Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)
und dadurch der Nacken gestreckt. Der Steißbeinpunkt senkt sich spürbar ab, begleitet von einem weiteren Beugen der Knie. Die Anweisung lautet: »Den Steißbeinpunkt in die Erde gießen«. Dabei wird in der Vorstellung ein Wirbel nach dem anderen nach unten gezogen.
Nun wird ein Wirbel nach dem anderen hochgezogen, als ließe man eine zusammengedrückte Spiralfeder los. Die Wirbel »schießen« wieder nach oben – »als habe der Tiger Flügel bekommen«.
Diese Wirbelsäulenübungen werden zu einer formalen Übung zusammengefasst, indem man die drei vorbereitenden Übungen (sieheS. 144ff.) vorangehen lässt und zum Abschluss das Qi im Unteren Dantian einsammelt. Diese Übungsfolge unterstützt die geistige Klarheit und füllt den Qi-Speicher.
Raupenbewegung
Diese Wirbelsäulenübung basiert auf drei imaginierten Kreisläufen des Qi im Bauch, deren Ausgangs- und Mittelpunkt jeweils das Untere Dantian bildet (sieheAbb. 11). Mit einer sanften Bewegung des Beckens und der Wirbelsäule, die den jeweiligen Kreis »nachzeichnet«, wird die Bewegung des Qi unterstützt.
Die erste Kreisbewegung (a) verläuft horizontal. Sie beginnt im Unteren Dantian und verläuft in einer Spirale nach außen: nach links, hinten, rechts, vorn usw. (gegen den Uhrzeigersinn). Die imaginierte Kreisbahn des Qi geht nicht über die Körpergrenzen hinaus.
Nach etwa einer Minute des Kreisens wird die Kreisrichtung in einer Taiji-Schleife (sieheAbb. 12) umgekehrt. Eine Minute umgekehrt (mit dem Uhrzeigersinn) kreisen und in einer Spirale zum Unteren Dantian zurückkehren.
Die zweite Kreisbewegung (b) setzt ebenfalls im Unteren Dantian an und verläuft vertikal in einer Spirale gegen den Uhrzeigersinn (links, unten, rechts usw.). Der obere Kreisrand reicht nicht weiter als bis zum Zwerchfell, die seitlichen Kreisränder verlaufen durch die Hüften, und der untere Kreisrand berührt den »geheimen Punkt« (Bezeichnung der Genital- und Analregion in der buddhistischen Tradition).
Nach einer Minute in einer Taiji-Schleife den Kreis umkehren und in einer Spiralbewegung mit dem Uhrzeigersinn zum Unteren Dantian zurückkehren.
Die dritte Kreisbewegung (c) verläuft ebenfalls vertikal, in diesem Fall jedoch durch Vorder- und Rückseite des Körpers. Wenn man sich alle Kreise zusammen vorstellt, ergeben sie etwa das graphische Bild eines Balls.
Diese Kreisbewegung verläuft vom Unteren Dantian nach hinten/oben, vorn/unten usw. Sie weitet sich ebenfalls in einer Spirale aus, bis sie das Zwerchfell und den »geheimen Punkt« berührt. Die seitlichen Ränder des Kreises (oder Ovals) berühren die Bauchdecke und das Gesäß.
In einer Taiji-Schleife umkehren und in einer Spirale in Gegenrichtung zum Unteren Dantian zurückkehren.
Abb. 11:
Drei Kreisbahnen bei der Raupenbewegung a = horizontal, b = vertikal (seitwärts) c = vertikal/rückwärts-vorwärts
Abb. 12:
Taiji-Schleife
Die begleitenden kreisenden Bewegungen sind sehr sanft. Das Hauptgewicht der Übung liegt auf der Imagination. Die Arme und Hände sind wie zum Ansatz einer umarmenden Geste geöffnet und gehen leicht – »wie Tang im Wasser« – mit den Raupenbewegungen mit.
Formale Übungen
Eine formale Übung beinhaltet immer Anfang, Mitte und Ende. Sie wird stets mit den drei vorbereitenden Übungen »Entspannen zwischen den Augenbrauen«, »Kurz lauschen« und »Lächeln« (sieheS. 144ff.) eingeleitet und mit dem Einsammeln des Qi im Unteren Dantian (siehe »Abschlussübung«, S. 179) beendet.
Schüttelübung
Dies ist eine der »sieben grundlegenden Übungen« der taoistischen Schule.
Bei dieser Übung im Stehen richtet sich die Vorstellung darauf, die Meridiane »auszuschütteln« und zu begradigen und schlechtes Qi auszuscheiden. »Schlechtes« Qi bedeutet, dass ein Teil des Qi im Körper mit negativen (krankmachenden) Informationen geladen ist. Dieses »schlechte« oder »verbrauchte« Qi wird normalerweise bis zu einem gewissen Grad bei den üblichen Ausscheidungsprozessen mittransportiert. Eine weit bessere Ausscheidung erreicht man jedoch durch spezielle Qi-Gong-Übungen.
Die Füße stehen parallel in Schulterbreite auseinander, die Zehen ergreifen kurz den Boden. Die Arme hängen locker an beiden Seiten. Die Augen sind leicht geschlossen oder einen Spalt geöffnet.
Nach den drei vorbereitenden Übungen stellt man sich das Innere des Körpers mit seinem Meridiansystem vor (siehe Abb. 18 bis 24, S. 185 bis 191). Es ist nicht unbedingt nötig, den genauen
Weitere Kostenlose Bücher