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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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den schmuckvollen Schrank in Ihrer Schreibstube gewundert«, sagte ich, »und über den großen Wandspiegel.«
    »Sie haben ja auch einen!«, sagte er und deutete auf das Vorderzimmer.
    »Ich brauche meinen, um Kartentricks zu üben, so lernt man es am besten.«
    »Da sehen Sie es!« Er wedelte mit dem Finger. »Auch Sie haben eine Frauengerätschaft für Ihre Arbeit.« Ich war zu schwach, um lauthals zu lachen oder eine beleidigte Miene aufzusetzen, aber das sah er mir auch so an. In Wirtshäusern hatte ich viele unzüchtige Szenen erlebt, in denen die unwahrscheinlichsten »Mädchen« vorkamen, und auch bei den elegantesten Maskenbällen war so etwas willkommen, ganz zu schweigen von dem, was ich in den Salons in der Baggensgatan gesehen hatte. »Es ist keine Perversion, es ist das Geheimnis meines Genies«, sagte Meister Fredrik bestimmt.
    Mir erschien das als ein privates und harmloses Hilfsmittel, selbst Frau Lind war eingeweiht. Dennoch wären viele schockiert, wenn sie davon erführen, vor allem diejenigen, die selbst dieser Neigung frönten. Die Folgen jedenfalls wären verheerend. »Mich geht es nichts an, wie Sie Ihre Geschäfte betreiben«, sagte ich. »Warum erzählen Sie mir das hier an meinem Krankenbett?«
    »Damit Sie die zweifelhaften Gründe für die Drohung der Uzanne kennen, denn diese Drohung betrifft nicht nur mich, sondern auch meine Frau und nicht zuletzt meine Söhne, die von meiner Vorgehensweise nichts wissen.« Er setzte sich wieder und beugte sich vor. »Und Ihnen vertraue ich mich an, weil man einem Sterbenden alles sagen kann.«
    Unmittelbar fröstelte ich und bekam Gänsehaut an den Armen, ich sah, wie die Flamme der Votivkerze einen tanzenden Schatten an die Wand warf. Ich konnte meinen Blick nicht mehr davon lösen, nun nahm der Schatten die Form eines Frauenkörpers an, der sich geschmeidig und anmutig bewegte. Er hielt an meinem Bett an, setzte sich wie auf einen unsichtbaren Stuhl und wartete, dass ich etwas sagte. Der Schüttelfrost zwang mich ins Kissen zurück. Die Schattengestalt stand erschrocken wieder auf, und ein Knäuel Schlangenschatten erhob sich, um sie einzufangen. Es war zu spät. Ich hatte meine acht Personen nicht gefunden. Ich schrie auf und versuchte aufzustehen, aber ich wurde besiegt.
    »Verlassen Sie mich nicht, Herr Larsson! Noch nicht!« Meister Fredrik stand so schnell auf, dass der Stuhl umkippte. »Ich hole Frau Murbeck und den Arzt.«
    »Nein, nein!« Meine Glieder zitterten. »Setzen Sie sich zu mir, bitte, setzen Sie sich einfach nur hin.«
    Er nickte ernst und stellte seinen Stuhl wieder hin, nahm aber nicht darauf Platz. Er beugte sich über mich, Angst und Sorge im Gesicht. »Haben Sie einen letzten Wunsch?«
    Die Schattengestalt setzte sich wieder und strich ihre Röcke glatt, und als die Kerze plötzlich aufloderte, löste sie sich auf. »Sagen Sie ihr, dass ich meine Acht nicht finden konnte und dass es mir leidtut«, flüsterte ich.
    »Wem soll ich das sagen?«
    »Sparv.«
    Stunden um Stunden döste ich immer wieder ein. Der Streifen Licht hinter den Vorhängen schwand, er wurde schwarz, hellte sich zu Blau auf und verschwand dann wieder. Kurz wurden die Fenster weit aufgemacht, um die Kammer zu lüften, und der Nachttopf wurde geleert. Frau Murbeck kam mit Tee und Abendessen und Frühstück, denn wenn ich erwachte, standen die Tabletts da. Aus der Ecke sprang ein Trupp Akrobaten und hing an den Wandlampen, während man mir das Nachthemd wechselte. Ein kleiner brauner Vogel umkreiste die Stuckrosette in der Mitte der Zimmerdecke, die zu einem bleichen Gesicht mit starrenden Augen wurde. Dann fiel diese Vision in sich zusammen und ließ ein dunkles, schaumiges Achteck zurück. Die Votivkerze auf meinem Nachttisch wuchs zu einer Laterne und dann zu einem Laternenpfahl. Der Schatten des Mädchens kam zurück und setzte sich darunter, es fächelte sich mit dem Schmetterlingsfächer Luft zu. Ich sah, dass Meister Fredrik neben ihm stand und den Fächer hielt. Ich hustete und rief nach ihm, und sowohl der Schatten als auch der Fächer verschwanden. Meister Fredrik fuhr herum, seine Augen waren rot und tränten – ob er krank war oder geweint hatte, konnte ich nicht sagen. »Welcher Tag ist heute?«, fragte ich.
    »Die Nacht des 19 . Januar.«
    »Waren Sie die ganze Zeit bei mir?«
    Meister Fredrik schnäuzte sich mit einem mächtigen Prusten und setzte sich wieder an mein Bett. »Sie wundern sich vielleicht über meine Wache hier, Emil. Es ist nicht

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