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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Jordans Augen funkelten jetzt.
»Das klingt großartig. Zu schön, um wahr zu
sein.«
    »Nein, einfach wahr genug, um gut zu sein.«
    »Wo wir gerade von Erfolg sprechen… was macht ihr
eigentlich mit dem verdienten Geld?«
    Kohn runzelte die Stirn. »Wir tun es auf ein
Sparkonto.«
    Jordan lachte. »Da könntet ihr ebenso gut Gold
kaufen und es in einem alten Socken verwahren!«
    »Was sollen wir denn sonst damit anfangen?«,
fragte Kohn erstaunt.
    Jordan musterte ihn kopfschüttelnd. »Und ihr nennt
euch Söldner… Mann, ihr verfügt über
Insiderinformationen bezüglich der Mikropolitik von
Norlonto, ihr lebt mitten in einer Freihandelszone, ihr zahlt
keine Steuern, ihr erfahrt Neuigkeiten und Gerüchte im
Moment ihrer Entstehung… Also, aus dem, was ich heute
Abend im Netz erfahren habe, könnte ich schon ein wenig Geld
machen!«
    Kohn blickte Janis hilfeheischend an. Sie zuckte die Achseln.
»Klingt ganz überzeugend.«
    »Großartig!« Kohn richtete sich auf und hob
das Glas. »Auf die internationale
kommunistisch-kapitalistische Verschwörung, der ich immer
schon angehören wollte.«
    Als Nächstes tranken sie auf philosophische Spekulanten,
was alle für eine tolle Sache hielten, und auf wahnsinnige
Wissenschaftler, die grässliche Dinge mit Ratten anstellten.
Anschließend wurden sie laut und nach einer Weile wieder
still. »Ist Molly Biolly eine Spinnerband?« Janis sah
auf die Bühne, während Kohn, der gerade von einem
weiteren Rundgang durchs Gewühl zurückgekehrt war, sich
neben ihr auf dem Stuhl niederließ.
    »Ich weiß nicht. Was…?«
    »Der Typ dort hinten sieht aus wie Brian Donovan. Wie
das Foto von ihm auf seinem Buchumschlag.«
    Hinter dem Holo-Bild der drei Mädchen in hautengen
Plastikanzügen, die obszöne Dinge mit Synthesizern
anstellten, stand das irritierende Avatar eines Mannes mit langem
grauem Haar und langem grauem Bart. Offenbar beobachtete er
sie.
    »Seltsam«, sagte Kohn und rutschte vor, so dass er
Janis verdeckte.
    »Ist das nicht bloß eine Projektion?«,
fragte Jordan.
    »Die Band schon«, antwortete Kohn, ohne sich
umzudrehen. »Aber die Bühne verfügt auch
über eigene Kameras, damit man neue Perspektiven
einfügen kann… So funktioniert ein Avatar in der AR.
Scheiße, er beobachtet uns. Und er weiß, dass wir ihn
bemerkt haben. Verschwinden wir, und zwar ganz unauffällig.
Trinkt aus und geht dann zur Tür. Du zuerst, Jordan, dann
Janis.«
    Kohn stand auf und leerte sein Whiskyglas in einem Zug. Die
Gestalt bewegte sich durch Molly Biolly hindurch, ein Gespenst
unter Gespenstern. Unmutsrufe wurden laut. Das Avatar glitt
über den Rand der Bühne hinaus und in die
Zuschauermenge. Unnötigerweise wich man ihm aus. Innerhalb
der Farben kräuselte sich Zigarettenrauch.
    Die Band, die gerade bei der Zeile TALKIN BOUT MY
GENERATION!!!! angelangt war, bewegte nurmehr lautlos den Mund,
wie Terroristen im Fernsehen. Die Gäste im Pub waren
ebenfalls verstummt und starrten die Projektion an.
    Das Avatar deutete mit einem durchsichtigen Arm auf Kohn. Die
Lippen bewegten sich asynchron, während die Lautsprecher
dröhnend zum Leben erwachten.
    »MOH KOHN!«, sagte es. »ICH BESCHULDIGE SIE,
GEGEN DIE KAMPFREGELN VERSTOSSEN ZU HABEN! WENN SIE SICH NICHT
PERSÖNLICH UND LEIBHAFTIG BEI MEINER ANGESTELLTEN
ENTSCHULDIGEN, EIN LÖSEGELD AKZEPTIEREN UND IHREN MAKEL
BINNEN VIERUNDZWANZIG STUNDEN TILGEN, SEHEN WIR UNS VOR DEM
NÄCHSTEN GENFER GERICHTSHOF WIEDER. IN DER ZWISCHENZEIT
SETZE ICH EINE BELOHNUNG AUF IHRE ERGREIFUNG AUS, DENN ALS
RENEGAT SIND SIE EINE ÖFFENTLICHE BEDROHUNG.«
    Donovans Avatar blickte sich um, als wollte es sich
vergewissern, dass es auch von allen gehört worden war, und
verschwand.
    Kohn wich zurück – auf den Fußballen, um sich
notfalls mit einem Satz in Sicherheit bringen zu können.
    Die Musik setzte wieder ein. Jemand lachte. Bloß ein
Streit unter Terroristen. Die Aufmerksamkeit wandte sich wieder
der Band zu; die Köpfe wandten sich ab.
    Ein kräftiger Mann, der auf einem Barhocker am Tresen
saß, schob beiläufig einen Maßkrug durch die
Bierlachen, stieß sich mit der Fußspitze vom Tresen
ab, so dass sich der Hocker drehte und ihn mit sich trug,
schwenkte den Arm mit dem Glas herum und holte zu einem
Diskuswurf aus.
    Kohn duckte sich so rasch, dass seine Füße
momentweise den Bodenkontakt verloren. Das Glas traf hinter ihm
auf die Wand, prallte davon ab und hätte ihn beinahe doch

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