Das Stockholm Oktavo
ist, eine 6 mit einer 9 zu vertauschen. Die jungen Damen werden ein wenig zu spät kommen.«
»Drei Tage!«
»Das kann die Uzanne nicht aufhalten, es lenkt sie nur kurz ab wie ein Bienenstich.«
»Aber an einem Bienenstich kann man sterben«, wusste Frau Lind.
»Ich wäre die Bienenkönigin!« Er kniff seine Frau in die Wange und schnürte sein grünes Mieder auf. »Sind die Jungen weg?«
»Den ganzen Tag, die ganze Nacht und noch einmal einen Tag. Sie sind in der Garnison Norrköping.«
»Wollen wir dann spielen?«
»Freddie, Liebster, du bist der unartigste Mann, den es gibt!« Sie ging um das Schreibpult herum und setzte sich auf seinen Schoß.
Kapitel 50
Fastnacht
Quellen: E. L., M. F. L., der Amtsleiter, die Sekretäre Walldov, Sandell und Palsson sowie Stammgäste der Schwarzen Katze
Dünn und bleich kehrte ich Mitte Februar wieder zu meiner Arbeit beim Zollamt zurück, ich fühlte mich wie die Narzissen, die mein Zimmer geschmückt hatten – welke Köpfe, aller Duft verweht. Jeden Nachmittag um drei Uhr ging ich mit meinen Kollegen zum Kaffee in die
Schwarze Katze
und sah mir die fünf, sechs Männer an, die dort Tag für Tag, Jahr für Jahr zusammenkamen. Ich wusste fast nichts von ihnen. Der eine oder andere hatte versucht, meine Bekanntschaft zu machen, und ich fragte mich, ob ich in irgendeinem Oktavo ihrerseits eine Rolle gespielt und ihr Ereignis durch meine Gleichgültigkeit vorangetrieben hatte. Nun wurde mir klar, dass es Zeit war, mehr zu unternehmen. Ich erfuhr, dass Palssons Frau gerade Zwillinge zur Welt gebracht hatte, Walldov gelegentlich im Opernchor sang und Sandell ein unersättlicher Leser englischer Romane war. Als ich an der Reihe war zu erzählen, wich ich ihren Nachfragen nicht wie sonst aus, sondern gab zu, dass ich Angst hatte, meine gute Freundin Madame Sparv könnte nicht zurückkehren, denn ihr Haus war fest verriegelt. Ich erklärte meine Bewunderung für König Gustav und für seine Pläne zur Umgestaltung der Nation in einen modernen Staat. Ich gestand meine Gefühle für ein Mädchen ein, von dem ich wusste, dass es von einer grausamen Herrin gefangen gehalten wurde, und sagte, dass ich nachts schon versucht hätte, heimlich in ihr Gefängnis einzudringen. Bislang sei es mir nicht ein einziges Mal gelungen, und ich wagte nicht, einen Brief mit der Post zu schicken, aus Angst, wir könnten beide bestraft werden. Mein Vorgesetzter nickte mitfühlend und bemerkte meine zitternden Hände. Er sagte, er kenne meinen Kummer sehr gut. Meine Kollegen grummelten ermutigend, und während sie mir freundlich auf den Rücken schlugen, brannten und tränten mir die Augen.
Seltsam ermuntert von diesem Treffen ging ich nach Hause und legte mich hin, ich wollte ein paar Stunden schlafen, bevor ich meinen nächtlichen Aufgaben nachging. Ich war gerade in dem Stadium zwischen Wachen und Schlafen, als ich lautes Klopfen an der Tür hörte. Ich rappelte mich auf und schob den Riegel zurück.
»Sie sehen gut aus, Emil. Sehr viel besser – genau wie Fräulein Blom sagte. Wollen Sie einen Fastnachtskrapfen?« Meister Fredrik setzte sich und packte die Tüte voller Gebäck aus, die er auf den Tisch stellte wie einen zerbrechlichen Schatz
»Frau Murbeck würde es nicht gutheißen. Sie wacht streng über meine Diät, außerdem habe ich wenig Appetit.« Ich ging zu ihm. »Aber was ist mit Fräulein Blom?«
»Ein gutes Mädchen. Sie hat Sie gerettet – Frau Murbeck, meine ich. Und Fräulein Blom.«
Ich setzte mich ihm gegenüber. »Vor kurzem haben Sie Johanna Blom noch eine falsche Blume genannt.«
»Sie ist ein seltenes Gewächs, das ich nicht zur Gänze zu würdigen wusste.« Er zog seinen Mantel aus und hängte ihn über die Rückenlehne des Stuhls. »Fräulein Blom und ich haben ein Bündnis geschlossen.«
»Was für ein Bündnis?«
Meister Fredriks gute Laune verflog. »Ein Bündnis gegen die Uzanne. Fräulein Blom und ich glauben, dass sie als Höhepunkt des Debütantinnenballs Dominanz ausüben will. Sie und ich hatten ja schon den Verdacht, dass es dabei um dunkle Machenschaften geht – wie dunkel, konnten wir uns allerdings nicht vorstellen. Fräulein Blom ist der festen Überzeugung, dass die Uzanne ein Attentat plant.«
»Sie meint wohl, dass man darüber redet«, sagte ich. »Das ist Gespräch in jedem Wirtshaus.«
»Nein, Emil. Die Uzanne hat Fräulein Blom mit der Herstellung eines tödlichen Pulvers beauftragt. Es wird Gustavs Verderben sein.«
»Wenn es denn
Weitere Kostenlose Bücher