Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)
verschüttet sind und ausgehoben werden müssen. Und natürlich ist ständige Überwachung und Pflege nötig.
Da es sehr wichtig ist, bei der Übung jeden der Punkte zu berücksichtigen, ist es hilfreich, mit jedem Einzelnen erst einmal Kontakt aufzunehmen und seine besondere Qualität kennenzulernen. Jeder Punkt (Bereich) hat einen eigenen Charakter, und während der eine Punkt leicht zu spüren ist, mag ein anderer weniger deutlich oder gar ganz »taub« sein. Man kann die Beziehung zu den Punkten aufnehmen mit Fragen wie: Welche Farbassoziation löst der Punkt aus? Welche Gefühlsempfindung verbindet sich damit? Welche Qualitäten fallen mir dazu ein?
Die Kreisbahn, die durch Du Mai und Ren Mai gebildet wird, ist mit den Körperorganen verbunden. Die Anregung des Qi auf dieser Bahn bewirkt einen Ausgleich in der Verteilung des Qi in den Organen und Körpersystemen – entlastet überfüllte Bereiche, in denen sich Qi gestaut hat, und führt Qi zu, wo es nicht in genügender Menge vorhanden ist. Normalerweise braucht das Qi etwa eine halbe Stunde für einen Umlauf. Durch die Übung wird die Geschwindigkeit wesentlich erhöht.
• Das Bewegen des Qi geschieht allein durch die Vorstellung. Man imaginiert die Kreisbahn innerhalb des eigenen Körpers (nicht abstrakt, sondern als tatsächliche Bahn unter der Haut) und stellt sich vor, den Fluss des Qi von Punkt zu Punkt zu lenken. In der Vorstellung ist das Qi wie eine helle Strömung unter der Körperoberfläche. Offensichtlich besteht ein Zusammenhang zwischen dem inneren Bild, das sich einstellt, und der realen Situation des Qi; denn mit zunehmender Übung verändert sich dieses Bild – das helle Band kann breiter werden und sich tiefer ins Körperinnere ausdehnen, und es entsteht ein deutlicher Eindruck, an welchen Stellen das Vehikel der Vorstellung ungehindert vorankommt beziehungsweise sich mühevoll voranarbeiten muss. Früher oder später überlappen sich Vorstellung und tatsächliche Empfindung des Qi-Flusses, bis sie sich schließlich ganz miteinander verbinden.
• Am Anfang ist es schwierig, die Aufmerksamkeit auf den Kreislauf gerichtet zu halten, vor allem dann, wenn die vorausgehende Entspannung unzureichend war. Die Gedanken wollen immer wieder eigene Wege gehen, verlieren sich in irgendwelche Geschichten, oder Müdigkeit kann sich einstellen, so dass man in einen Dämmerzustand verfällt. Die Notwendigkeit, sich an die einzelnen Stationen des Kreislaufs zu halten, wird sehr betont. Der Kreislauf sollte nicht unterbrochen werden. Ein halbherziges, ungenaues Trudeln über die Kreisbahn ist eher schädlich als förderlich, und ein geistesabwesender, automatischer »Leerlauf« kann den Erfolg einer Übung völlig zunichtemachen. Wenn die Aufmerksamkeit nachlässt, ist es hilfreich, zum Unteren Dantian zurückzukehren und kurz die drei vorbereitenden Übungen wieder aufzunehmen, um dann von neuem zu beginnen.
• Mit längerer Übung werden unterschiedliche Qualitäten der einzelnen Punkte immer deutlicher, und man kann sich die Zeit nehmen, diese Qualitäten genau »anzuschauen«.
Es kann geschehen, dass während des Übens irgendwo ein heftiges Kribbeln oder Jucken auftritt. Das bedeutet, dass sich Meridian-Punkte öffnen, und man sollte dies nicht durch Kratzen beeinträchtigen.
• Nach etwa zwanzig bis dreißig Minuten des Übens verharrt die Aufmerksamkeit ein paar Atemzüge lang im Unteren Dantian, und das Qi wird in der Vorstellung dort eingesammelt.
Zum Abschluss des Kleinen Kreislaufs
Diese Übungen des sogenannten Hand-Gong sind besonders wirksam nach dem Üben des Kleinen Kreislaufs:
1. Hände reiben. In den Handinnenflächen befindet sich ein Punkt namens »Menschenpforte« (Laogong). Durch langsames, aufmerksames Reiben der Hände kann diese Pforte nach der Aktivierung des Qi-Kreislaufs geöffnet werden.
Abb. 14:
Wichtige Meridian-Punkte im Gesicht
2. Gesicht reiben. Im Gesicht befinden sich Anfangs- und Endpunkte wichtiger Meridiane. Der Blasen-Meridian beginnt an einem Punkt am inneren Augenwinkel (Jingming), der Gallenblasen-Meridian nimmt seinen Anfang etwas seitlich des Augenwinkels (Tongzhiliao) und der Magen-Meridian hat seinen Ausgangspunkt neben dem Nasenflügel (Yingxiang), wo zugleich der Dickdarm-Meridian endet. Der Dünndarm-Meridian endet in einem Punkt in einer Vertiefung direkt vor der Ohröffnung (Tinggong), und der Dreifacher-Erwärmer-Meridian endet an der Schläfe, am Ende der Augenbrauen (Sizhukong).
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