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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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gelassen …« Sie versuchte, sich an dem Mann vorbeizuzwängen, aber er streckte drohend den Arm aus. »Madame Uzanne«, sagte sie, »sie ist drin und hat meine Karte.«
    »Und wie soll ich in diesem Irrenhaus Ihre Madame finden? Verschwinden Sie!«
    »Da sehe ich meinen Freund, Herrn Larsson. Dort drinnen!« Sie winkte hektisch.
    »Na klar! Ist das so eine Madame? Und Sie sind als Kloakenbootsführerin verkleidet?«, fragte er und schielte an seiner Nase entlang auf den Paletot. Johanna ließ den Mantel fallen und enthüllte ihr prachtvolles Kleid. »Das ist ein billiger Trick, du Nutte! Geh zurück in die Baggensgatan, wo du hingehörst!«
    Er packte Johanna mit einer Hand am Oberarm und hob mit der anderen den Paletot auf. Dann drängte er sie hinaus und warf ihr den Mantel hinterher auf das Pflaster.

Kapitel 60

Der Maskenball, kurz vor Mitternacht
    Quellen: E. L., M. F. L., L. Nordén, Hoftrompeter Örnberg, Maestro Kluth, H. v. Essen, F. Pollet, Kommandeur Gedda, zahlreiche Ballgäste
    Ich wartete eine Stunde unten im Foyer, aber Johanna kam nicht. Also ging ich die Haupttreppe zum Parkett hinauf und betrat die Bühne, denn ich hoffte, sie sei stattdessen dort am Gängelband der Uzanne. Es herrschte tumultartiges Gedränge wie an Fastnacht, dabei waren wir schon weit in der Fastenzeit. Die Musik spielte fortissimo, die Gespräche waren genauso laut, doch plötzlich trat eine hörbare Pause ein, und die Leute strömten zum hinteren Bühnenbereich, getragen von einer Welle von Gerüchten: König Gustav.
    Da sah ich die Uzanne – ein hinreißender Herzog ganz in Weiß. Neben ihr stand ein hübscher Prinz – die dunkelhaarige Pflaume ohne Maske. Christian, angetan mit Magenta, stand auf der anderen Seite ein wenig im Hintergrund und rang die Hände – ob flehentlich oder dankend, konnte ich nicht sagen. Ich pflügte mich durch die Massen und setzte meine Maske auf.
    »Was für ein Kostüm trägt Gustav?«, fragte Anna Maria. »Ich habe gehört, er sei einmal mit vier Tanzbären gekommen und die hätten alles vollgeschissen, sodass man den Ball abbrechen musste.«
    »Als Schauspieler im Dominokostüm, denn so hat er es inszeniert.« Die Uzanne deutete mit ihrem Fächer auf das Orchester. »Aber er wird der Eleganteste sein, man wird ihn leicht erkennen.«
    »Madame, noch einmal: Wir wurden noch nicht bezahlt …«, sagte Christian.
    Die Uzanne neigte den Kopf, als würde die unfeine Erwähnung von Geld sie abstoßen. »Sie haben heute hier ihr Debüt. Wo sind sie denn alle?« Die Uzanne wandte sich ab. »Ich werde nicht für etwas bezahlen, von dem ich nichts habe. Sie müssen das Geld eben von den jungen Damen eintreiben.«
    »Sie denken, die Fächer seien ein Geschenk, und sie werden sich weigern …« Christians Gesicht war finster vor Zorn.
    »So, wie sich jeder einer solchen Geschmacklosigkeit verweigern würde.« Die Uzanne sah ihn nicht an. »Gehen Sie und setzen Sie sich ins Publikum, Herr Nordén!«
    »Madame, meine Gattin …«
    »Dann gehen Sie zu ihr nach Hause und bereiten Sie die Schließung Ihres Ladens vor, Herr Nordén.«
    Christian blickte zu seinem Bruder hinüber, Lars scherzte mit einer Gräfin, die Gebäck aus einem Korb verteilte. »Lars!«, rief er. »Hilf mir!« Lars drehte sich um, runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Für einen Moment stand Christian reglos da, dann ging er mit aschfahlem Gesicht und gesenktem Blick zu den Zuschauerreihen.
    »Nor…!«, wollte ich schon rufen, doch da kniff mich jemand in den Arm.
    »Pst!«, machte Meister Fredrik und flüsterte mir ins Ohr: »Wir können uns jetzt nicht damit aufhalten, ihm Trost zu spenden. Die Zeit wird knapp, und wir sind allein. Fräulein Blom ist draußen in der Kutsche eingesperrt.« Mir wurde flau im Magen, ich drehte mich um und wollte umgehend auf den Platz hinausrennen, doch er hielt mich entschlossen am Arm fest. »Momentan ist sie in Sicherheit. Und das hier ist doch Ihr Oktavo, oder etwa nicht? Ich werde mich um die Uzanne kümmern, Sie beißen in die Pflaume, aber seien Sie vorsichtig!« Plaudernd und lachend, als wäre dies das lustigste Fest seines Lebens, zog er mich zu den Damen hinüber.
    Wir beobachteten König Gustavs Einzug, der an von Essens Arm langsam durch die Menge schritt, er lachte und lächelte entspannt. Er war als Domino verkleidet, trug einen schwarzen Umhang, eine weiße Maske und einen Dreispitz mit weißem Federschmuck, an seiner Brust hing der Stern des Königlichen

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