Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
Vom Netzwerk:
stimmt!«, sagte ich. Ich wollte diese reale Bedrohung nicht wahrhaben.
    Meister Fredrik schüttelte den Kopf über meine Ungläubigkeit. »Wir müssen so tun, als würde es stimmen, und die Pläne der Uzanne mit allen auch noch so geringen Mitteln durchkreuzen. Ich habe dafür gesorgt, dass die jungen Damen nicht anwesend sein werden, und habe vor, an besagtem Abend weitere Ablenkungen zu verursachen. Und Fräulein Bloms Pläne …« Er zuckte mit den Achseln. »Aus Angst, mich zum Mitwisser zu machen – oder vielleicht auch damit ich nicht in einer schwachen Minute damit herausplatze –, will sie mir nichts verraten. Sicherlich eine kluge Strategie. Aber ich denke, Fräulein Blom wird uns alle retten. Sie ist der Uzanne nah genug, um ihr zu schaden. Sie hat zugesagt, auf Gullenborg die Augen offen zu halten. Leider bin ich ja bis nach dem Maskenball verbannt.«
    »
Ich
kann gehen«, sagte ich und stand auf.
    »Das können Sie nicht.« Zerstreut nahm er einen Krapfen und öffnete den Mund, um hineinzubeißen, hielt dann aber inne. »Die Uzanne glaubt doch, Sie wären tot.«
    »Ich könnte behaupten, dass ich wie durch Wunderhand gerettet wurde …«
    »Ihre Rettung wurde erkauft …« Er deutete mit dem Krapfen auf mich.
    »… durch die Medizin, die sie geschickt hat.«
    »… mit einem Faltfächer.« Hier stoppte das Gespräch. Meister Fredrik nahm einen großen Bissen und leckte sich mit der Zunge die süße, weiße Creme aus den Mundwinkeln. »Fräulein Blom hat mir alles erzählt. Und ich vergebe Ihnen, Emil. Es ist das Beste so. Hätte man mich nicht so lange über dem Abgrund baumeln lassen, wäre ich wohl nie zur Vernunft gekommen. Und so ist Fräulein Blom in einer besseren Position, um zuzuschlagen.« Er zog ein Taschentuch heraus und tupfte sich die Lippen. »Kassiopeias Rückkehr hat das Mädchen eng an ihre Herrin gebunden. Die beiden werden durch die unverbrüchlichen Bande der Liebe geeint.«
    Ich nahm ein Stück Gebäck, legte es aber wieder zurück in die Papiertüte. »Liebe?«
    »Ja. Die Uzanne liebt Fräulein Blom wie eine Tochter.« Er legte seinen halb aufgegessenen Krapfen wieder in die Tüte und sah mich an. »Oh! Sie haben eigene Gefühle.«
    Ich fühlte mich durch diese Äußerung ertappt und verwirrt, denn ich war mir überhaupt nicht sicher, was ich empfand. »Sie ist eine fesselnde junge Dame«, sagte ich. Meister Fredrik blickte mich mit solch rührendem Mitgefühl an, dass ich mir dumm vorkam und ihm zu erklären versuchte, dass sie lediglich Teil eines umfassenderen Movens war, das mein Leben lenkte: das Oktavo. »Diese Art des Kartenlegens ist eine Entdeckung von Madame Sparv, aber vielleicht kennen Sie diese Form aus den Lehren der Freimaurer, wo sie ›Göttliche Geometrie‹ genannt wird.«
    »Das wusste ich nicht. Und wie kommt Madame Sparv an Geheimnisse der Bruderschaft, die ich erst noch lernen muss?«
    »Sie hat verschiedene Lehrmeister bemüht, erst jüngst Christian Nordén. Die beiden sind befreundet, und er steht in der Loge einige Grade über Ihnen«, sagte ich.
    »Und glauben Sie daran, an dieses Oktavo?«
    »Ich bin sicher, dass etwas dran ist, denn es hat mein Leben vollkommen verändert. Ich zweifle lediglich noch an meiner Fähigkeit, einen Vorteil daraus zu ziehen.«
    »Was soll für Sie dabei herauskommen?«
    Ich erzählte ihm von der Suche nach meinen acht Personen und davon, wie ich das Ereignis zu meinen Gunsten wenden könnte, wenn ich diese fand. »Nachdem ich zum Beispiel Sie auf die Position meines Lehrmeisters gesetzt hatte, habe ich sehr genau darauf geachtet, was Sie sagten. Und Sie wären bereit, einem fleißigen und bewundernden Schüler zu helfen, sein Ziel zu erreichen. Ohne die Hinweise des Oktavos hätte ich den Kontakt zu Ihnen vielleicht nie gesucht.«
    »Praktische Magie«, meinte er. »Ich könnte mich für diese Oktavo-Theorie erwärmen. Und welches Ereignis steht im Mittelpunkt?«
    »Liebe und Verbundenheit.«
    »Also Fräulein Blom«, sagte er grinsend.
    Zu meiner eigenen Überraschung protestierte ich nicht gegen seine Annahme, bestätigte sie aber auch nicht, und er lächelte mich weiter auf diese alberne Art an.
    »Es ist komplizierter.« Ich erläuterte ihm das Stockholm Oktavo, meine Verbindung zu Madame Sparv und die nun sehr reale Bedrohung Gustavs. »Es macht mir Hoffnung, dass wir in den weitreichenden Kreisen, die von der Uzanne für ihren Verrat gezogen werden, tatsächlich etwas ausrichten können. Gerade jetzt in diesem

Weitere Kostenlose Bücher