Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Christer
Vom Netzwerk:
sprechen, die ihr im Kopf herumspuken. Energisch schüttelt sie die düsteren Gedanken ab und beschließt, sich mit Arbeit abzulenken, bis entweder Jimmy oder Gideon von selbst wieder auftauchen.
    Metzgermeister Matt Utley steht ganz oben auf ihrer Liste. Sie geht in die Reservatenkammer, um noch einmal einen Blick auf die Beweismittel zu werfen, die bei dem Einbruch sichergestellt wurden. Mittlerweile ist sie sicher, dass es sich bei der kleinen Axt, die sie in der sichergestellten Werkzeugtasche gesehen hat, um eine Art Fleischerbeil handelt.
    Megan plauscht kurz mit Louise, der erst vor kurzem verwitweten Beamtin, die an diesem Tag die Aufsicht über die Reservatenkammer hat, und erklärt ihr dann, was sie braucht. Die Zweiundfünfzigjährige verschwindet nach hinten, unterhält sich aber weiter mit Megan, während sie zwischen Papiertüten herumraschelt und Kisten auf Metallregalen verschiebt. »Bist du sicher, dass das Datum und die Fallnummer stimmen, Megan?«
    »Sicher bin ich sicher.«
    Louise taucht wieder auf. »Lass mich das noch mal überprüfen.« Sie gibt die entsprechenden Zahlen in ihren Computer ein. »Tut mir leid, aber da finde ich keinen Eintrag.« Verblüfft starrt sie auf den Bildschirm. »Zu diesem Fall gibt es keine Aufzeichnungen, und zu den Nummern, die du mir genannt hast, finde ich hinten keinerlei Entsprechung.«
    Megan ist völlig perplex. »Wo
sind
die Sachen dann? Ich habe dieses Beweismaterial doch schon selbst gesehen. Ich bin es mit dem Constable durchgegangen, der es sichergestellt hat, und mein Detective Sergeant hat gesagt, er …« Sie verstummt.
    Jimmy hatte gesagt, er bringe die Sachen in die Reservatenkammer. Sie kann sich noch genau daran erinnern, wie er sie von ihrem Schreibtisch genommen hat. Es läuft ihr kalt den Rücken hinunter.
    Plötzlich kommt ihr ein weiterer Gedanke.
    Sie bedankt sich bei Louise und stürmt zurück an ihren Schreibtisch, wo sie hektisch ihre Computer-Mailbox öffnet und die alten Nachrichten durchsieht. Ein Gefühl von Panik lässt ihr Herz rasen. Rasch tippt sie einen Suchbegriff in das entsprechende Feld.
    Nichts.
    Sie tippt erneut, diesmal langsamer. Scrollt noch einmal manuell durch die Nachrichten, wird aber noch immer nicht fündig. Sie hat vor Schreck schon ganz heiße Wangen. Eilig überprüft sie ihren Papierkorb.
    Leer.
    Die betreffenden Mails sind alle unwiderruflich gelöscht. »O Gott!« Sie schlägt die Hände vors Gesicht. Auch die automatisch versandte Mail, die sie auf die Übereinstimmung mit Matt Utley aufmerksam gemacht hatte, ist nicht mehr da.
    Sie hat nichts gegen ihn in der Hand.
    Sämtliche Beweise sind spurlos verschwunden.

120
    »Nun wirkst du nicht mehr ganz so arrogant und eingebildet«, meint Draco, als er sich über Gideon beugt und in sein blutleeres Gesicht blickt. Der Hüter des Inneren Kreises weiß, was Gideon durchgemacht hat. Die Hölle. Er selbst war auch schon dort.
    Draco greift nach einer Handschelle und steckt den Schlüssel ins Schloss. Die Kette hängt an einem im Steinboden festgeschraubten Haken. »Bevor ich dich freilasse, muss ich wissen, ob ich dir vertrauen kann.«
    Gideon fühlt sich schwach. Traumatisiert. »Das kannst du.« Er spricht langsam, mit heiserer Stimme.
    Draco schließt die Handschellen auf. Zwei Männer treten aus der Dunkelheit und helfen ihm hoch. Er hängt wie tot zwischen ihnen, kann sich noch kaum auf den Beinen halten. Nun, da das Blut in seinen Kopf zurückströmt, hat er das Gefühl, als würde es ihm den Schädel zerreißen. Er ist unglaublich müde und hungrig.
    Gleichzeitig kommt es ihm vor, als würde er gerade leichtfüßig und ein wenig orientierungslos durch den Raum schweben. Als hätte er wie bei einer Nahtod-Erfahrung seinen Körper verlassen. Die ihn umgebenden Kapuzenmänner scheinen zu schimmern. Für ihn sehen sie aus wie von goldenen Auren umgeben, die sich im Rhythmus ihrer Atmung weiten und wieder zusammenziehen. Wenn Draco spricht, schweben weiße Wolken aus seinem Mund. Wie Atemwolken an einem kalten Wintertag.
    Er weiß, dass sie ihn Gänge entlangführen, kann aber seine Füße nicht spüren. Er kann gar nichts spüren. Dagegen sind sein Sehvermögen und sein Gehör nicht abgestumpft, sondern aufs Höchste geschärft. Er kann hören, wie in den behauenen Sandsteinblöcken rundherum die Wassertropfen verdampfen, und auf dem schmalen Mörtelstreifen zwischen Wand und Boden sieht er im dunklen Auge einer Ameise den ganzen Gang gespiegelt.
    Seine

Weitere Kostenlose Bücher