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Das stille Gold der alten Dame

Das stille Gold der alten Dame

Titel: Das stille Gold der alten Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Malet
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Feinde.“
    „Werden Sie hingehen?“
    „Ja, natürlich.“
    „War das die Information, von der Sie
eben sprachen?“
    „Ja.“
    „Und deswegen sind Sie hier.“
    „Ja. Wollte mir noch mal den Tatort
ansehen und mir die schreckliche Szene in Erinnerung rufen...“
    „Ich bitte Sie.“
    „’ tschuldigung .“
    „Ich gehe jetzt“, sagte sie. „Wollen
Sie noch hierbleiben, für Ihre... äh... Ihre Ermittlungen?“
    „Nein. Hab alles gesehen. Und morgen seh ich weiter.“ Madame Ailot löschte überall das Licht.
Dann holte sie eine Taschenlampe hervor, und wir gingen im Schein der Lampe die
Treppe hinunter.
    „Wie sind Sie eigentlich ins Haus
gekommen?“ fragte sie, als sie bemerkte, daß das Gartentor nicht abgeschlossen
war.
    „Hab das Schloß ein wenig bearbeitet.“
    Sie sagte nichts, ging nach links zur Rue d’Ankara . Der Sportwagen stand am Anfang der Avenue
Marcel-Proust.
    „Kann ich Sie irgendwo absetzen,
Monsieur Burma?“
    „Am Quai de Passy, wenn das auf Ihrem
Weg liegt.“
    Es lag auf ihrem Weg. Ich setzte mich
auf den Beifahrersitz. Madame Ailot war gespannt wie ‘ne Violinsaite. Im
Radumdrehen waren wir am Quai de Passy. Das Bistro an der Ecke Rue d’Ankara und Avenue de Lamballe — Der Bär Martin, wie es seltsamerweise hieß — konnte sich über fehlende
Gäste nicht beklagen. Die hellerleuchtete Terrasse war voll von
Frühlingsbesessenen. Ich stieg aus und wünschte meiner ehemaligen Klientin noch
einen schönen Abend. Der Tallemet verschwand im
Verkehrsgewühl.
    Ich ging wieder in die Rue Berton
zurück. Wieder vergewaltigte ich das Türschloß . Aber
diesmal achtete ich auf die Stufe im Garten! Im Schein von mehreren
Streichhölzern ging ich hinauf in das Leichenzimmer. Dort knipste ich das
Deckenlicht an und stürzte zu dem Sessel, auf dem ich eben gesessen hatte. Er
stand immer noch am selben Platz. Niemand hatte ihn in der Zwischenzeit
geklaut. Ich steckte meinen Finger durch den Riß der Schutzhülle, bis zu der
Stelle, wo ich einen harten Gegenstand gespürt hatte. Auch er war noch da. Es
war also keine Täuschung!
    Eine Revolverkugel! Ein Kaliber, das
auch gut und gerne Suzannes Revolver hätte ausspucken können. Eine Kugel für
Bénech. Eine Kugel für mich. Eine Kugel für...
    Tja, ich hatte aber nur zwei Schüsse
gehört!
    Ich steckte die Kugel ein, ging ins
Hotel zurück und legte mich sofort ins Bett. Ich schlief sehr schlecht.

11

Die Stimme der Vergangenheit
     
    Zwischen der Metrostation und der
Pferderennbahn von Auteuil versuchte das stehende
Heer der Alleswisser ihren Salat an den Mann zu bringen. Einer wedelte mit
einem dreckigen Briefumschlag in der Luft herum. Hut im Nacken, schlecht
rasiert, rostige Stimme:
    „Hier drin, der Gewinner ist hier
drin, alle Millionäre nichts als Gewinner, hundert Francs für den Umschlag mit
dem Gewinner!“
    Offensichtlich wollten nur sehr wenig Leute Millionäre werden, mit einem Einsatz von hundert
Francs. Ihnen war die noble Unsicherheit des Pferdesports lieber. Gleichgültig
gingen sie an dem Zauberumschlag vorbei zu den Drehkreuzen, die ins Innere der
Rennbahn führten.
    „Kaufen Sie den Turf’, grölte
ein Verkäufer. „Der Turf, letzte Ausgabe. Die letzten Tips , direkt von der Trainingsbahn!“
    „ Paris-Sports“, pries ein
anderer an. „ Tips aus erster Hand. Paris-Sports. Heute mit den Buchmacher- Tips des
geheimnisvollen M’sieur Séguin ,
König der Experten.“
    „Der Turf! Letzte Ausgabe!“
    „Hier drin, der Gewinner, alles
Millionäre!“
    „Paris-Sports!“
    „ Auteuil -Longchamp!“
    Die Menge strömte zur Rennbahn von La
Butte Mortemart . Sie stiegen aus Bussen, Taxis,
Reisebussen. Ich kaufte den Paris-Sports . Der Verkäufer stank nach Wein. Ich dachte, Doping wär verboten!
    „Hat die Unschuldige ‘ne
Chance?“ fragte ich ihn.
    „Wie meine Schwester“, sagte der
geheimnisvolle Augure .
    „Kenn ich nicht, Ihre Schwester.“
    „Zum Glück für Sie.“
    „Und was ist nun mit der Unschuldigen ?“
fragte ich nochmal.
    „’ne lahme Kuh...“
    Sein Rotweinatem wehte mich beinahe
um.
    „... Paris-Sports. Heute mit den Buchmacher- Tips ...“
    Er zwinkerte mir zu. „Im dritten
gibt’s ‘ne Überraschung, sag ich Ihnen. Sagt M’sieur Séguin auch, ‘ne Mordsüberraschung... Paris-Sports !
...“
    Ich kaufte mir eine Tribünenkarte. Auf
der anderen Seite des grünen Rasens erhoben sich die Tribünen gegen den
wolkenlosen Himmel. Darüber flatterten die Fahnen im Wind. Auf den

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