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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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ab!«, sagte Meister Fredrik, machte einen übertriebenen Hofknicks und wollte dann ihre Hand zum Kuss nehmen. »Ihre Verwandlung ist wirklich gelungen.«
    »Von Ihnen kann ich das nicht behaupten, Herr Lind«, sagte sie und entzog ihm ihre behandschuhte Hand. »Wo ist Fräulein Plomgren?«
    Christian stürzte herbei, blieb stehen und legte die Hand aufs Herz. »Madame!«
    »Sie?«
    »Aus Begeisterung für Ihre mustergültigen Schülerinnen und deren Fächer, Madame. Ich wollte sie flattern sehen.« Christian verneigte sich. »Werden die jungen Damen bald kommen? Bis jetzt habe ich keine einzige gesehen.«
    Die Uzanne sah Meister Fredrik an.
    »Ich habe mich nur nach Ihnen umgesehen, Madame. Mädchen interessieren mich nicht«, sagte er.
    »Ich brauche Fräulein Plomgren! Suchen Sie sie und bringen Sie sie mir sofort her!«, befahl die Uzanne.
    »Madame, wegen der Fächer der jungen Damen …«, hob Christian an, »ich hatte gehofft, wir könnten uns … auf die Bezahlung der … Meine Frau und ich sind …«
    Die Uzanne hörte gar nicht zu. Sie wollte in die Innentasche ihrer weißen Brokatjacke greifen und Kassiopeia herausholen, aber Meister Fredriks beringte Finger hielten sie fest.
    »Sie können keinen Fächer tragen, Madame, Sie sind als Herzog hier, nicht als Herzogin.« Die Uzanne kniff die Augen zusammen. Meister Fredrik ließ seinen eigenen Fächer aufschnappen und wedelte geschwind damit. »Ich werde die Debütantinnen im Foyer suchen«, sagte er. Tatsächlich hoffte er, dort Orpheus zu finden. »Soll ich auch Fräulein Blom zu Ihnen bringen?«
    »Fräulein Blom wird nicht am Ball teilnehmen. Sie ist indisponiert und wartet in der Kutsche.«
    Meister Fredrik erbleichte unter seinem Puder. »Madame«, sagte er mit einer Verbeugung und eilte Richtung Foyer.
    »Fräulein Plomgren!«, rief die Uzanne.
    Anna Maria, die mit einem Mann in einem Kostüm aus Spielkarten flirtete, blickte auf. Sie trug keine Maske, ihre Wangen waren rosig, ihre Lippen voll und rot gebissen.
    »Kommen Sie! Jetzt!« Die Uzanne legte ihr die Hand auf den Arm. »Sie müssen Ihre Maske tragen.«
    »Orpheus!«, schrie Meister Fredrik laut aus den Seitenkulissen.
    »Sultan!«, sagte Anna Maria, entzog sich der Uzanne und zog Lars aus der Umarmung mit einer paillettengeschmückten Schäferin. »Tanzen!«
    »Nein, Sie bleiben hier«, sagte die Uzanne.
    Anna Maria verschränkte die Arme und kniff die Augen zusammen, aber gerade als die Wut ihre Zunge erreicht hatte, ging ein Raunen durch den Saal. Eine Hand schoss in die Höhe und deutete auf ein Innenfenster in der hinteren Wand, durch das man die Gesichter König Gustavs und seines Oberstallmeisters Hans Henric von Essen sehen konnte. Sie hatten ihr Souper in den königlichen Gemächern im oberen Stockwerk beendet und blickten nun durch ein Fenster in ihrem privaten Treppenhaus auf die Menge herab.
    »Er kommt.« Die Uzanne griff in ihre Jackentasche und zog Kassiopeia heraus. Doch sie öffnete den Fächer nicht, sie hielt ihn fest umklammert, bis die Stäbe in ihrer Hand warm geworden waren und das Elfenbein Körpertemperatur angenommen hatte. »Wir machen das, Fräulein Plomgren! Sie und ich. Wir werden Heldinnen sein.« Sie schob sich die weiße Paillettenmaske vors Gesicht.
    Anna Maria warf der Uzanne in ihren exquisiten Herrenkleidern, mit ihrer Brillantspange, den gespenstisch weiß gepuderten Haaren und der ebenso weißen Haut einen Seitenblick zu. »Und was ist mit Fräulein Blom?«
    Die Uzanne konzentrierte sich auf ihr Ziel. »Kommen Sie. Jetzt.«

Kapitel 59

Fräulein Blom wird vermisst
    Quellen: J. Blom, Lakai von Gullenborg
    »Ich bin verflucht noch mal halb erfroren und brauche jetzt einen Schluck, und du bleibst, wo du bist, Madame mag es nicht, wenn ihre Hündinnen weglaufen!«, sagte der Lakai durch die zugefrorene Scheibe. »Wenn ich die Peitsche kriege, kriegst du sie auch!« Johanna kauerte mit klappernden Zähnen und tauben Fingern und Zehen unter ihrer Reisedecke. Sie hauchte auf die Scheibe und wischte ein Guckloch frei, dann sah sie dem Lakaien hinterher, bis sich die Wirtshaustür hinter ihm schloss. Es war nicht schwer, die Tür aufzudrücken, der wahre Riegel war der Lakai selbst gewesen. Unter dem Kutschbock zog sie einen muffigen Wollpaletot hervor und rannte weg. Auf den vereisten Pflastersteinen vor dem Opernhaus rutschte sie aus. Noch immer kamen Spätankömmlinge.
    »Ihre Eintrittskarte!«, sagte der perückentragende Saaldiener.
    »Die habe ich drinnen

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