Das stille Gold der alten Dame
Addition. Ergebnis: Fitz. Fitzauray .
Monsieur Fitzauray , von dem René, ehemaliger
Kammerdiener und jetzige Fledermaus, gesprochen hatte. Der Mann, der meinte,
falscher Schmuck sei genauso gut für seine Frau wie echter. Mir kam eine Idee.
Wohin sie mich führen würde, wußte ich nicht. Aber es kostete nicht viel, ihr
nachzugehen. Ich machte mich auf die Suche nach der dicken Fledermaus.
Nach dem Abendessen, lange nach dem
Abendessen traf ich ihn in seinem zweiten Zuhause in der Chaussée de La Muette . Als er mich sah, runzelte er die Stirn
und verzog das Gesicht. Dann war er aber wieder die Liebenswürdigkeit in
Person. Ich nahm ihn beiseite.
„Ich hätte noch gern was über die
Affäre Fitzauray erfahren“, begann ich.
„Ich hätte Ihnen besser nichts davon
erzählen sollen“, seufzte René.
„Nur ‘ne Frage. Der Chauffeur hat sich
doch sehr gut verteidigen können, und der Schwindel flog auf. Aber dafür mußte
doch der Mann gefunden werden, der den unechten Schmuck hergestellt hatte,
nicht wahr?“
„Allerdings.“
„Erinnern sie sich an den Namen?“
Zur Unterstützung des Gedächtnisses
kratzte René sich mit seinen Wurstfingern an der fetten Wange.
„Hm... Das war ein sehr ehrbarer
Juwelier an der Avenue Mozart... Ich komm oft an seinem Geschäft vorbei...
Warten Sie... Ich hab’s! Rose... dingsbums ... Ein
Jude. Ach ja! Raymond Rosembaum.“
„Vielen Dank. Was anderes: Sie kennen
nicht zufällig einen jungen Mann...“
Ich beschrieb ihm Roger Lozère , meinen Judopartner.
„Vielleicht ein Freund von Bénech“,
schloß ich. „Vielleicht auch nicht.“
René schüttelte seinen dicken Kopf.
„Nein, kenn ich nicht“, sagte er. „Ist
der auch Chauffeur?“
„Eher Zuhälter.“
„Also wirklich, M’sieur !“
entrüstete er sich. „So was kenn ich nicht.“
Ich schnappte mir das Telefonbuch und
suchte den Namen Rosembaum, Juwelier, Avenue Mozart. Ich notierte mir die
Telefonnummer. Auf meiner Uhr war es kurz nach zehn. Um diese Zeit hatte der
Laden schon geschlossen. Aber vielleicht war der ehrenwerte Herr zu Hause, in
Pantoffeln... Besser, die Sache gleich hinter sich zu bringen. Nicht grade
Besuchszeit, aber ich würde mich als Polizeibeamter ausgeben. Um aus ihm was
rauszukriegen, mußte ich sowieso bluffen.
Das Eisengitter in der Avenue Mozart
war heruntergelassen, wie vorausgesehen. Vom nächsten Bistro aus rief ich den
Juwelier an. Ranelagh 89-10. Es klingelte wie verrückt.
Klingelte und klingelte. Niemand ging an den Apparat. Na schön. Monsieur
Rosembaum war schließlich nicht verpflichtet, in seinem Laden zu wohnen. Im
Telefonbuch gab’s ‘ne ganze Spalte mit Rosem -baums.
Nur zwei von ihnen hießen Raymond. Einer wohnte in der Rue La Fontaine, also
gleich um die Ecke, der zweite wohnte in der Avenue Kléber .
Ich nahm den ersten: Ranelagh 75-43.
„Hallo. Monsieur Rosembaum?“
„Ja.“
„Raymond Rosembaum, Juwelier?“
„Nein. Stoffe en gros, M’sieur . Sie...“
„Nein, ich wollte nichts kaufen.
Vielen Dank. Und entschuldigen Sie die Störung.“
Also Rosembaum, Avenue Kléber . Boissière 12-11.
„Ja“, sagte eine unfreundliche Stimme.
In der Leitung knackte und rauschte
es.
„Monsieur Rosembaum, Juwelier?“
Ich hätte auch Schwartzkopperostermayer sagen können.
„ Ro ...“, kam
es aus der gestörten Leitung.
Der Apparat schien nicht mehr ganz neu
zu sein.
„Nein... Sie... wohl verwählt, M’sieur .“
„Ist da nicht Boissière 12-11?“
Red nur weiter, Nestor! Der Kerl am anderen
Ende hatte aufgelegt. Ich legte auch auf. Hm... Ich kannte einen Rosenthal,
einen Acker und vier oder fünf Levys. Aber Rosembaum! Der hatte aber auch ‘ne
Stimme... Kam mir nicht ganz unbekannt vor. Hätte aber nicht sagen können, wo
ich sie zum letzten Mal gehört hatte. Diesen Rosembaum kannte ich bestimmt
unter einem anderen Namen. Und er hatte mich an der Stimme erkannt und mir was
von „verwählt“ erzählt. Komisch. Das war doch... Nicht möglich! Ich wählte noch
einmal Boissière 12-11. Diesmal kam keine Verbindung
zustande. Kein Besetztzeichen. Nichts. Ich gab’s auf.
Rosembaum gab ich nicht auf. Mußte
unbedingt rauskriegen, welches Gesicht zu der Stimme gehörte. Ich ging zurück
zum Hotel, holte meinen Wagen aus der „Garage“ und fuhr in die Avenue Kléber .
Das fünfstöckige Haus, in dem
Rosembaum wohnte, stand nicht weit von der Avenue des Portugais .
Alles war dunkel und schlief. Nur ein Fenster in der dritten Etage war
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