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Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Christer
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Artefakte – archäologische Fundstücke, die ihn eher an den Vater erinnern, den er nicht kannte, als an den, der ihm einmal vertraut war.
    Als er schließlich aussteigt und den makellos sauberen Pfad entlanggeht, scheint ihm die Morgensonne bereits heiß ins Gesicht. Weiter vorne sieht er das Krematorium, ein Gebäude von vornehmer Schlichtheit, das mit seinen vielen Hartholzträgern und -türen, seinen freundlichen Buntglasfenstern und dem schicken roten Ziegeldach einen recht modernen Eindruck macht.
    Gideon hört Schritte. Als er sich umdreht, sieht er Megan, die ihn im Laufschritt einzuholen versucht. Er hat nicht mit ihrem Kommen gerechnet und ist gerührt, dass sie sich die Zeit genommen hat. Sie trägt ein knielanges schwarzes Kleid und flache schwarze Schuhe und hat einen schwarzen Regenmantel über dem Arm. »Hallo«, stößt sie leicht atemlos hervor. »Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass ich gekommen bin?«
    »Ganz im Gegenteil. Es ist sehr freundlich von Ihnen, sich die Mühe zu machen.«
    Mitfühlend berührt sie den Ärmel seines neuen schwarzen Anzugs, während sie gemeinsam auf den Eingang zusteuern. »Ich habe mir gedacht, dass Sie vielleicht ein bisschen moralische Unterstützung gebrauchen könnten, nachdem Sie hier bestimmt nicht viele Leute kennen.«
    Er holt tief Luft. »Da haben Sie recht. Vielen Dank.«
    Megan verzichtet darauf zu erwähnen, dass sie außerdem wissen möchte, wer sonst noch kommt, in welcher Beziehung die betreffenden Leute zu Nathaniel Chase standen und wie sich Gideon in dieser Situation verhält, die unter normalen Umständen ja eine schwere Prüfung für einen Sohn darstellt.
    Nur Gideon und Megan sind anwesend, als der Sarg außer Sichtweite verschwindet. Gideon neigt den Kopf, und Megan drückt tröstend seine Hand. Er versucht, sich nicht vorzustellen, wie sein Vater nun samt seinem Sarg in jene Kammer des Ofens gleitet, in der er einer brutalen Temperatur von mehr als tausend Grad ausgesetzt sein wird. Aufgrund seiner Ausbildung als Archäologe weiß Gideon, dass dabei alle Organe und weichen Gewebeteile vollständig verbrennen und nur mineralische Knochenbestandteile verbleiben, die anschließend von einer Art Mahlmaschine zerrieben werden. Bis nur noch Staub übrig ist.
    Asche zu Asche.
    Er versucht, nicht an den Mann zu denken, den er verloren hat. Und auch nicht an all die Dinge, die er ihm gerne noch gesagt hätte, oder an die vielen bösen Worte, die er inzwischen bereut.
    Staub zu Staub.
    Er ist hier, um das alles möglichst schnell hinter sich zu bringen. Um dem Letzten Willen seines Vaters zu entsprechen, der verfügt hat, seine Asche möge in Stonehenge verstreut werden.
    Die Bestattungszeremonie dauert keine fünfzehn Minuten. Sie wird weder von Fanfaren noch von Tränen begleitet. Nur von Stille und Leere.
    Auf dem Weg nach draußen wird Gideon von einem Angestellten des Krematoriums mitgeteilt, er könne die Überreste seines Vaters entweder in ein paar Stunden oder am nächsten Morgen abholen. Er beschließt, später noch einmal herzukommen. Er möchte den Tag in dem Wissen beenden, dass es vorüber ist. Dass er nie wieder hierher zurückkehren muss.
    Er und Megan steuern auf ihre Wagen zu. Für einen Moment bleibt Gideon wie betäubt neben der Fahrertür seines Audi stehen. Megan findet, dass er einen sehr verlorenen Eindruck macht.
    »Ab ins nächste Pub!«, sagt sie zu seiner großen Überraschung. »Wir können doch nicht einfach fahren, ohne Ihrem Dad ein anständiges letztes Geleit zu geben. Wir müssen wenigstens noch auf ihn anstoßen.«

95
    Caitlyn hört ein schreckliches Poltern.
    Kühle Luft weht in ihr stinkendes Loch. Hände greifen nach ihr.
    Ihr Körper fühlt sich so steif und schwer an, dass es ihr vorkommt, als hätte man sie an den harten Stein genagelt. Ihre Peiniger zerren sie eilig aus der Felsnische und treiben sie dann einen schmalen, dunklen Gang entlang. Mühsam stolpert sie dahin, bis sie schließlich einen runden, mit Kerzen beleuchteten Raum erreichen. Caitlyn versucht zu blinzeln. Ringe aus kleinen, flackernden Flammen blenden sie schmerzhaft. Selbst hinter geschlossenen Lidern kann sie die Lichtringe noch sehen, sie haben sich bereits in ihre Netzhaut eingebrannt. Für einen Moment gerät sie in Panik und ringt keuchend nach Luft.
    Zwei Männer binden Stricke um ihre Handgelenke, um sie anschließend wie einen Esel im Kreis herumzuführen. Immer im Uhrzeigersinn. Zwanzig Runden durch den kalten, kahlen Raum. Caitlyn

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