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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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beisteht. Ich habe schon nach Angehörigen gesucht«, sagte Frau Murbeck, packte Meister Fredriks Hand und zog ihn die Treppen hinauf.
    »Wir sind nur Logenbrüder«, sagte er und tätschelte ihre weiche, warme Hand, »aber scheinbar steht es geschrieben, dass ich bei seinem Heimgang dabei sein soll.«
    Frau Murbeck seufzte erleichtert. »Ich hatte schon Angst, er würde unbemerkt von allen außer mir und dem Damenbetkreis, dem ich vorstehe, dahinscheiden. Ich habe eine Nachricht an seine Arbeitsstelle geschickt, aber nur sein Vorgesetzter hat geantwortet, und als er gehört hat, wie ansteckend Herrn Larssons Krankheit ist, hat er nicht zu kommen gewagt.«
    »Haben Sie denn nicht um Ihre eigene Gesundheit gefürchtet, Frau Murbeck?«, fragte Meister Fredrik.
    Sie schüttelte den Kopf. »Wie Sie empfinde auch ich es als meine Christenpflicht, dem Kranken beizustehen. Wenn Gott will, dass wir sterben, wird Er schon dafür sorgen.«
    Meister Fredrik nickte ernst. »Das scheint Sein Wille zu sein.« Er zog Mantel und Handschuhe aus. »Könnte ich allein mit Herrn Larsson sprechen?«
    Frau Murbeck ließ ihn ein und bot an, Tee zu bringen. Er nahm auf dem einzigen Stuhl neben meinem Bett und Nachttisch Platz, den einzigen Möbeln in meinem Schlafzimmer. Komischerweise kann ich mich nicht erinnern, was Meister Fredrik an jenem Tag angehabt hat. Ich sah nur, dass sein Gesicht, normalerweise kühl und kantig, nun rot vor Sorge war, seine Augenbrauen hatte er schockiert hochgezogen. Er wartete, bis Frau Murbecks Schritte sich entfernten, bevor er sprach.
    »Sie ist nicht die fröhlichste Krankenschwester, aber zumindest ist sie fürsorglich«, sagte er rundheraus und verzichtete auf seine sonst so blumige Sprache. Ich nickte nur, das Sprechen tat weh. »Die Lage scheint ernst zu sein, Herr Larsson. Soll ich jemanden benachrichtigen? Haben Sie letzte Wünsche? Oder unerledigte Geschäfte zum Beispiel?«
    Ich machte ihm ein Zeichen, dass ich mich aufsetzen wollte, ich musste mich bewegen, weil die Steifheit in meinen Gliedern täglich zuzunehmen schien. Er stand auf, fasste mich unter den Armen und hob mich problemlos hoch – für einen Mann von einer so eitlen Erscheinung hatte er bemerkenswert kräftige Arme und Hände. Meine Achseln schmerzten, aber in der neuen Haltung spürte ich, dass sich meine Lungen besser mit Luft füllten, und mir ging es schlagartig besser. Meister Fredrik stand neben dem Stuhl vor meinem Bett. »Soll ich die Vorhänge aufmachen? Hier drin ist es dunkel wie in einem Grab.«
    Ich trank einen Schluck Wasser, um den Zustand meiner Kehle zu prüfen – er hatte sich schon sehr gebessert, also trank ich das ganze Glas aus und wagte ein paar Worte. »Lassen Sie sie lieber zu. Meine Augäpfel tun weh, und ich muss Sie ja nicht sehen, schließlich kenne ich Sie gut genug.«
    »Gut genug?« Er lachte bitter und setzte sich. »Das meinen Sie, Herr Larsson, das meinen Sie. Auf der Fahrt hierher wurde mir klar, dass wir nur durch das dünne Band der Umstände und ein paar Logenrituale verbunden sind.« Wir schwiegen eine Weile und dachten über diese Tatsache nach. »Ich habe gestern von Ihrem ernsten Zustand erfahren. Ich war im deutschen Handschuhgeschäft, wo ich gehört habe, wie Frau Murbeck die schlimme Lage ihres Nachbarn geschildert hat – ein unverheirateter Herr vom Zoll- und Steueramt, ein Junggeselle, der abends oft ausging. Daraufhin habe ich mich beim Ladenbesitzer nach dem Namen des Mannes erkundigt. Emil Larsson, sagte er mir, aber ich gab vor, Sie nicht zu kennen.«
    Ich räusperte mich. »Ich hätte dasselbe getan – abgesehen von der Nachfrage. Aber Sie sind aus einem anderen Grund hier …«
    Er blickte an die Decke, als würde ein Geist dort schweben und ihn zu einem Bekenntnis drängen. »Ich will offen sprechen: Die Uzanne glaubt, dass Sie etwas haben, was ihr gehört, oder dass Sie zumindest wissen, wo Kassiopeia ist.« Er beobachtete mich genau, doch ich schloss die Augen und lehnte mich ans Kopfteil des Betts.
    »Wie kommt die Uzanne zu der Annahme, ich hätte einen Fächer?«, fragte ich schwach.
    »Nordén sagte es ihr.«
    Ich sah die Karte vor mir, die Fünf der Stempelkissen, zwei Männer und eine Frau. Die Nordéns. »Meine Geschwätzigen«, sagte ich leise. »Christian Nordén.« Meister Fredrik wirkte besorgt, er meinte wohl, ich delirierte.
    »Nein, nicht er, sein Bruder Lars«, sagte er. »Er wollte sich bestimmt bei der Uzanne einschmeicheln. Und vor allem diese reife

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