerkschaft noch die Bewegung,
noch die Miliz. Ich hab den Eindruck, da macht jemand
Druck.«
    »Ich auch, rede mit Wilde.«
    Fünf Sekunden lang verschwanden die Ziffern des
Telefonzählers vor Kohns Augen.
    »Mit Jonathan Wilde?«, krächzte er
schließlich.
    »Genau. Sag ihm, du wärst von der
Beleuchtungsfirma. Muss wieder an die Arbeit.«
    Diesmal war Kohn erleichtert, dass die Verbindung unterbrochen
worden war. Er verstaute umständlich Handy und Computer,
während ihm der Kopf schwirrte. Dann erhob er sich und
blickte in ein Dutzend skeptische Gesichter.
    »Ich glaube, es bewegt sich was«, sagte er. Er
lächelte kläglich. »Endlich. Mike, Stone,
vielleicht solltet ihr den Gewerkschaftsanwalt darauf ansetzen.
Er soll damit drohen, die

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