Das Stonehenge - Ritual
Sie verraten oder Ihrem Tun ein Ende setzen.« Gideon schüttelt den Kopf. »Keine Angst. Mir ist durchaus bewusst, dass es diese Zunft schon seit Tausenden von Jahren gibt, und ich bin mir auch ihrer großen Bedeutung bewusst.« Er beugt sich über den Schreibtisch des Bauunternehmers. »Ich möchte daran teilhaben. Sprechen Sie mit dem Henge-Meister. Sprechen Sie mit den Verantwortlichen aus dem Inneren Kreis.« Er schiebt seinen Stuhl zurück und steht auf. »Danach erwarte ich, von Ihnen zu hören, Mr. Smithsen. Sie haben ja meine Nummer.« Er ist schon halb draußen, als er innehält und noch einmal den Kopf durch die Tür streckt. »Übrigens befinden sich die Tagebücher inzwischen an einem sicheren Ort. Außerdem habe ich ein paar Leute damit beauftragt, nach Ablauf von vierundzwanzig Stunden sehr detaillierte Auszüge aus den Tagebüchern und ein von mir verfasstes Schreiben bei der Polizei abzugeben, falls sie bis dahin nichts von mir hören.« Er lächelt Smithsen zum Abschied an. »Die Uhr tickt. Sie sollten sich besser
bald
bei mir melden.«
91
Um sechs fährt Megan ihren Computer herunter und bricht auf, um Sammy abzuholen. Ihre Tochter hat den Nachmittag bei Adam verbracht. Er möchte die beiden Damen noch zum Abendessen ausführen. Mal wieder heile Familie spielen. Ihrer inneren Stimme zum Trotz hat Megan sich erweichen lassen.
Das
Harvest Inn
liegt nicht weit von seinem Haus entfernt. Sie gehen zu Fuß hin und lassen sich draußen nieder. Adam verschwindet in die Gaststube und kehrt kurz darauf mit einem Bier, einem großen Glas Weißwein und einem Apfelsaft zu Megan und Sammy zurück, die auf einer verwitterten Holzbank an einem ebenso verwitterten Holztisch sitzen. Er geht mit Sammy zu den Schaukeln hinüber, während Megan das Essen für sie drei bestellt und dann die letzten Strahlen der Abendsonne genießt, die langsam hinter dem kleinen Spielplatz versinkt. Für einen Moment scheint alles wieder so zu sein wie früher.
Sammy rennt von den Schaukeln zur Sandkiste. Adam folgt ihr und passt auf, dass sie sich nicht verletzen kann. Während sie fröhlich im Sand herumkratzt, kehrt er an den Tisch zurück. »Sie wird so schnell groß«, stellt er fest, nachdem er sich Megan gegenüber niedergelassen hat. Er prostet ihr mit seinem Bier zu. »Darauf, dass Sammy so eine großartige Mutter hat!«
»Und auf dich.« Sie stößt mit ihm an. »Du bist zwar ein lausiger Ehemann, aber ein guter Dad.«
»Ich weiß. Inzwischen ist mir so einiges klargeworden.« Er wirft einen Blick zu Sammy hinüber, die sich gerade weit nach vorne beugt, um möglicht viel Sand zwischen ihre Beine zu scharren. »Sie ist ein Teil von uns beiden. Ich würde alles für sie tun, und …« Für einen Moment verlässt ihn der Mut, doch dann fügt er hinzu: »… und ich würde auch alles dafür tun, dich zurückzubekommen.«
»Adam …«
»Nein, bitte lass mich ausreden. Ich habe es vermasselt. Das tut mir inzwischen sehr leid. Können wir nicht noch einmal von vorne anfangen?«
Megan blickt auf ihr Glas hinunter. »Ehebruch kann man nicht einfach vom Tisch wischen wie verschüttete Milch, Adam.«
Das Essen trifft ein und erspart ihnen weitere Peinlichkeiten. Sammy schafft nur ein paar Happen, ehe sie auf dem Schoß ihres Vaters einschläft. Als sie fertig sind, spazieren sie zurück zu Adams Haus, und Megan legt Sammy schlafen. Adam macht eine Flasche Brandy auf – diejenige, die sie während ihres letzten Urlaubs vor Sammys Geburt gemeinsam in Frankreich gekauft haben. Sie führen ein langes Gespräch. Über die Arbeit. Über Sammy. Über die Gründe für seine Affäre. Sie reden, bis das ganze Gift abgeflossen ist und es nichts mehr zu bereinigen und zu besprechen gibt.
Megan fühlt sich völlig ausgelaugt. Nachdem sie Sammy einen letzten Gutenachtkuss auf ihr süßes, schlafendes Gesicht gehaucht hat, tut sie etwas, wovon sie genau weiß, dass sie es nicht tun sollte: Sie geht mit ihrem treulosen Ex ins Bett. Zwischen ihnen gibt es in dieser Nacht keinen wilden Sex. Kein leidenschaftliches Aufbauen von Brücken. Nur einen Waffenstillstand, besiegelt durch enges Beieinanderliegen. Und tröstliche Gedanken an das, was sie mal hatten – und in Zukunft vielleicht wiederhaben können.
92
Dienstag, 22 . Juni
Die Morgensonne fällt durch den schmalen Spalt zwischen Adams billigen Schlafzimmervorhängen und wird von einem Spiegel reflektiert, der gegenüber auf einer Kommode steht. Megan liegt schon seit Stunden
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