Das Stonehenge - Ritual
durchmachen muss«, erklärt Draco laut, während er auf sie zugeht. »In was für Zeiten leben wir eigentlich? Erst verliert man seinen Vater, und dann bricht auch noch irgend so ein Mistkerl ein und brennt einem fast das Haus nieder. Eine schreckliche Sache.« Er kehrt zu seinem Wagen zurück und macht sich unter demonstrativem Geklapper an einer Tasche voller Werkzeug zu schaffen.
Megan ist klar, dass er sie beobachtet, so dass sie nicht ungestört reden können. »Ich wollte Ihnen noch ein paar Fragen wegen Ihres Vaters stellen. Komme ich ungelegen?«
»Es passt tatsächlich gerade schlecht«, antwortet Gideon. »Wenn es Ihnen recht ist, melde ich mich später telefonisch bei Ihnen. Ich kann auch zu Ihnen ins Präsidium kommen, wenn Ihnen damit geholfen ist.«
»Das wäre wunderbar.« Aus dem Augenwinkel sieht sie, dass der Bauunternehmer zu ihnen herüberspäht. »Darf ich noch rasch Ihre Toilette benutzen? Die Rückfahrt dauert doch eine ganze Weile.«
»Selbstverständlich. Ich zeige Ihnen, wo sie ist.«
Sie entfernen sich von Draco. Sobald sie im Haus sind, tritt Megan dicht neben Gideon und fragt leise: »Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«
»Eher nicht. Wenn Sie weg sind, muss ich ihn begleiten. Die wollen die Tagebücher meines Vaters.« Während er im Gang eine Lampe anschaltet, späht er durch die offene Haustür. Draco schlägt gerade die Wagentür zu, um ihnen nach drinnen zu folgen. »Ich kann jetzt nicht sprechen.«
Megan bleibt nichts anderes übrig, als die Toilette aufzusuchen. Draco kommt zur Tür herein und packt Gideon am Hemd. »Ich habe euch reden sehen. Was hat sie zu dir gesagt?«
Gideon versucht ruhig zu bleiben. »Nimm die Hände weg. Gestern war die Beerdigung meines Vaters. Sie hat mir nur ihr Beileid ausgesprochen.«
Draco lässt Gideon los. »Sieh zu, dass sie verschwindet, und zwar schnell. Sonst ist morgen gleich die nächste Beerdigung.«
109
Gideon begleitet Megan zu ihrem Wagen und hält ihr die Tür auf. Er weiß, dass ihm nur ein paar Sekunden bleiben.
»Ich wurde heute Morgen mit einer Waffe bedroht.« Er nickt zum Haus hinüber. »Von Smithsen und noch einem Mann. Dem Einbrecher, der mich bewusstlos geschlagen hat, als das Haus brannte. Die beiden arbeiten zusammen.«
Vor Megans geistigem Auge taucht das Bild von Matt Utley auf. Sie würde Gideon gerne von ihrem Ausflug zu Utleys Metzgerei erzählt, aber dafür ist keine Zeit. »Steigen Sie ein und kommen Sie mit mir aufs Präsidium«, schlägt sie vor, »dann können wir das alles in Ruhe besprechen.«
Er wirft einen nervösen Blick in Richtung Haustür. »Das geht nicht. Ich
muss
ihn begleiten.«
»Warum?«
»Mein Vater hat sich lieber umgebracht, als sich mit den Machenschaften dieser Leute einverstanden zu erklären.«
»Was
sind
denn das für Machenschaften?« Megan mustert ihn prüfend. Sie muss wieder an seinen fragwürdigen Geisteszustand denken.
Gideon sieht die Skepsis in ihrem Blick. »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Es geht um
Menschenopfer
. Ich glaube, sie planen gerade wieder eines.«
Megan würde gerne mit ihm darüber diskutieren, sieht aber Smithsen neben dem Haus auftauchen. Er trägt ein Stück verbrannten Holzes und tut dabei recht geschäftig. Definitiv nicht der richtige Zeitpunkt für Diskussionen. Sie lässt den Motor an und löst die Handbremse. »Ich rufe Sie später an.«
Gideon tritt zurück. Während Megan davonfährt, ist Smithsen bereits im Anmarsch. Er sieht ihrem Wagen nach, bis sie das metallene Sicherheitstor erreicht hat und auf die Landstraße abbiegt.
»Worüber habt ihr gesprochen?«
»Geld«, antwortet Gideon. »Mein Vater hat mit Kunstgegenständen gehandelt und damit Millionen verdient. Ich schätze mal, er hat im Lauf seines Lebens etliche alte Gräber leergeräumt. Ein paar Beamte aus der für Kunstdiebstähle zuständigen Abteilung wollen mich zu seinen letzten Kontoauszügen befragen.«
»Hat sie sich nach deinem Gesicht erkundigt?«
»Ich habe behauptet, ich sei gestürzt.«
»Gut.« Er wendet sich wieder dem Haus zu. »Los jetzt, wir verschwenden nur unnötige Zeit. Holen wir die Bücher, und dann nichts wie weg von hier.«
»Nun mal langsam«, hält Gideon ihn zurück. »Glaubst du wirklich, ich bin so blöd und lasse die Tagebücher im Haus?«
Smithsens Gesichtszüge versteinern. Gideon zieht seinen Autoschlüssel aus der Tasche und öffnete den Kofferraum seines Audi. Als der Bauunternehmer hineinspäht, entdeckt er darin ein dickes, mit einer
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