Das Stockholm Oktavo
duftete es nach Vanille und Milch. Darunter mischte sich der scharfe Geruch eines gut abgehangenen Kaninchens, das auf einem großen Haublock aus Ahornholz lag. Neben dem Ellbogen der alten Köchin stand ein Glas mit einem Fingerbreit einer klaren, karminroten Flüssigkeit, auf der eine einzelne weiße Blüte schwamm.
»Ihre kulinarischen Talente haben mich wieder einmal verzaubert, als ich den Reisbrei gerochen habe. Hätten Sie eine Wegzehrung für mich, damit ich die Reise durchhalte?«
Die alte Köchin lachte schnaubend. »Haben Sie noch Nähte, die Sie auslassen können? Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab, und gegen ein paar Münzen, auf die sie bei ihm immer rechnen konnte, tischte sie ihm eine große Schüssel Reisbrei und den neuesten Hausklatsch auf. »Madame ist zornig wie ein Troll, seit sie Kunde vom Reichstag bekommen hat, und isst nichts mehr. Also können Sie auch einen Nachschlag haben, wenn Sie wollen. Sie steigert sich so in ihren Zorn hinein, dass sie zu jeder Tages- und Nachtzeit zum Herzog rennt und wieder zurück nach Hause. Ihre Blom muss alle möglichen Zaubertränke zusammenbrauen.« Sie wurde von einem zähen, bellenden Husten gepackt, Meister Fredrik schob den Brei weg, plötzlich hatte es ihm den Appetit verschlagen. Die alte Köchin leerte ihr Glas und seufzte erleichtert. »Nach dem, was Sylten zugestoßen ist, bin ich natürlich misstrauisch gegenüber den Arzneien dieser Blom, aber Madame will keine üble Nachrede und hat das Mädchen dazu angehalten, stets als Erstes zu trinken, um zu beweisen, dass der Trunk nicht schadet. Die anderen hier im Haus nehmen alles ein, was sie ihnen gibt. Ich glaube, dem Kleinen Per hat sie einen Liebestrank verabreicht – er würde Rossäpfel und Sägemehl essen, wenn sie es verlangte.« Sie zog eine durchsichtige Flasche mit einem roten Tonikum hinter dem Wasserfass hervor, füllte ihr Glas und trank noch einen Schluck. »Und das ganze Haus bettelt um ihre Schlafpulver.« Die alte Köchin sah sich wieder um und flüsterte: »Ich weiß, wo sie ein paar Tiegel versteckt hat.« Sie zwinkerte Meister Fredrik zu. »Wenn Sie im Bett Hilfe brauchen, lasse ich mich überreden.«
»Nein, nein, ich nehme nur selten etwas zu mir, und schon gar keine Inhalativa, ich schnupfe nicht einmal mehr.« Meister Fredrik stand auf und ging rückwärts zur Tür. »Aber ich freue mich, dass Sie bei guter Gesundheit sind – ich bin Ihrer Küche ganz und gar ergeben.« Er kippte seinen Brei unauffällig in den Unratkübel, als die Köchin sich nach einer Pfanne umdrehte. »Wo ist unsere kleine Apothekerin denn jetzt? Meine Frau hat eine Kolik, und ich hoffte, Fräulein Blom könnte mir Medizin für sie mitgeben.«
»Ach, die ist vor einer Stunde mit einem Korb aus dem Haus gegangen. Zu einem Herrn Larsson in der Skräddargränd.«
»Das ist ein Logenbruder von mir«, sagte Meister Fredrik, seine Stimme war jetzt ein wenig höher.
Die alte Köchin kam mit dem Hackbeil in der Hand herüber und beugte sich zu Meister Fredrik vor, ihr heißer Atem roch nach Holunderschnaps. »Ich gebe zu, das Mädchen hat heilende Kräfte – wenn sie will! Aber besser, Sie passen auf Ihren Bruder auf. So eine Barmherzigkeit gegenüber Kranken habe ich noch nie erlebt: Streuselkuchen, feine Pastete, eine fette Wurst, weiche weiße Brötchen mit Butterkruste …« Sie leckte sich die Lippen. »Und dann die Arzneien … Fräulein Blom hatte zwei Flaschen dabei, die erste hat Madame kontrolliert – guter goldener Sirup in einer blauen Glasflasche. Die zweite hat Fräulein Blom allein abgefüllt, ich habe sie dabei beobachtet.« Sie senkte das Hackbeil und zog eine Kupferpfanne vom Topfregal, mit der bloßen Hand gab sie die gehackten Kaninchenstücke hinein. »Es sah so aus wie mein Hustenmittel, aber sicher kann man sich nie sein, oder?«
»Nein, in der Tat nicht.« Meister Fredrik nahm Mantel und Schal. »Danke, Köchin, ich stehe wie immer in Ihrer Schuld.« Er ließ einen ansehnlichen Stapel Münzen liegen und lief die Treppen zu seinem wartenden Schlitten hinauf. »Zum unteren Ende der Skräddargränd, so schnell wie möglich!«, sagte er zum Kutscher und zog seinen Mantel in der klammen, kalten Luft der Kabine enger um sich.
Der Kutscher drehte sich um. »Bis zum unteren Ende der Skräddargränd kommt man nicht mit dem Schlitten. Wegen der Schmiede auf dem Hügel schmilzt dort der ganze Schnee.«
»Dann fahren Sie eben, so weit es geht.« Meister Fredrik zog die Decke
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