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Das stille Gold der alten Dame

Das stille Gold der alten Dame

Titel: Das stille Gold der alten Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Malet
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ein
Gegenstand, ein Möbel. Na ja, vielleicht hatte ich Pech. Jedenfalls hat man
mich so behandelt. Egal, wo ich in Stellung war. Kann sein, daß es woanders
nicht so ist. Hoffentlich. Sogar mein letzter Arbeitgeber, der Dichter mit dem
Testament, war nicht viel anders. Tja, und wenn ich mir so meine Liste ansehe
mit den reichen Dämchen, an die ich Chauffeure zur besonderen Verwendung
verweise... Also, ich weiß nicht, was schlimmer ist: Kammerdiener oder
Chauffeur. Die Demütigungen, die ich erdulden mußte, verblassen so langsam.
Nehmen Sie’s als Revanche, als Rache. Eine schäbige, kleine Rache. Die Rache
des kleinen Willi, sozusagen. Aber keine Straftat. So ist das, Monsieur.“ Mit
dem letzten Satz klang seine Stimme wieder normal. „O.K., Monsieur René“, sagte
ich. „Sie sind ein vernünftiger Mann. Bin sehr zufrieden mit Ihnen. Bisher
jedenfalls. Jetzt allerdings könnte es etwas haariger werden.“
    Wir umkurvten den See. Ich wollte nicht länger um den heißen Brei herumreden.
    „Und die Masche Nr. 2? Die, die auf
die Masche Nr. 1 aufbaut?“
    „Versteh ich nicht.“
    „ Werd’s Ihnen erklären...“
    Daß ich auch immer alles erklären muß!
    „Die reichen Dämchen, wie Sie sie
nennen, scheinen mir mehrere schwache Stellen zu haben. Ein Kinderspiel, sie
unter Dauer-Erpressung zu halten oder Ihnen Schmuck zu klauen, ohne daß sie den
Mund zu weit aufreißen...“
    Ich entwickelte ihm meine Idee von der
organisierten Bande. Monsieur René wurde in keinster Weise verlegen oder unsicher. In einem Ton unbestreitbarer Aufrichtigkeit sagte
er:
    „Ich verstehe, worauf Sie hinaus
wollen. Aber ich versichere Ihnen, daß so was in der Art nicht existiert. Diese
jungen Leute — ich meine die Chauffeure — haben ihre Vorzüge. Man kann ihre
Mentalität beklagen, aber es sind anständige Menschen. Es liegt nicht in ihrem
Interesse...“
    Und er lieferte mir ein paar recht
überzeugende Argumente. „Schon möglich“, brummte ich. „Trotzdem hat Bénech den
Schmuck von Madame Ailot mitgehen lassen.“
    „Ach ja?“
    „Das scheint Sie nicht zu überraschen.
Dabei haben Sie mir eben erst bewiesen, daß diese jungen Leute...“
    „Entschuldigen Sie bitte, Monsieur“,
unterbrach er mich. „Bei Bénech überrascht mich gar nichts mehr. Hat mich sehr
enttäuscht, der Bretone. Aber es ist nicht zu leugnen: Möglicherweise hat er
sich eines Verbrechens schuldig gemacht. Ich weiß davon nichts. Allerdings
wissen wir, daß er manchmal... äh... bedenkenlos gehandelt hat, nicht wahr?“
    „Ein schwarzes Schaf also?“
    „Genau, Monsieur.“
    „Hm... Was er gemacht hat, konnten
andere vor ihm machen. Hatten Sie nie Ärger damit?“
    Er zögerte.
    „N... Nein. Nie.“
    „Aber M’sieur René! Sie können ruhig offen reden. Wo Sie doch ein ruhiges Gewissen haben...“
    „Ein sehr ruhiges sogar. Ja, einmal hat
es Ärger gegeben. Die Zeitungen haben die Sache dankbar aufgegriffen, damals.
Es ging auch um Schmuck. Um unechten.“
    „Unechten Schmuck?“
    „Ja. Um Täuschung ging es.“
    „Ich interessiere mich ganz besonders
für unechten Schmuck und Täuschungen. Erzählen Sie doch mal, M’sieur René.“
    „Gerne. Ich verrate Ihnen kein
Geheimnis. Es stand in der Zeitung, wie gesagt. Einer von
,meinen “ Chauffeuren war in den Skandal verwickelt, könnt sich aber
reinwaschen. Das war vor ungefähr zwei Jahren. Monsieur und Madame... äh...
nennen wir sie X...“
    „Keine Heimlichkeiten, mein Lieber!
Wenn es doch in der Zeitung stand...“
    „Also gut, Monsieur und Madame Fitzauray hatten eine Art Vertrag geschlossen. Sie teilten
das Personal auf. Der Chauffeur für Madame, die Zimmermädchen für Monsieur.
Aber Monsieur Fitzauray war wie alle Männer. Daß er
seine Frau betrog, fand er normal. Aber die Chauffeure wurden ihm auf die Dauer
unerträglich. Oder er hat sich gesagt: Wenn meine Frau nicht mehr meine Frau
ist, braucht sie auch nicht mehr mit dem Schmuck zu prahlen, den ich ihr
geschenkt habe. Also ließ er Duplikate anfertigen und verwertete die echten
Stücke anderweitig. Als Madame den Tausch bemerkte, schlug sie ihm vor, den
Chauffeur anzuzeigen. Aber der war ‘ne Kämpfernatur. Verteidigte sich auf
Teufel-komm-raus, weil er ja wußte, daß er unschuldig war. Und am Ende kam die
Wahrheit ans Licht. Tja, M’sieur , das war das einzige
Mal, daß es Ärger gegeben hat.“
    „Ja, ich glaube, ich erinnere mich an
den Fall. Vielen Dank für die Nachhilfe.“
    Wir umkurvten immer noch den

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