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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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Zimmer untermauern wir das Stockholm Oktavo gemeinsam.«
    »Man fühlt sich fast schwindelerregend mächtig«, sagte Meister Fredrik.
    Die Wintersonne fiel schräg durchs Fenster auf meinen unangerührten Fastnachtskrapfen. Ich streckte die Hand nach dem Teilchen aus und sog den würzigen Geruch von Kardamom ein, ich biss ab und saugte mit der Zunge den Geschmack von süßer Sahne und Marzipan heraus. »Ich komme zum Maskenball.«
    »Was wollen Sie tun? ›Feuer!‹ schreien? Oder mir dabei helfen, die Uzanne auszuschalten?«
    »Alles ist möglich«, sagte ich. Aber eines ist sicher: Ich werde meinen Gefangenen befreien – Fräulein Blom –, und das Oktavo wird für alles Übrige sorgen.«

Kapitel 51

Der Kuckuck
    Quellen: E. L., Madame S., Katarina E., R. Ekblad
    Als ich mich am 6 . März auf den Weg zur Arbeit machte, streckte Frau Murbeck den Kopf ins Treppenhaus hinaus. »Gestern kam ein Brief, aber Sie sind erst sehr spät heimgekommen. Waren Sie wieder auf Gullenborg?« Sie schnalzte mit der Zunge und schüttelte traurig den Kopf. »Ich halte es für unklug, dass Sie nachts vor dem Haus Ihrer Dame stehen und auf Einlass hoffen. Das ziemt sich wirklich nicht. Sie würden besser daran tun, einen aufrichtigen Antrag an deren Wärterin zu stellen.«
    Wochenlang war ich Nacht für Nacht in allen möglichen Verkleidungen nach Gullenborg gefahren und hatte gehofft, Johanna möge herauskommen oder dass ich jemanden finden würde, den ich dafür bezahlen könnte, dass er sie holte, hatte aber bis dato keinen Erfolg gehabt. Doch das Gerede über Johanna quoll aus allen Ritzen: Die Dienerschaft fürchtete ihr Wissen und deutete auf den Kleinen Per. Die alte Köchin wollte sie ins Gefängnis stecken, aber dort war sie in gewisser Weise ja schon – die Uzanne hielt sich entweder in Johannas Nähe auf oder sperrte sie weg. Ich sah in Frau Murbecks liebes, aber hässliches Gesicht, aus dem echte Sorge um mich sprach. »Vielleicht könnten Sie für mich einen aufrichtigen Antrag stellen«, sagte ich.
    »Was? Ich?«
    »Fräulein Bloms Herrin könnte es als Vorteil betrachten, wenn Johanna vom Geist christlicher Bußfertigkeit umgeben ist«, sagte ich. »Die Uzanne steht Bischof Celsius sehr nahe, und Sie haben Referenzen von der Storkyrkan und dem Damenbetkreis.«
    Frau Murbeck straffte sich bei der Erwähnung ihrer Betgemeinschaft. »Ich kenne jedes Gebet auswendig.«
    »Ja, und Sie könnten ihr Nachrichten von mir überbringen.« Frau Murbeck kräuselte die Nase über diese offensichtliche List. »Wenn Sie als Sprachrohr sowohl des Herrn als auch für mich aufträten, stünden wir beide tief in Ihrer Schuld.« Sie verschränkte die Arme und stopfte ihre Hände fest unter die Achseln, als könnten sie meine Bestechung ohne ihre Einwilligung ergreifen. »Ich dachte«, fuhr ich fort, »ich könnte Ihnen besser lesen und schreiben beibringen, als es der Katechismus erfordert. Auch Ihrem Sohn, selbst wenn es Romane brauchen würde, um ihn dazu zu bewegen. Das ist ein kleiner Preis, den die Murbecks für die ganze Welt bezahlen.«
    Erst dachte ich, sie hätte mich nicht gehört oder wollte nicht lernen, doch dann befreiten sich ihre Hände von ihren Fesseln und flatterten.
    »Ich und mein Junge – lesen und schreiben? Gütiger Gott!« Sie umarmte mich gar, ihr Gesicht war fleckig vor Dankbarkeit und Tränen. »Wenn Sie es wünschen, gehe ich jede Nacht nach Gullenborg. Und dann retten wir mehr als nur Fräulein Blom.«
    Ich streckte die Hand aus, um den Pakt zu besiegeln, aber sie zog mich in eine herzliche Umarmung, die mich lachen machte. Sie trocknete sich die Augen und gab mir endlich den Brief, der für mich gekommen war. Ich erkannte die krakelige Schrift sofort. Sie war aus Gävle zurück.
    »Wir fangen heute Abend mit unserem Austausch von Dienstleistungen an«, sagte ich, als ich aus der Tür eilte. Frau Murbeck sog scharf den Atem ein – ein entschiedenes Ja.
    Wohin die Sonne reichte, waren die Straßen nun schneefrei, ein Zeichen, dass Veränderung in der Luft lag. In gespannter Erwartung rannte ich die Außentreppe des spitzgiebeligen Hauses in der Gråmunkegränd hinauf und stand in dem dämmrigen Eingang; ich zitterte vor Kälte, mein Kopf war voller Fragen und Gesprächsthemen. Ich klopfte verspielt. Niemand kam, also klopfte ich noch einmal ein wenig geschäftsmäßiger. Immer noch nichts. Ich versuchte es ein weiteres Mal, nun mit der lauten und lästigen Beharrlichkeit, die sonst nur Gesetzesbrecher an

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