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Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Christer
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worauf sie hinauswill. »Hier leben lauter kräftige, gesunde Leute – ohne große Luftverschmutzung, ohne Fastfoodrestaurants, dafür aber mit viel Auslauf in ländlicher Landschaft und gesunden Lebensbedingungen von frühester Jugend an.«
    »Jimmy«, wirft sie ein, »
jeder
wird mal krank. Lebensmittelvergiftung, Heuschnupfen, angeborene Zipperlein, was auch immer. Selbst frische Landluft und Fußmärsche auf Feldwegen können nicht verhindern, dass man sich hin und wieder erkältet oder verletzt. Bei diesen Leuten ist das aber nie der Fall.«
    »Das beweist gar nichts. Mein Vater ist stark wie ein Bulle und war meines Wissens auch noch nie krank oder verletzt. Genauso wenig wie ich und meine Mum.«
    Beide schweigen erschrocken, als ihnen klar wird, was seine letzte Bemerkung unter Umständen bedeutet.

115
    Megan schließt auf und eilt schnurstracks zum Kühlschrank, in dem sich noch eine halbvolle Flasche Sauvignon Blanc befindet. Nachdem sie ihre Schuhe in eine Ecke geschleudert hat, lässt sie sich mit ihrem Glas auf der Couch nieder. Eigentlich ist geplant, dass sie und Adam sich heute einen romantischen Abend machen. Ihre Eltern haben Sammy mit zu sich genommen, damit sie beide schön essen gehen und anschließend allein sein können. Selten war Megan weniger nach Sex auf Knopfdruck zumute als in diesem Moment.
    Auf dem Heimweg hat sie angestrengt nachgedacht. Über Gideon. Über Jimmy. Und über Jimmys Vater – ihren stellvertretenden Polizeichef.
Lieber Himmel!
    Als sie den Schlüssel im Schloss hört, schaudert sie.
    Adam ruft schon in der Diele nach ihr. »Meg, bist du oben?«
    »Im Wohnzimmer! Ich betrinke mich gerade.«
    Lächelnd erscheint er im Türrahmen. »Geht es dir gut?«
    Sie nickt, sagt dann aber: »Nein, eigentlich nicht.«
    Er eilt an ihre Seite. Sie ist sichtlich angespannt, und er glaubt zu wissen, warum. »Liebling, reg dich nicht auf wegen heute Abend. Falls es dir lieber ist, wenn wir zu Hause bleiben und uns einen Film ansehen, ist das für mich auch völlig in Ordnung. Wir können es uns auf der Couch gemütlich machen, so wie früher, als Sammy noch ein Baby war.«
    Tränen steigen ihr in die Augen, und sie kommt sich ein bisschen blöd vor. Trotz ihrer Verlegenheit ist sie ihm dankbar.
    Adam geht hinüber zum Kühlschrank. Er holt den Wein, um ihr nachzuschenken. Er selbst schnappt sich ein Bier und gesellt sich damit zu ihr auf die Couch, wo er sich an seinem früheren Stammplatz niederlässt. Alles ist wie früher.
    Megan lässt den Kopf auf seine Brust sinken, schließt die Augen und beginnt zu weinen.

116
    Donnerstag, 24 . Juni
    Gideon kann nicht sagen, ob er im Begriff ist, das Bewusstsein wiederzuerlangen, oder noch mitten in einem Albtraum feststeckt. Wogen des Schmerzes branden in seinem Kopf auf. So viel Schmerz, so viel Schock. Eindringliche Bilder donnern auf ihn ein wie stürmische Wellen auf ein kleines Kind. Ein unterirdisches Stonehenge. Schwarze Augen unter einer Kapuze aus Sackleinen. Ein Kreis aus brennenden Kerzen. Das Gesicht seiner Mutter. Ein alte Steinklinge und ein Zeremonienhammer. Die Tagebücher seines Vaters. Die erhobenen Hände des Henge-Meisters. Sein eigener nackter Körper, festgekettet auf dem Schlachtstein. Das brennende Eintauchen des Messers in seine Handgelenke, die Beine und den Rücken. Sein eigenes Blut, das ihm in den Mund läuft.
    Nun sieht er einen Jungen. Einen Achtjährigen mit dunklem Haar und großen hoffnungsvollen Augen. Er hält die Hand seines Vaters, während sie inmitten von wogenden Nebelschwaden auf einem weiten Feld stehen. Stonehenge. Aber es ist etwas anderes. Sie befinden sich in einem Kreis aus großen, geisterhaften Gestalten. Die wabernden Schatten befinden sich in ständiger Bewegung, sie werden für einen Moment breiter und ziehen sich dann wieder in die Länge wie Rauchfahnen, die aus Lampen am Boden aufsteigen, um anschließend emporzuschießen wie schwarze Ölfontänen und Sekunden später rot zu lodern wie Höllenfeuer und schließlich golden zu leuchten wie die Saiten einer mächtigen Harfe.
    Nun sieht Gideon nur noch einen Wasserfall aus Sternen. Galaxien aus Sternen ergießen sich ins Zentrum des Steinkreises, wo sie in einem riesigen, bodenlosen kosmischen Tümpel umherwirbeln. Die Sterne verblassen langsam. Hinter ihm stürzen Felsen ein. Wie bei einem Erdbeben ist dumpfes Grollen zu hören. Die Steingötter am Rande des Tümpels bewegen sich, sie durchqueren die Dunkelheit seines Geistes, kommen immer

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