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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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einer Glasfront
ausgestattete Cafeteria, mit dem Rücken an eine gefurchte
Aluminiumsäule gelehnt, und bestellten Kaffee und Doughnuts.
Janis beobachtete die Menschen, die sich durch ein Ambiente
bewegten, das, abgesehen vom Outfit, wie eine Szene aus dem
Sciencefiction-Klassiker Was kommen wird wirkte. Kurze
Tuniken und Pagenschnitte waren keine zu sehen. Moh klickte sich
auf einem Computer eine Weile durch Landkarten.
    »Ein großer Nachteil der hiesigen
Örtlichkeiten besteht darin«, sagte er und steckte das
Gerät wieder in die Hemdtasche, »dass es hier keinen
königlichen Highway gibt. Alles ist privat.
Eigentumsverhältnisse und Zugangsrechte sind bisweilen ein
rechtes Minenfeld.«
    »Das hast du hoffentlich nicht wörtlich
gemeint.«
    »Nicht unbedingt, aber sollten wir zu unbefugtem
Betreten gezwungen sein, verlasse ich mich lieber auf meinen
Freund« – er tätschelte seinen Rucksack –,
»als auf ähnlich gelagerte
Präzedenzfälle.«
    »Da drin hast du das Gewehr?«
    »Nicht so laut. Ja. In Einzelteile zerlegt.«
    »Und ich habe schon gedacht, wir wären endlich
einmal allein.«
    »Besser zu zweieinhalbt als gar nicht, mein
Schatz.«
    Währenddessen behielt er nahezu unablässig die Menge
im Auge. In den wenigen Momenten, da er Janis unmittelbar ansah,
blieb ihr kaum Zeit, sein Lächeln zu erwidern, dann wandte
er sich auch schon wieder ab. Sie fragte sich, ob dieser Blick
für ihn wohl gleichbedeutend war mit einer langen,
forschenden Musterung… Sie konnte sich nicht beklagen: es
waren ihre Drogen gewesen, die sein Zeitgefühl und sein
Gedächtnis verändert hatten, außerdem bezahlte
sie ihn dafür, dass er auf sie aufpasste.
    Und sie hatte sich schwer in ihn verliebt. Nach dem Motto: ein
harter Mann ist leicht zu finden. Ein Teil von ihr – der
skeptische, analytische, wissenschaftliche Teil von ihr –
betrachtete ihre Halsüber-Kopf-Liebe zu Moh voller Sarkasmus
und mit einem herablassenden Lächeln letztlich als
gezündete genetische Ladung und Überlebensstrategie: an
der Seite eines starken, freundlichen Mannes, der gefährlich
für andere war und sie beschützte, standen ihre Chancen
am besten. Dem anderen Teil wurde jedes Mal, wenn er sie ansah,
ganz schwummerig. Ihr Körper fühlte wiederum etwas
anderes, aber Schwäche war es nicht.
    Moh tippte etwas in sein Handy. Er legte es so auf den Tisch,
dass nur sie beide es sehen konnten und niemand sonst: das Bild
war zweidimensional, nicht holografisch.
    Das Display zeigte Mary Abids Gesicht.
    »Oh, hi«, sagte Mary. »Jordan ist wieder da,
falls du das wissen wolltest. Hast ihn gleich ins kalte Wasser
springen lassen, stimmt’s?«
    »Kann ich ihn mal sprechen?«, fragte Moh
ungeduldig.
    »Klar… ich geb ihn dir.«
    Jordan sah zu ihnen auf, offenbar von einer auf dem Monitor
seines Terminals aufgestellten Kamera aufgenommen. Er hatte ein
blaues Augen und ein paar Schrammen im Gesicht.
    »Alles in Ordnung, Jordan?«
    »Ja«, antwortete er munter. »Es gab eine
Rauferei, aber das war auch schon alles. Du hättest die
Bullen mal sehen sollen, Moh. Die sind gerannt wie die
Kaninchen.«
    »Ja, sicher, ich hab dir ja gesagt, die
Neos…«
    Jordan lächelte. »Nicht deine linken Schläger
haben sie verjagt – sondern die Marktweiber!«
    »Schön für sie. Aber das sind nicht meine linken Schläger, das habe ich schon mal gesagt.
Ist Bernstein heil da rausgekommen?«
    »Ja. Hab einen so alten Mann noch nie so schnell sich
bewegen sehen. Als ich am Stand ankam, hatte er die Bücher
schon eingepackt, und dann schnurrten wir mit seinem elektrischen
Traktor geradewegs durch ein Handgemenge. Bei der Gelegenheit hab
ich ein paar Hiebe abgekriegt, aber das war keine große
Sache.«
    Offenbar war er insgeheim anderer Ansicht und recht stolz auf
sich. Janis hoffte, Moh werde Jordans kleine Seifenblase der
Selbstzufriedenheit nicht zum Platzen bringen.
    »Scheint so, als hättest du deine Sache gut
gemacht«, sagte Moh. »Wie kommst du mit der
Netzrecherche voran?«
    Jordans Selbstgefälligkeit verflüchtigte sich.
    »Also… zuerst zu Catherin… Cat. Als ich
mich einloggte, lagen mehrere Antworten auf deine Nachricht vor.
Niemand hat sie gesehen. Ein, zwei Leute erwähnten, Donovan
suche ebenfalls nach ihr.«
    »Das wundert mich nicht«, meinte Moh. »Und
wie steht es mit der ANR?«
    Jordan seufzte erschöpft. »An die komme ich nicht
ran. Sämtliche Nachrichten kommen zurück. Zuerst dachte

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