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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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erst bei
der nächsten Überprüfung auffallen, doch die war
erst in einem Monat fällig.
    Das nun ablaufende Programm aus dem Verzeichnis SILK.ROOT
fragte nun im Namen von Jordans virtueller Frachtfirma an, ob es
einen Kostenvoranschlag für zukünftige Aufträge
abgeben könne. Es bat um Hintergrundinformationen,
bloß um eine Auflistung der Lieferungen an britische
Bestimmungsorte im vergangenen Monat. Wenn er die richtigen
Parameter vorgegeben hatte, würden die Systeme, in die er
eingedrungen war, diese äußerst ungewöhnliche
Anfrage bedenkenlos akzeptieren.
    Er ertappte sich dabei, dass er die Augen geschlossen und die
Finger überkreuzt hatte.
    Ping. Und schon war es geschehen, eine
Zwanzig-Seiten-Tabelle: Datums- und Zeitangaben, Firmennamen, die
verschickten Güter. Fertigbekleidung sonderte er aus,
wodurch fünf Seiten wegfielen, dann ging er die Liste
aufmerksam durch. Dabei gewann er den Eindruck, er hätte
ebenso gut die Gelben Seiten für Schneider aufrufen
können, als ihm unter all den Lauras, Angelas, Blisses und
Bonnys die Friedensgemeinde der Frauen auffiel.
    Drei Bestellungen im vergangenen Monat, jedes Mal über
Dutzende… nein, Hunderte Meter feiner Seide. Ein
Auftrag stand noch offen: der Stoff war soeben per Luftfracht
eingetroffen und wartete auf die Auslieferung. Der Auftrag war
vor vier Tagen erteilt worden, und zwar vormittags. Als er mit
dem Schwarzen Planer zu tun gehabt hatte.
    Ju-huu!
    Während er die Zeile anstarrte, begann sie zu blinken.
Eine Nachricht erschien auf dem Bildschirm.
    »ES GIBT QUERVERWEISE AUF DIE FRIEDENSGEMEINDE DER
FRAUEN. ANZEIGEN?«
    Ein dickes J war die Antwort. Die Anzeige geriet in Bewegung,
als das Programm den Hinweisen durch die Datenbanken des
Kollektivs folgte. Dann wurde eine Videofonnachricht angezeigt,
die seit zwei Tagen im Zwischenspeicher wartete.
    Mitten in der virtuellen Szenerie erschien der
zweidimensionale Bildschirm des Telefons. Als sich das Bild
stabilisiert hatte, meinte Jordan einen verwirrenden Moment lang,
einen Raum in Beulah City zu sehen: ein Empfangszimmer mit
überladenen Möbeln und Vorhängen; zwei Frauen in
langen, ebenfalls überladenen Kleidern, jede Menge
Petticoats und Röcke. Die Frau im Vordergrund wirkte
geziert, hatte die Hände im Schoß gefaltet und blickte
in die Kamera. Die andere saß auf einem Sofa links im
Hintergrund, ohne vom Anruf Notiz zu nehmen; sie war mit einer
Näharbeit beschäftigt, die blonden Locken fielen ihr
ins Gesicht.
    »Felix-Dserschinskij-
Arbeiterverteidigungskollektiv?«, fragte die erste Frau;
die Worte klangen unpassend aus ihrem Mund. Sie nickte auf die
Bestätigung hin. »Gut. Wir benötigen
professionellen Nachbarschaftsschutz und haben gehört, Sie
hätten auf diesem Gebiet einige Erfahrung. Bitte rufen Sie
uns so bald wie möglich zurück. Danke.«
    Sie machte Anstalten, die Verbindung zu unterbrechen, als die
Frau im Hintergrund aufsah. Sie blickte unmittelbar in die Kamera
und streifte sich mit dem Handgelenk das Haar aus der Stirn.
    Jordan zuckte unwillkürlich zusammen.
    Die Frau war Cat.
    Der Bildschirm wurde leer.
    Jordan leitete eine Nachricht an Marys Terminal weiter und bat
sie, eine Pause zu machen. Nach einer quälenden Minute tat
sie es. Jordan spielte ihr die Nachricht vor.
    »Und?«, sagte sie.
    »Das da ist Cat!«
    Mary runzelte die Stirn. »Ich schau’s mir noch mal
an.« Diesmal vergrößerte sie die letzte Sequenz.
»Also, die sieht ihr sicherlich ähnlich,
aber…«
    »Du hättest nie geglaubt, dass sie sich so
rausputzen könnte, stimmt’s?« Jordan
lächelte selbstgefällig. »Die Art und Weise, wie
sie sich das Haar zurückstreift. Auf dem Bild in Mohs Zimmer
tut sie das auch. Bloß dass sie da mit einem
Schraubenschlüssel hantiert und nicht mit ’ner
Nadel.«
    »Also, Jordan, ich habe keine Ahnung, welche
Vorstellungen du von unserem Zusammenleben hast, aber ich war
noch nie in Mohs Schlafzimmer«, meinte Mary kichernd.
»Das solltest du Moh mal zeigen.«
    Jordan wollte eben dies tun, als ihm wieder einfiel, was der
Inhalt der Nachricht war, und wie er darauf gestoßen
war.
    »Ich möchte erst noch was abklären«,
sagte er.
     
    »Ja, das ist wirklich Catherin«, sagte Moh. Er
speicherte das Bild aus seiner Brille und löschte die
Anzeige, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf die winzigen
Avatare von Jordan und Mary über dem Handy. »Gut
gemacht, Jordan. Ohne diese Geste hätte ich

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