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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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uns mit.
Solltest du dich dafür entscheiden, sagen wir dir, was wir
wissen.«
    Moh beugte sich näher an Jordan heran und senkte die
Stimme. Er war sich nicht einmal mehr sicher, dass Janis ihn noch
hörte. »Und wenn du uns verrätst, bring ich dich
um.«
    Er richtete sich auf, lächelte Jordan an, als hätte
er ihm gerade einen heißen Wetttipp gegeben, und
beobachtete, wie Angst und Neugier in Jordans bemüht
ausdrucksloser Miene miteinander wetteiferten.
    »Okay«, sagte Jordan. »Lass mich
überlegen, okay? Ihr seid doch nicht in irgendwas
verwickelt, das hier als kriminell angesehen
wird?«
    »Negativ«, antwortete Moh.
    Janis schüttelte heftig den Kopf.
    »Ihr arbeitet nicht für die…« –
er senkte die Stimme und verzog vor Abscheu das Gesicht –
»für die Regierung oder die UN oder
dergleichen?«
    Moh riss die Augen auf, legte Janis den Arm um die Schultern
und klopfte Jordan auf den Rücken.
    »Du bist in Ordnung«, sagte er.
    Jordan wirkte erfreut und verlegen zugleich.
    »Also, wie lautet das große Geheimnis, und was
wollt ihr von mir?«
    Moh schaute sich um. »Auch wenn es dich wundern mag, das
ist weder der passende Zeitpunkt noch der geeignete Ort, um
über Geheimnisse zu sprechen. Und was wir von dir wollen,
ist so ziemlich das Gleiche, was du bereits getan hast.
Bloß etwas gründlicher, und die nötigen
Voraussetzungen können wir dir verschaffen. Ich wohne hier
in der Gegend, und du kannst unser Haus solange als Basis nutzen,
bis du selber was gefunden hast. Falls dir das passt.« Er
reichte Jordan eine seiner Geschäftskarten und erklärte
ihm kurz, was es mit dem Kollektiv auf sich hatte.
    »Und was erzählen wir den Genossen?«, fragte
Janis.
    »Wir halten uns möglichst eng an die
Wahrheit«, antwortete Kohn. »Jordan hilft uns bei der
Recherche und baut eine Datenbank potenzieller Kontakte und
Kunden auf…«
    »Okay«, sagte Jordan, »aber warum gerade
ich, und warum ihr?«
    »Wir bieten dir die Möglichkeit, das zu tun, was du
ohnehin tun wolltest. Ich meine, heute ist doch sozusagen dein
größter Wunsch in Erfüllung gegangen, du wurdest
mit einem hübschen Sümmchen aus BC
hinausbefördert. Also… was hättest du getan,
wenn du mit deiner Suche nicht weitergekommen
wärst?«
    »Ich hätte mir eine Bleibe gesucht. Und einen Job
– vielleicht im Warenterminhandel –, und…
äh… ich hätte viel gelesen und
geschrieben.«
    »Was möchtest du gern schreiben?«
    »Philosophische Sachen. So in der Art. Ach, nicht
bloß über Atheismus, Humanismus, das machen hier
bestimmt schon viele…«
    »Du würdest dich wundern«, warf Kohn ein.
    »… aber ich will mehr. Ich will diese ganzen
Sekten und Ideologien angreifen. Ich habe die Vision, das Leben
könnte besser sein, wenn die Menschen bloß erkennen
würden, wie die Dinge wirklich sind. Wir haben bloß
ein einziges Leben, wir leben in diesem unerschöpflichen
Universum, und das soll, verdammt noch mal, nicht reichen?
Weshalb müssen wir dann in diesen selbsterschaffenen
ausgedachten Welten umherstreifen, in diesen falschen
Wirklichkeiten, die bloß Dreckschmierer auf unserer Brille
sind? In all diesen Überzeugungen und Identitäten,
für die die Menschen ihr wahres Leben wegwerfen.«
    »Es gibt keinen Gott, und du sollst keine anderen
Götter haben.«
    »Genau. Darüber will ich schreiben.«
    »Ich habe eine bessere Idee«, sagte Kohn. Die
Erkenntnis, wie gut diese Idee war, breitete sich in ihm aus wie
ein Lächeln. »Würdest du gern Fernsehen
machen?«
    Bloß über Kabel und mit nur wenigen Abonnenten,
erklärte er. Die Themen aber würden bisweilen von den
großen Anbietern übernommen, und die Katzen
hätten Sendeplatz frei, da sie lediglich ihre eigenen
Heldentaten und eine alternative Nachrichtensendung, versetzt mit
ein wenig radikal-kritischer marxistischer Analyse,
verbreiteten.
    »Wenn du so vor der Kamera reden kannst, wäre das
prima«, meinte Kohn. »Weiter nichts. Keine
Interviewer. Keine hämischen Profis. Das wäre deine
Show. Sag, was du willst – vor allem hassen wir die
Barbaren und die Ministaaten, und wenn du das auch tust, stehst
du auf unserer Seite; alles Rationale wäre besser als dieser
miefige, behagliche Subtotalitarismus. Die wenigen Zuschauer
werden deshalb zuschauen, weil sie es wollen, also würdest
du auch niemanden langweilen. Und als Kapitalist kannst du deinen
Erfolg anhand des Einspielergebnisses messen!«
    »Oh, Mann.«

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