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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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für wen ist es?«
    »Es war für mich gedacht, falls ich versage!«, heulte Johanna und wandte ihr Gesicht ab.
    Die Uzanne drückte ihre Lippen an Johannas Ohr: »Dann sind Sie ein Feigling und haben schon versagt!« Johanna entspannte sich, als hätte man sie bezwungen, dann schob sie die Uzanne mit aller Kraft von sich. Doch die Uzanne klopfte zweimal mit den Fingerknöcheln, der Lakai öffnete unverzüglich die Tür. Johanna wollte schnell aussteigen, aber die Uzanne packte sie am Kleid und zog sie zurück. »Halten Sie sie fest!«, sagte sie zum Lakai. Er stieg ein und drückte Johanna mit seinem Gewicht auf den Sitz, während die Uzanne ihre eigenen Handschuhe auszog. Sie beugte sich über das Mädchen, schob die meterlangen Schichten bestickter Seide weg und tastete mit kalten Händen Johannas Mieder und die Röcke ab. »Hier ist er!« Sie zog einen grauen Fächer aus einer Innentasche. »Fräulein Plomgren hat behauptet, Sie hätten den Nordéns einen Fächer gestohlen, und ich habe es als Neid abgetan. Aber ich habe Ihre Gelehrsamkeit unterschätzt, Fräulein Blom.« Gelassen setzte sie sich wieder Johanna gegenüber, die sich im groben Griff des Lakaien wand. »Passen Sie auf, wo Sie Ihre Hände hintun, Lakai!«, sagte die Uzanne schließlich und wartete, bis alles wieder ruhig war. »Und ich habe Sie gemocht, ich war sogar bereit, Sie heute Abend von der Opferrolle zu befreien wie eine Mutter ihr Kind. Aber Sie sind kein Kind mehr, Johanna Grå, Sie sind jetzt eine Frau, und es ist an der Zeit, dass Sie heiraten.« Johanna war erstarrt, der Lakai drückte sie in die Ecke. »Haben Sie sich nie gefragt, wie sich Herr Stenhammar zwischen Ihren Beinen anfühlen würde? Ich habe gehört, dass ihn die Leute in Ihrer Stadt den Weißen Wurm nennen. Noch vor Monatsende werde ich Sie eigenhändig an diesen Teufel ausliefern, und wenn Gävle nicht so ein grauenvolles Kaff wäre, würde ich bleiben und auf Ihrer Hochzeit tanzen.« Sie öffnete die Kutschentür und stieg aus. »Das Mädchen bleibt hier eingesperrt«, sie zog ihre Handschuhe an und deutete mit ihrem bestickten weißen Finger auf den Lakaien, »und Sie bleiben draußen. Ich habe die Absicht, eine Jungfrau zu übergeben.« Der Lakai sprang ab, und die Tür schlug zu. Johanna drückte ihr Gesicht an die Scheibe und sah, wie die Uzanne sich mit ihrer behandschuhten Hand Mund und Nase zuhielt und mit der anderen das Antimon auf die Pflastersteine streute. »Bewahren Sie den Fächer des Mädchens für mich auf, Lakai, vielleicht brauche ich ihn später noch. Wenn er abhandenkommt oder in irgendeiner Weise beschädigt wird, können Sie um die Gnade des Todes flehen!«
    Der Lakai stopfte den Fächer in eine Innentasche und sah der Uzanne nach, die im Opernhaus verschwand, dann schloss er die Tür der Kutsche auf und beugte sich hinein. Johanna war halb aufgestanden, sie hoffte, sich irgendwie herauskaufen zu können, aber der Lakai drückte sie zurück auf den Sitz. »Ein Herr war hier, er hat bereits für Sie bezahlt. Er hat gesagt, sein Name sei Orpheus und er würde Sie aus der Hölle herausholen.« Johanna setzte sich auf, sie strich ihr Haar und ihr brennnesselgrünes Kleid glatt. »Er will Sie in das orangerote Haus in der Baggensgatan bringen und Sie vögeln wie der Leibhaftige, er und sein Freund Hinken. Aber wenn ich Sie nicht haben kann, dann kriegen die beiden Sie auch nicht.« Er schlug die Tür zu und drückte seine Nase an der Scheibe platt, seine Zähne waren spitz und schwarz. »Du bist schon weit den Fluss Styx hinabgetrieben, Mädelchen. Schade, dass du Jungfrau bleibst, aber Madame will es ja so.« Johanna spürte, wie ihre Schultern von Zuckungen ergriffen wurden, die sich bis zu den Füßen hinunter fortpflanzten. Sie wandte sich ab und zog die Reisedecke über sich. Sie zitterte am ganzen Leib. Der Lakai wich von der Tür zurück, er strich über seine Uniform und stampfte gegen die Kälte mit den Füßen. »Dieses verfluchte Weib! Alles will sie für sich selbst!«

Kapitel 57

Der Maskenball, 22  Uhr
    Quellen: M. F. L., L. Nordén, verschiedene Gäste
    Eine glänzende Robe aus kupferfarbener Seide, eine hohe Perücke, geschmückt mit Schmetterlingen, zitronengelbe Handschuhe, grüne Schuhe mit kupferbraunen Bändern – es war bei weitem das eleganteste Kostüm, das Meister Fredrik je getragen hatte. Leider hatte der Einsatz des Abends jedoch zur Folge, dass er schwitzte wie ein Matrose in den Tropen und sich dunkelbraune Flecke

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