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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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ich, ich mache was falsch, und hab die Genossen um Hilfe gebeten.
Aber dann war’s auch schon in den Nachrichten. Die ANR ist
offline gegangen, geht nicht mehr ans Telefon. Na ja, nicht ganz:
es meldet sich ein Avatar mit einer Standardansage.« Er
fuhr sich über die Augen. »Nach dem zwanzigsten
Versuch wird es nervig.«
    »Wie lautet die Ansage?«
    »In erster Linie wird Propaganda abgespult, dann
heißt es, wenn die Nachricht nicht bis zur Endoffensive
warten kann, würden sie durch andere Kanäle davon
erfahren.«
    »Bescheidenheit war noch nie deren
Stärke…«
    »Bescheidenheit! Modesty!« Jordans Grinsen wurde
von einem weitwinkelverzerrten Faustschlag ins Leere verdeckt,
den man auch als kommunistischen Gruß deuten konnte.
»Ja! Dass ich da nicht eher drauf gekommen bin!«
    »Was meinst du?«
    »Der Schwarze Planer hat bei der Modefirma in Beulah
City gestern eine Lieferung Seide bestellt. Ich könnte die
Zustellung nachverfolgen, um auf diese Weise an die ANR
heranzukommen.«
    »Hübsche Idee«, meinte Moh. »Allerdings
bezweifle ich, dass sie so leicht aufzuspüren
ist.«
    »Ich weiß, aber Modesty schon. Gestern hab ich
einen Transporter von Modesty gesehen, könnte gut sein, dass
er auf dem Weg nach Norlonto war. Ich bin sicher, ich könnte
mich einhacken und die Spur zurückverfolgen. Bei den meisten
Lieferungen handelt es sich um Fertigwaren, hab ich Recht?
Importiert werden Stoffe, exportiert werden edle Kutten. Und wenn
ich auf eine Lieferung von exportiertem Stoff stoße…«
    Moh schüttelte den Kopf. »Frachtbriefe lassen sich
mühelos fälschen, außerdem gehst du davon aus,
dass der Schwarze Plan tatsächlich Seide erworben hat.
Wahrscheinlich war das auch bloß wieder ein
Tarngeschäft, und was sie von China bekommen haben, war in
Wirklichkeit eine Ladung erstklassiger Kalaschnikows.«
    Jordan schaute leicht entmutigt drein, und Janis sagte rasch:
»Den Versuch ist es auf jeden Fall wert, Jordan. Das ist
unsere einzige Spur.«
    »Wohl wahr«, meinte Moh. »Okay, Jordan, mach
das und such weiter mit allem Nachdruck nach Cat. Leite alle
interessanten Informationen weiter.«
    »Ha! Wo wir gerade davon sprechen… hast du
gehört, dass der Weltraumverkehr lahmgelegt
wurde?«
    »Hat Logan mir gesagt.«
    »Gut. Okay, dann wäre da noch die Sache mit
Donovans Aufforderung, dich festzunehmen. Er hat sie in einer
Menge Newsgroups gepostet.«
    »Das ist gut.«
    »Kann ich dir irgendwie helfen?«
    »Bitte die Genossen, Gegenvorwürfe,
Gegenforderungen und so weiter unters Volk zu bringen. Unsere
Anwälte sollen ein paar hässliche Nachrichten
formulieren. Soll ruhig so aussehen, als hätten wir uns
ineinander verbissen. Könnte ein paar Abenteurer
abschrecken.«
    »Okay, habe verstanden. Was habt ihr vor?«
    Moh lachte. »Grenzen überspringen«,
antwortete er. »Wie die libertaristischen Genossen zu sagen
pflegen: In Norlonto herrscht nicht das Gesetz des Dschungels, es
ist ein Gesetzesdschungel.«
     
    Die folgenden zwei Tage über durchwanderten sie einen
winzigen Teil dieses Gesetzesdschungels, die grundverschiedenen
Gemeinwesen Norlontos. Im Unterschied zum Flickenteppich des
Königreichs handelte es sich hier nicht um einzelne Lehen,
sondern um verzahnte, miteinander verwobene Besitztümer und
Nachbarschaften. Einige gewährten freien Zugang. Andere
hatten die Straßen mit Toren abgeriegelt, erhoben Wegezoll
oder wiesen jeden ab, der keine Einladung eines Einwohners
vorzuweisen hatte. Das Tragen von Waffen in der
Öffentlichkeit war entweder verboten, wurde geduldet oder
gar verlangt. Dies hing von den jeweiligen Besitzern der
Straße ab, so wie das Tragen von Krawatten oder das Rauchen
in Restaurants. Es gab finstere, schmutzige Gegenden im Besitz
von Nazis, die ihr Geld überwiegend mit Touristen und dem
Verkauf von Memorabilia verdienten. Es gab Gegenden, die allein
Frauen vorbehalten waren. Die so genannte Universität Utopia
setzte sich aus Experimentalgemeinschaften zusammen, in denen es
von Soziologen wimmelte; finanziert wurden sie zumeist von
Grundstücksmaklern, für die sie Marktforschung
betrieben. In einem scharf abgegrenzten Gebiet, der
Singulären Senke, gab es weder Gesetze noch eine Moral; wer
es betrat, von dem setzte man voraus, dass er auf jeglichen
fremden Schutz verzichtete. Die Gegend übte einen gewissen
Reiz auf Selbstmörder, Psychopathen und halbwüchsige
Macho-Abenteurer aus. (Natürlich gab es auch

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