Das Sternenprogramm
Plan
und Strichcodes.«
Kohn vernahm seine Stimme als fernes Krächzen.
»Strichcodes?«
»Strichcodes, welche die Zahl 666 enthalten.« Der
Bursche grinste einnehmend. »Das ist das Einzige, was dich
wundert?«
Kohn hatte das beunruhigende Gefühl, ins Hintertreffen
geraten zu sein.
»Ich glaube, darüber sollten wir uns mal
unterhalten«, sagte er. »Sollen wir uns
setzen?«
Der Mann folgte Kohn zum Tisch und schleppte einen Rucksack
mit. Kohn nahm neben Janis Platz, der Mann setzte sich über
Eck. Er lächelte Janis an, als ob sie einander kennen
würden, und sagte: »Hi. Ich bin Jordan Brown.«
Er reichte ihr die Hand. Janis stellte sich vor.
Kohn fand, es sei an der Zeit, in die Offensive zu gehen.
»Ich weiß nicht, wie es die Lady sieht«,
sagte er, »aber ich freue mich immer, einen Flüchtling
aus BG zu begrüßen. Willkommen im Weltraum.«
»Wie kommt es, dass du weißt, woher ich
komme?«
»Die Kleidung«, meinte Kohn mitfühlend.
»Der Akzent. Die Hautbeschaffenheit.«
Jordan schaute einen Moment betreten drein, dann lachte
er.
»Stigmata!«
»Keine Angst. Die nutzen sich ab. Okay, Jordan, dir
fällt es vielleicht ein bisschen schwerer, dir ein Bild von
uns zu machen. Janis ist Wissenschaftlerin, und ich arbeite
für eine Schutzagentur. Manche Leute würden mich als
Kommunisten bezeichnen. Ein überstrapaziertes Etikett,
aber…«
Er vollführte eine weit ausholende Geste, um alle
ungünstigen Assoziationen einzubeziehen, die er
möglicherweise ausgelöst hatte.
»Damit habe ich kein Problem«, sagte Jordan.
»Ich versuche die Leute so zu nehmen, wie sie sind. Ich bin
Individualist. Und Kapitalist.«
»Und erstaunlich gut informiert«, sagte Kohn.
»In Anbetracht der Umstände.« Er lehnte sich
zurück. Jetzt war Jordan am Zug.
Jordan blickte sich auf eine Weise um, die Kohn daran
erinnerte, wie Janis sich am Morgen umgeschaut hatte.
»Äh… ist die ANR hier legal?«
Kohn lächelte. »Das ist keine einfache Frage, aber
wenn ein Bürokomplex mit Neonschriftzug zählt, dann ja.
Außerdem herrscht hier Redefreiheit, wie du vielleicht
schon bemerkt hast.«
Jordan seufzte, und seine Schultern sackten ein wenig
herab.
»Schon wieder Stigmata…«
Kohn nickte. »Das Recht auf freie
Meinungsäußerung ist eine Sache«, sagte er.
»Aber das Zeug in diesem Glas ist das beste Mittel, sich
darin zu üben.«
Jordan trank einen Schluck und begann zu reden.
Während Jordan eine neue Runde holte, flüsterten
Janis und Moh hektisch miteinander.
»Glaubst du, er wurde… auf uns angesetzt?«,
fragte Janis.
»Du meinst, ob er ein Agent ist?« Kohn
schüttelte den Kopf. »Dann würde ich ihn
kennen… Er ist einfach bloß aufgeweckt. Hat
mitbekommen, wie ich mich umgehört habe.«
»Wir könnten ihn einspannen. Du willst dich vom
Netz fernhalten, und ich verstehe nicht viel davon. Er
schon.«
Kohn musterte sie erstaunt. »Eine gute Idee.«
Als Jordan mit gesenktem Blick zurückkam, rückten
sie auseinander; seine Bewegungen waren ausladend, als steuere er
einen Wagen mit den Ellbogen.
»Ich bin beeindruckt«, sagte Kohn.
»Wirklich. Du hast unglaublich viele Informationen im Netz
ausfindig gemacht und eine große Bandbreite von Ideen
entwickelt. Wie kommt es eigentlich, dass du so gut
bist?«
Jordan blickte finster in sein Glas, dann schaute er hoch.
»Ich weiß nicht«, sagte er. »Ich habe
bessere Hardware benutzt als je zuvor, und ich habe das gleiche
getan wie bei der Arbeit. Wie früher bei der Arbeit. Ich
habe ein Gespür für Marktbewegungen, wie Mrs. Lawson
mir heute noch gesagt hat.« Er lachte. »Und ein
Gespür für virtuelle Realität, was wohl von Paluxy
kommt.«
»Was ist Paluxy?«, fragte Janis.
»Ein Spiel, bei dem man Dinosaurier jagt. Das gibt es in
der einzigen VR-Arkade von Beulah City. Noah’s
Park.«
»Ich verstehe«, sagte Kohn. Er warf Janis einen
Blick zu, doch sie reagierte nicht. »Du bist hergekommen,
um die mageren Knochen deiner Entdeckungen mit Fleisch zu
versehen. Das Gleiche gilt für uns.« Er sprach
langsam, bemühte sich, seine zoomenden, Loopings
vollführenden Gedanken zum Formationsflug zu zwingen.
»Oder vielleicht sind wir ja das Fleisch. Du hast die Wahl.
Du kannst entweder losziehen und das tun, was du in Norlonto
wirklich tun wolltest und was dir in BC nicht möglich war
– lesen, im Netz surfen, Sex haben, was auch immer –,
und die ganze Sache vergessen. Oder du kommst mit
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