Das Stonehenge - Ritual
weg – all die Liebe, die sie zu geben hat, all ihre Träume, ihre ganze Zukunft.« Rasch wischt sie sich eine Träne von der Wange. »Ich würde liebend gerne alles, was ich besitze, dafür geben, meine Tochter wiederzubekommen. Und genau das werde ich auch tun.« Mit diesen Worten dreht sie das Blatt Papier um, das vor ihr auf dem Tisch liegt, und hält es in die Kameras. »Das ist ein Kontoauszug. Ich habe Glück. Ich kann zehn Millionen Dollar mein Eigen nennen. Ich verspreche Ihnen, dass Sie diese Summe von mir bekommen, wer auch immer Sie sein mögen. Alles, was ich habe. Alles, was ich zusammenkratzen kann. Vorausgesetzt, ich bekomme im Gegenzug meine Tochter wohlbehalten zurück.« Ihre Augen werden schmal, und ihre Gesichtszüge verhärten sich. »Eines aber sollte Ihnen klar sein: Ich bin genauso bereit, dieses Geld jedem zu geben, der die Polizei oder andere Ermittler erfolgreich zu Ihrer Tür führt – jedem, der mir Caitlyn wohlbehalten zurückbringt und dafür sorgt, dass Sie und alle anderen an der Entführung meiner Tochter Beteiligten ihre gerechte Strafe erhalten.« Sie atmet tief und langsam ein. Ihre Schultern wirken nicht mehr ganz so verkrampft. Sie deutet auf den neben ihr sitzenden Hünen. »Das hier ist Josh Goran.« Sie legt ihre zitternde Hand auf seinen breiten Unterarm. »Der erfolgreichste Privatdetektiv und Schatzsucher Amerikas.« Es tut ihr gut, über ihn zu reden. »Er war früher Major in einem Sondereinsatzkommando der amerikanischen Luftwaffe. In den nächsten Tagen wird er ausschließlich für mich arbeiten. Er wird seine ganze Zeit und Kraft einsetzen, um dafür zu sorgen, dass meine Tochter wohlbehalten zurückkehrt.«
Goran deutet mit einem großen Finger direkt in die Kamera, die ihm am nächsten ist. »Ich habe eine Nachricht an die Leute, die Caitlyn in ihrer Gewalt haben: Bitte nehmt das Geld dieser Dame an und lasst Caitlyn frei. Kylie Lock hat euch ein ehrliches Angebot gemacht. Sie meint es ernst.« Sein Blick schweift durch den Raum, dann hoch zur Decke. »Bitte nehmt dieses Angebot an. Falls ihr euch dagegen entscheidet, wird euch das noch leidtun. Es wird euch sehr leidtun, wenn ich kommen muss, um Caitlyn zu holen.«
89
Megan versucht zu vergessen, dass sie von dem Lock-Fall abgezogen wurde, und will sich stattdessen auf den silbernen Anhänger konzentrieren, den Jimmy Dockery soeben auf ihrer Handfläche platziert hat. Der Anhänger stammt vom Hals von Tony Naylor, dem verschwundenen Taugenichts, dessen Akte ihr Tompkins aufs Auge gedrückt hatte, als alles andere gerade richtig interessant wurde.
Der billige Anhänger war von einem Jogger abgegeben worden, der ihn irgendwo in der Ebene von Salisbury gefunden hatte. Dass es ein Foto von diesem Anhänger schließlich auf eine Fundsachen-Liste der Kriminalpolizei geschafft hatte, war einer Inschrift auf seiner Rückseite zu verdanken: »Happy Birthday T. Alles Liebe Nat x.« Jimmy war aufgefallen, dass der Anhänger so aussah wie der, den Tony auf dem Foto trug, das er zusammen mit seiner Schwester am Bahnhof hatte machen lassen. Mittlerweile hatte Nathalie Naylor bestätigt, dass es sich tatsächlich um den handelte, den sie für ihren Bruder gekauft hatte.
Was Megan interessant findet, ist nicht die Tatsache,
dass
das Ding gefunden wurde, sondern
wo
es gefunden wurde. Mitten in der Pampa. Aber nicht in irgendeiner beliebigen Pampa, sondern ausgerechnet am Rand der Straße, die zu der ausgebrannten Scheune führte, in der Jake Timberlands Leiche gefunden worden war.
Jimmy betrachtet Megan, während sie wie gebannt auf die kleine Silberplatte hinunterstarrt. »Versuchen Sie, Kontakt mit den Toten aufzunehmen?«
Sie dreht den Anhänger um. »Ich wünschte, ich könnte das. Dann würde ich Tony auf jeden Fall fragen, was er da draußen an dieser Straße verloren hatte. Zum Spazierengehen lädt die Gegend ja nicht gerade ein. Dafür ist sie viel zu öde und abgelegen.« Sie reicht ihrem Kollegen den Anhänger zurück. »Naylor war ein Gammler. Er hatte kein Geld, keinen festen Wohnsitz und ganz bestimmt kein Auto. Wie ist er dann da hingekommen? Der nächste Ort ist etliche Kilometer entfernt, und es gibt dort draußen nichts als Gestrüpp und brachliegende Felder.«
»Jemand muss ihn hingebracht haben. Oder er ist per Anhalter hingefahren.«
»Warum?«
»Vielleicht, um auf irgendeinem Bauernhof zu arbeiten?«
Megan wirft einen Blick in die Akte auf ihrem Schreibtisch und betrachtet Tony Naylors Foto. Der
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