Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)
ein heutiger westlicher Bordellbetrieb).
Der chinesische Autor Da Liu beschreibt zwei grundlegende taoistische Richtungen im Umgang mit sexueller Energie:
In der Sung-Dynastie, im 12. Jahrh. n.Chr., gab es sieben erleuchtete Meister … Zwei von ihnen, Ma Tan Yang und seine Frau Sun Pu Erh Niang, meditierten zusammen, hatten drei Söhne und erreichten schließlich Unsterblichkeit. Beide erhielten einen Titel vom Kaiser, durch den ihr geistig erreichtes Ziel bestätigt wurde.
Li Ch’ing Yuen antwortete einmal auf die Frage eines Schülers, dass das Sperma im Körper eine gewisse Qualität haben sollte: Wenn Sie diese Grenze überschreiten, wird es herausfließen, wenn es fehlt, werden Sie krank sein. Beim sexuellen Verkehr werden alte Spermien freigelassen und neue bilden sich. Dies vergrößert die Harmonie von Yin und Yang und ist sehr gut für den Körper.
Die andere Schule glaubt in Bezug auf Sexualität an extreme Zurückhaltung. Sperma im Körper ist wie Benzin im Wagen: ohne Benzin bewegt sich der Wagen nicht. Einige Meister sind sehr weit mit ihrer Meditation gekommen, aber wenn sie ihr Sperma verlieren, ist es so, als hätten sie überhaupt niemals meditiert …
Ein Schüler fragt Chiao [Chiao Pi Chen, Autor von Tao Yoga: Alchemy and Immortality ], wie man den nächtlichen Samenerguss vermeiden kann. Chiao antwortet, durch Lehren der richtigen Atmung, und betont, wie wichtig das Zurückhalten der Samenflüssigkeit für das Fortdauern der Gesundheit ist. Wenn der Körper nicht genug Samenflüssigkeit besitzt, so sagt er, gäbe es nichts, was ihn im Fall von schlechtem Wetter oder durch schlechte Nahrung bedingter Krankheit unterstützen könnte. Vorzeitiger Tod kann die Folge sein. [130]
Solch unterschiedliche Einstellungen findet man auch auf der buddhistischen Seite. In der tantrischen Richtung wird – anders als im übrigen Buddhismus – die sexuelle Energie als mögliches Hilfsmittel auf dem spirituellen Weg akzeptiert, wie folgende tibetische Geschichte über den Siddha Babhaha (»der freie Liebhaber«) zeigt:
Der Prinz Babhaha, »der berauscht war von den Schaudern sinnlicher Lust«, bat einen Yogi um »Anweisungen, die ihm in seinem sexuellen Verhalten von Nutzen sein könnten«. Der Yogi lehrte ihn folgende Übung:
Vermische im Lotos-Mandala deiner Partnerin,
einer vorzüglichen, einer fähigen Gefährtin,
deinen weißen Samen
mit dem Meere ihres roten Samens.
Dann absorbiere das Elixier,
lass es aufsteigen und verteile es,
so wird deine Ekstase nie enden.
Danach, damit die Lust die Lust übersteige,
stelle sie dir vor als nicht unterschieden von der Leerheit. [131]
Im Kommentar heißt es dazu:
Babhaha wird unterwiesen in einer Technik der Vollendungsphase, die in »Naropas Sechs Yogas« Ewiges Entzücken genannt wird. Dabei kann das gleiche Ergebnis mit oder ohne Partner erreicht werden, je nachdem, ob der Körper eines anderen benutzt wird oder der eigene … Was den Yoga selber betrifft, so transportieren die psychischen Kanäle die Lebensenergien, diese bestehen aus Samen-Essenz; und die Essenz des Yoga besteht in der Kunstfertigkeit, diese feinen Energien zu beherrschen. Zuerst wird die Energie hinab in das Geschlechtszentrum geschickt, als Nächstes werden mit vollkommener Beherrschung männliche und weibliche Energie unter der Macht des Zurückhaltens vermischt; dann wird dieses Elixier von Lust und Leerheit vereinigt zum Aufsteigen gebracht, den zentralen Kanal hinauf, wie eine Gans es tut, wenn sie das Wasser aus der Milch zieht; der vierte Schritt ist die Verteilung des Elixiers im gesamten Psycho-Organismus durch die ständig sich gabelnden »Kapillar«-Kanäle. Mit dem Zurückziehen von »Lust und Leerheit untrennbar«, den zentralen Kanal hinauf, werden in den vier Haupt-Chakras die vier Stufen der Seligkeit erfahren, und durch die Durchdringung und Sättigung von Körper-Geist wird Ewiges Entzücken erlangt, als letztes Ziel der Regenbogen-Körper.
Die Beschreibung dieser Methode mit solch technischen Ausdrücken sollte das sine qua non einer »spirituellen Beziehung« zwischen dem Yogin und seiner Gefährtin nicht verdunkeln. Zwar wird der weibliche Körper benutzt als die Quelle des »Nektars«, doch ohne eine völlig offene, einfühlende und verständnisvolle Beziehung wird dieses Yoga ohne Erfolg bleiben. Des Weiteren ist es Begierdelosigkeit, die der Schlüssel zum Erfolg ist, und ein solcher Zustand wird nicht erreicht, indem man danach strebt und sich dafür
Weitere Kostenlose Bücher