Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)
Holz bekämpft Metall (macht stumpf), Metall bekämpft Feuer (entzieht Hitze), Feuer bekämpft Wasser (verdampft), Wasser bekämpft Erde (weicht auf), Erde bekämpft Holz (erstickt es).
Für die Medizin sind diese Zusammenhänge seit alters sehr wichtig, denn so lässt sich die Spur eines Symptoms auf seine Ursache zurückverfolgen, und die Therapie kann an diesem Ausgangspunkt ansetzen. Jede der Fünf Manifestationen ist mit je einem Yin- und einem Yang-Organ verbunden, die einander unterstützen.
Abb. 4:
Der Zyklus des Nährens; beim Zyklus des Erschöpfens ist die Wirkungsrichtung umgekehrt
Abb. 5:
Der Zyklus der Überwältigung; beim Zyklus des Bekämpfens ist die Wirkungsrichtung umgekehrt
HOLZ entspricht Leber (Yin) und Gallenblase (Yang).
FEUER entspricht Herz (Yin) und Dünndarm (Yang).
ERDE entspricht Milz (Yin) und Magen (Yang).
METALL entspricht Lungen (Yin) und Dickdarm (Yang).
WASSER entspricht Nieren (Yin) und Blase (Yang).
Die Manifestationen auf der Ebene der Organe sind mit Manifestationen auf der Ebene der Emotionen verbunden. Die sieben Emotionen entsprechen den fünf Yin-Organen:
Ärger, Wut ist mit der Leber verbunden (Manifestation HOLZ).
Freude, Erregung ist mit dem Herzen verbunden (Manifestation FEUER).
Melancholie ist mit der Milz verbunden (Manifestation ERDE).
Sorgen und Trauer sind mit der Lunge verbunden (Manifestation METALL).
Angst und Furcht sind mit den Nieren verbunden (Manifestation WASSER).
Übermaß oder Mangel an Emotion wirken auf das Qi der organischen Funktionskreise ein, und organische Disharmonien wiederum bringen die Emotionen aus dem Gleichgewicht. Über die emotionalen Einwirkungen auf das Qi heißt es im Nei Jing:
Exzessive Freude ist mit Verlangsamung und Zerstörung des Qi verbunden; übermäßige Wut lässt das Qi aufsteigen; zu viel Sorgen und Trauer schwächen das Qi; übermäßige Schwermut erzeugt »Knotigkeit« und »Steckenbleiben«; Angst lässt das Qi nach unten sinken; Furcht lässt es chaotisch werden. [60]
Die verschiedenen Emotionen lassen sich einzeln wiederum in fünf Qualitäten entsprechend dem Zyklus der Manifestationen aufteilen. Daraus ergeben sich weitere Differenzierungen wie Holz-Wut, Feuer-Wut, Erd-Wut und so weiter, oder Holz-Freude, Feuer-Freude und so weiter. Die Wertigkeiten kann man bei einer Betrachtung der Interaktionen zwischen den Fünf Manifestationen selbst herauszufinden versuchen.
Ein Beispiel:
Holz-Wut kommt aus der Behinderung, zeigt sich in Unkreativität, Antriebslosigkeit, Erstarrung.
Feuer-Wut kommt aus frustrierter Lust, zeigt sich verzehrend, expansiv, macht süchtig.
Erd-Wut kommt aus einer ungelösten Vergangenheit, zeigt sich in einem fixierten, selbstgerechten Nachhaken.
Metall-Wut entsteht durch Ungerechtigkeit, zeigt sich in hilfloser Wut.
Wasser-Wut kommt aus der Angst, zeigt sich in »bleicher Wut«. [61]
In einer kreativen Entfaltung vielfacher Zuordnungen umfasst der Zyklus der Fünf Manifestationen außerdem alle natürlichen Zyklen (Tage, Stunden, Klimata) sowie Körperbereiche, Sinnesorgane, Sinnesfunktionen und Sinneswahrnehmungen (siehe Tabelle S. 87).
Diese Zuordnungen machen zugleich auch Gesetzmäßigkeiten deutlich, nach denen das individuelle Qi auf verschiedenen Ebenen wahrnehmbar wird. Häufiges Stöhnen oder die Neigung zu übertriebenem Lachen, Leidenschaft für süße oder bittere Geschmacksrichtungen, die Abneigung gegen oder besondere Vorliebe für Winterwetter – all dies gibt Auskünfte über den Qi-Haushalt eines Menschen. Das gedankliche Spiel mit den Fünf Manifestationen und ihren mannigfaltigen Zuordnungen kann helfen, eine feinere Aufmerksamkeit für die eigene Befindlichkeit zu entwickeln. Diese verfeinerte Aufmerksamkeit ist allein schon ein Faktor der Steuerung und der Aktivierung von Qi und kann bei der Qi-Gong-Praxis von großem Wert sein. Eine spezielle Übung mit dem Kreis der Fünf Manifestationen nach Qi-Gong-Meister Lu Haixing unterstützt den Kreislauf des Nährens.
Übung des nährenden Kreislaufs
Diese Übung wird im Sitzen in aufgerichteter, aber entspannter Haltung ausgeführt. Es ist auch möglich, dabei zu liegen.
Die Aufmerksamkeit wendet sich zuerst den Nieren zu. Ein inneres Bild von ihrer Form und Farbe entsteht.
Die Aufmerksamkeit bewegt sich entlang dem Nierenkanal zur Blase; das imaginative Bild gibt Auskunft, ob sie hell ist oder nicht.
Auf der rechten Seite aufwärts führt der Weg zur Leber; es entsteht ebenfalls ein Bild.
Von der
Weitere Kostenlose Bücher