Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)
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Das Prinzip der ständigen Wandlung wird deutlich im ständigen Wechselspiel von Yin und Yang. Das »junge Yin« wächst heran zum »alten Yin«; ist das Yin erfüllt und hat seinen Höhepunkt erreicht, so wandelt es sich zum »jungen Yang«, das wiederum seiner Reife, seinem Höhepunkt und seiner Verwandlung zustrebt. Diese Art des Denkens bietet wenig Anlass für statische Vorstellungen wie Eternalismus oder Nihilismus.
Im Yijing, das ganz auf dem vielfältigen und in sich gesetzmäßigen Wechselspiel von Yin und Yang aufgebaut ist, wird die besondere geistige Haltung des Taoismus/Konfuzianismus auf einfache Weise sichtbar. Wenn im Hexagramm das Zeichen für »Himmel« oben erscheint und das Zeichen für »Erde« unten,
so stellt dies das Divinationszeichen »Stockung« dar, denn die beiden Kräfte sind in einer fixierten Position. Nichts geht mehr. Zeigt das Hexagramm dagegen »Erde« oben und »Himmel« unten,
so ergibt dies das Divinationszeichen »Friede«, »Harmonie«. Die beiden Kräfte streben aufeinander zu, wie im Taiji-Symbol dargestellt, und verbinden sich miteinander zu einem dynamischen Ausgleich.
Taoistische Adepten lernen, sowohl über die verschiedenen Sequenzen des Wechsels [Wandels] zu meditieren als auch, sie zu erforschen. Die Erforschung des Wechsels befähigt, innerhalb gewisser Grenzen vorauszusehen, was unweigerlich geschehen wird. Die Kontemplation erzeugt jene heitere Ruhe, die entsteht, wenn Verlust, Verfall und Tod als für das Ganze ebenso wesentlich erkannt werden wie Gewinn, Wachstum und Leben. [59]
Die Fünf Manifestationen
Das Schriftzeichen Xing bedeutet eigentlich so viel wie elementare Manifestationen innerhalb eines ständigen Wandlungsprozesses. Ich habe deshalb den Begriff »Manifestationen« gewählt anstelle der üblichen Übersetzung »Elemente« oder »Wandlungsphasen«. Es sind die fünf hauptsächlichen Typen, die im Verlauf der natürlichen Prozesse der Veränderung sichtbar werden, etwa so, wie wenn in der Natur Feuer (Wärme) und Wasser zusammentreffen: Das Wasser verdampft, steigt auf, bildet Wolken, regnet herab – eine Kettenreaktion von Entwicklungen entsteht, und die einzelnen Phasen manifestieren sich als ruhendes oder fließendes Wasser, Dampf, Regen und wieder ruhendes beziehungsweise fließendes Wasser. Aus solchen sinnbildlichen Ableitungen haben die Fünf Manifestationen ihre Namen erhalten.
Die Fünf Manifestationen spielen eine hervorragende Rolle in der klassischen chinesischen Medizin. Doch zeigen sie nicht nur Gesetzmäßigkeiten der Interaktion im organischen Bereich, sondern auch im Bereich der Emotionen. Sie zu kennen, ist vor allem im Anfangsstadium der Qi-Gong-Praxis hilfreich, wenn es um die Heilung der organisch-emotionalen Ebene geht.
Diese Manifestationen der Phasen sind als ein Kreislauf angeordnet, entsprechend dem Jahreszyklus der Natur, mit dem sie auch in Beziehung gesetzt werden:
HOLZ entspricht der treibenden Qualität des Frühlings.
FEUER entspricht der wärmenden, kommunizierenden Qualität des Sommers (im Yijing wird die Eigenschaft des Feuers »Das Haftende« genannt).
ERDE entspricht der nährenden, gebenden Qualität des Spätsommers, der Erntezeit (die im chinesischen Jahreszyklus als eine eigene Jahreszeit gilt).
METALL entspricht der dichten, zusammenziehenden Qualität des Herbstes.
WASSER entspricht der stillen, leisen, zur Auflösung hindrängenden Qualität des Winters.
Es gibt mehrere Möglichkeiten der Wechselwirkung der Manifestationen: Sie können einander anregen und nähren oder blockieren und erschöpfen, sie können einander überwältigen oder bekämpfen.
Abb. 3:
Chinesische Darstellung der verschiedenen Wechselwirkungen der »Fünf Manifestationen«
Der Zyklus des Nährens folgt dem Jahreszyklus: Holz nährt Feuer, Feuer nährt Erde, Erde nährt Metall, Metall nährt Wasser, Wasser nährt Holz.
Wird dieser Zyklus umgekehrt, »gegen die Natur«, so führt dies zu Erschöpfung: Holz erschöpft Wasser, Wasser erschöpft Metall, Metall erschöpft Erde, Erde erschöpft Feuer, Feuer erschöpft Holz.
Die Überwältigung überspringt je eine Stufe: Metall überwältigt Holz (sägt, schneidet), Holz überwältigt Erde (dringt ein), Erde überwältigt Wasser (saugt auf), Wasser überwältigt Feuer (löscht), Feuer überwältigt Metall (schmilzt).
Das Bekämpfen – Widerstand gegen die beherrschende Aktivität – überspringt ebenfalls je eine Stufe in umgekehrter Reihenfolge:
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