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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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dem sternenklaren Nachthimmel verschmolz. Dass die Kutsche hier stand, bedeutete, die Uzanne war noch am Leben, es bedeutete jedoch nicht, dass Johanna bei ihr wäre. Ich zog meine Maske ab, trat näher und lauschte auf Stimmen in der Kabine. Der Lakai stand mit verschränkten Armen da und starrte die Kutsche an.
    »Wer ist da drin?«, fragte ich.
    »Madame Uzanne und ihre Mädchen.«
    »Töchter! Das wusste ich nicht.«
    »Es sind nicht ihre Töchter, eher so was wie Schmusekätzchen.«
    »Und sind die Schmusekätzchen dunkelhaarig oder blond?«
    »Die eine so, die andere so. Aber die Dunkle – eine saftige Pflaume!« Er leckte sich den Daumen ab und schob ihn sich aufs Obszönste in den Mund, als die Wagentür aufging. Heraus kam ein schlanker junger Prinz, den schwarzen Umhang hatte er sich hinter die Schulter geworfen, in der Hand trug er einen schwarzen Hut und eine Maske. Zumindest sah sie auf den ersten Blick wie ein Junge aus, aber solche Brüste konnte man einfach nicht verstecken, und ihr Haar war auch nicht vollständig zu einer Männerfrisur gezähmt.
    »Ich wusste, dass Sie irgendwann merken würden, wer von uns Ihnen am besten dient. Ich teile Ihre Gefühle für ihn, Madame, und Ihr Fächer ist in geübter Hand«, sagte Anna Maria, ihre Stimme war heiser vor Aufregung. »Und was ist mit Fräulein Blom? Wird sie unmaskiert erscheinen, wie geplant?«
    »Fräulein Blom ist die andere«, flüsterte mir der Lakai zu. »Nicht ganz so saftig, aber gekleidet wie der Frühling selbst! Ein netter Schlitz, wenn man die Pflaume nicht abkriegt.«
    »Gehen Sie jetzt, Fräulein Plomgren«, sagte die Uzanne gelassen. »Keine weiteren Fragen.«
    »Meine Eintrittskarte?«, fragte Anna Maria und streckte die Hand aus.
    Ein Stück Papier flatterte auf den Boden. Anna Maria hob es auf und stapfte verärgert zum Opernhaus. Ich folgte ihr mit ein paar Schritten Abstand, denn ich dachte, ich könnte ihr ein paar Fragen stellen, wenn wir weit genug entfernt wären. Im Gehen hörte ich, wie sie fluchte – auf die Uzanne, auf ihr Kostüm, auf Lars wegen irgendetwas, auf den Mann im Bärenkostüm, der ihr in den Weg lief. Gerade als ich ihren Namen rufen wollte, kam ein bärtiger Sultan und nahm sie am Arm, sie deutete auf ihn und fluchte noch mehr. Diese Frau hatte Haare auf den Zähnen und einen kriecherischen Mann, der es spüren wollte, wenn sie zubiss. Es war das lebende Gemälde meiner Betrüger-Karte, und es gab eine Verbindung zu meinem Gefährten, die man nicht missdeuten konnte. Ich blieb stehen: Jetzt waren auf einmal alle acht Personen auf ihrer Position, mein Oktavo war vollständig.
    Mein Kurier war bereit. Nun müsste ich auf alle Fälle meinen Betrüger zu meinem Vorteil nutzen, doch der Sultan führte Anna Maria schon ins Gebäude. Ich müsste versuchen, sie später allein anzutreffen, und ging zur Kutsche zurück.
    »Diese Blume da drin, würde sie sich einer Liaison mit einem Herrn öffnen?«, fragte ich und tastete nach meinem letzten Geld, das ich dem Lakaien zusteckte. Er zuckte mit den Schultern. »Sagen Sie dem Mädchen«, führte ich fort, »es soll zu seinem Orpheus in das orangerote Haus in der Baggensgatan gehen, sobald es freikommt. Es gibt dort einen Türklopfer in Form eines Cherubs, die Parole ist: ›Hinken‹. Sagen Sie ihr, dass ich sie aus dem Hades herausholen werde.«
    Grinsend warf der Lakai die Münzen in die Luft und ließ sie in seiner Hand klimpern. »Ins Paradies, was?«, sagte er. »Na gut. Aber besser, Sie gehen jetzt Ihres Weges. Madame mag es nicht, wenn ihre Schmusekätzchen abgelenkt werden.«
    Wenn die Küchenmagd Johanna meine Nachricht übergeben hatte, dann wusste sie, dass sie mich vor dem Tanz im Vestibül treffen sollte. Ich hatte die Adresse des sicheren Hauses nicht aufgeschrieben, weil ich befürchtet hatte, dass der Brief abgefangen werden könnte. Aber lieber wäre es mir gewesen, wenn Johanna gleich davonrennen würde, ganz auf die Maskerade verzichtete und sich in der Baggensgatan versteckte, bis die Nacht vorüber war.
    Ich konnte nichts anderes tun, als drinnen auf sie zu warten. Das Opernhaus lag an der Ostseite des Platzes, die stattlichen Säulen und die ordentlichen Fensterreihen bildeten einen nüchternen Hintergrund für die Festgäste, die zu den Türen strömten. Ganz oben auf der Stirnseite prangte das Königswappen, darunter stand in einem Goldrelief:
Gustavus III
. Am Eingang drängten sich kostümierte Wesen aller Art. Es gab eine separate Schlange mit

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