Das Stockholm Oktavo
unter den Achseln abzeichneten. Er drückte die Arme an die Seiten und bewegte lediglich Unterarme und Handgelenke, um locker und fröhlich zu wirken. Lars stand in einem königsblauen Sultansmantel und einem Turban voller Schmucknadeln neben ihm und beobachtete die überfüllte Bühne. Die Orchestermusiker, alle in Dominokostümen, stellten ihre Notenständer auf und putzten ihre Instrumente. Die Bühne füllte sich mit Narren und Milchmädchen, mit Feen und Dämonen und Dutzenden schwarzgekleideter Dominos mit Masken und runden Kappen. Die Luft wurde schwer von parfümierten Handgelenken und hochgedrückten Brüsten, rotgeschminkten Wangen und Lippen, Wellen von derbem Gelächter, Spitzenmanschetten, polierten Schuhen, aufgesetzten Masken und der immergleichen Frage, die alle stellten: Wer sind Sie?
»Das sind bestimmt schon an die hundert Dominos. Ich erkenne niemanden!«, rief Lars durch seinen falschen schwarzen Bart. »Was? Er hier?« Lars straffte sich und starrte seinen Bruder Christian an, der sich durch die Menge zu ihm durchkämpfte. »Er war doch gar nicht eingeladen!«
»Jedermann kann eine Eintrittskarte kaufen, Herr Nordén«, sagte Meister Fredrik sanft, »aber Christian sollte wirklich wieder nach Hause gehen zu seiner Frau. Das wird kein Debüt, wie er es sich vorstellt. Ich werde versuchen, seinen Aufbruch voranzutreiben.«
Ein gutaussehender junger Lord kam an und zwickte Meister Fredrik in seine ausladenden Hinterbacken. »Ich muss doch sehr bitten! Ach, Fräulein Plomgren, Sie! Wo ist Madame? Und Fräulein Blom?«
»Herr Nordén«, sagte Anna Maria, sie ignorierte Meister Fredrik und drückte sich an Lars. »Sie sehen aus wie
Tausendundeiner Nacht
entsprungen. Ich wäre jetzt gern mit Ihnen in einem Palast gefangen!«
»Wo ist Madame?«, fragte Meister Fredrik beharrlich.
Anna Maria blickte über ihre Schulter zu Meister Fredrik. »Wer sind Sie? Das Kupfergebirge?« Er zog eine dick nachgezogene Augenbraue hoch. Anna Maria rückte Lars’ Turban gerade. »Wenn die Musik aufspielt, tanzt du mit mir«, sagte sie. Er antwortete mit einem ausgiebigen Kuss, ließ seine Hand ihren Rücken hinunterwandern und legte sie auf die Rundung ihres Gesäßes.
»Wer sind Sie?«, fragte Meister Fredrik an Christian gewandt, der endlich zu ihnen vorgedrungen war.
Christian schob seine Wachsmaske hoch und besah sich seinen magentaroten Umhang, der noch schnell mit Goldpaspeln eingefasst worden war. »Margot hat eine Tiara genäht, ich sollte als Papst gehen, aber ich hatte Angst, dass man das falsch verstehen könnte.«
»Sehr kluge Entscheidung. Katholizismus ist dem Geschäft abträglich«, sagte Meister Fredrik. »Ich bin verwundert, Sie hier anzutreffen, Herr Nordén. Madame wollte das Atelier doch durch Ihren Bruder vertreten wissen.«
»Es sind meine Fächer. Ich möchte bei ihrem Debüt dabei sein.« Christian zog seine Soutane um sich und blickte hinauf zum Schnürboden, einem Gewirr aus Seilen und bemalten Falltüren. »Sie sind leicht wie Tauben und von derselben zarten Farbe. Sie sehen aus wie perfekte Duplikate, sind aber keine Kopien.« Er lächelte über sein Berufsgeheimnis. »Die jungen Damen werden dominieren.« Sein Blick wanderte wieder auf Augenhöhe mit den anderen. »Wo sind die jungen Damen?«, fragte er und spähte in die Menge.
»Junge Damen verspäten sich immer, Herr Nordén – manchmal um viele Stunden«, sagte Meister Fredrik mit einem übermäßig zotigen Lachen. Er nahm Christian am Arm. »Kommen Sie, suchen wir in der Nähe der Erfrischungen nach Hinweisen auf Ihre Fächer. Und ich muss Fräulein Blom finden.«
Die beiden Herren gingen Arm in Arm zur Seitentür und die Treppe ins Foyer hinunter. »Ich muss zugeben, dass ich aus einem weniger erhabenen Grund hier bin, Meister Fredrik«, sagte Christian. »Die jungen Damen hatten die Uzanne so verstanden, dass sie deren Fächer für den Ball subventionieren wollte. Wir warten noch auf unser Geld.«
»Hier ist nicht der richtige Ort für Geschäfte, Herr Nordén. »Für Ihr Geschäft wäre es im Gegenteil weitaus besser, wenn Sie nach Hause zu Ihrer Frau gingen.« Es schlug halb elf – die Erste Geige stimmte das A an. »Sie wartet auf Sie, wenn ich richtig verstanden habe.«
Kapitel 58
Der Maskenball, 23 Uhr
Quellen: M. F. L., L. Nordén, H. v. Essen, verschiedene Gäste und Orchestermusiker, darunter Hoftrompeter Örnberg und Maestro Kluth
»Madame, ich versichere Ihnen, Sie geben einen umwerfenden Herzog
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